Please Mind The Gap …
Von Nightwish hört man im Moment nicht so viel und von Lacuna Coil nicht das was man gewohnt war – also Vorhang auf, Bühne frei, Verstärker an für Within Temptation, die sich somit der Aufmerksamkeit des gesamten Genres sicher sein können. Aber Vorsicht: Eine Freikarte auf den Gipfel des Gothic-Metals ist das bei Weitem noch nicht.
Tracklist:
- The Howling
- What Have You Done
- Frozen
- Our Solemn Hour
- The Heart of Everything
- Hand of Sorrow
- The Cross
- Final Destination
- All I Need
- The Truth Beneath The Rose
- Forgiven
Seit ‚The Silent Force‘ ist es ein bisschen ruhig rund um die Niederländer geworden. Die hatten viel zu arbeiten – nach der Veröffentlichung des Albums stand eine mehrmonatige Tour auf dem Programm und danach wurde eben diese für eine Live-DVD aufgearbeitet während sich in der Zwischenzeit Sängerin Sharon den Adel und Robert Westerhold auch noch über die Geburt ihrer Tochter freuen durften. Verlängerte Karenz gab es deswegen aber zum Glück keine – und auch kein Umsatteln auf Wiegenlieder.
In Sachen Weiterentwicklung ist bei Within Temptation leider doch nicht viel passiert – zwar hat man sich deutlich in die richtige Richtung bewegt, doch von einem großen Sprung kann bei Weitem noch nicht die Rede sein und gerade jetzt wo Nightwish eher am Abstellgleis geparkt haben wäre der Weg frei gewesen – doch die spielen lieber eine Runde in der Remise anstatt sich gleich auf die Große Reise zu machen. Within Temptation sind im Großen und Ganzen ihrem Stil treu geblieben – ein bisschen deftiger darf es auf ‚The Heart of Everything‘ schon sein und da teilt man sich das Zugabteil auch gerne mal mit Daniel Gibson und Stefan Glaumann, der schon Rammstein zum richtigen Mix verholfen hat. Nicht zuletzt ist es natürlich auch Sängerin Sharon zuzuschreiben, dass dieses Album vom Klangvolumen ausgereifter geworden ist – die junge Mutter präsentiert hier ihre Stimme eindeutig raumgreifender als auf den Vorgängeralben – aber ganz überzeugt sind wir von diesem Auftritt noch nicht.
An einem Song kommt man gleich garnicht vorbei ‚What have you Done‘ wurde gemeinsam mit Keith Caputo aufgenommen (What have you done now? – I’ve been waiting for someone like you – But now you are slipping away – what have you done now?) und die Kollegen von Evanescence würden sich für diesen Song gleich alle zehn Finger abschlecken, haben sie mit ‚Bring Me To Live‘ diese Scharte so richtig ausgeschlagen.
Wer das große Orchester und den katastralen Einschlag sucht, wird bei ‚Our Solemn Hour‘ gut bedient sein und kann auch bei ‚All I Need‘ getrost zugreifen. Den Opener ‚The Howling‘ kennen Spielkinder bereits aus dem Trailer zum Game ‚The Chronicles Of Spellborn‘. ‚Frozen‘ und ‚Forgiven‘ sind die balladesken Beiträge zum Gesamtwerk, wo erfreulicherweise wieder auf mehr Gitarren und Klavier zurückgegriffen wurde, aber der Mainstream schon ein bisschen an die Tür klopft. ‚Hand Of Sorrow‘ (Please forgive me for the sorrow – For leaving you in fear – For the dreams we had to silence – That’s all there’ll ever be – Still, I’ll be the hand that saves you – Though you’ll not see that it is me) ist eindeutig der beste Track auf diesem Album, und wird allen ‚Mother Earth‘-Freunden Grund genug sein, den CD-Kauf doch nicht als unnötig abzustempeln.
‚Final Destination‘ oder ‚The Cross‘ können leider nicht mit ‚Hand of Sorrow‘ mithalten und schleppen sich gerade noch mehr recht als schlecht durch den mäßigen Mittelpart der Aufführung.
Fazit: Mehr erwartet – vielleicht. Enttäuscht – eigentlich nicht ganz. Vielleicht haben wir zu sehr auf ein ‚Ja, das ist es!!‘-Album gewartet, dass es im Endeffekt nicht geworden ist – anhören kann man es sich aber trotzdem allemal.
Bitte hinter die Gelbe Sicherheitsmarkierung zurücktreten – der Zug fährt ab … und Within Tempation haben zum Glück ihre Tickets noch rechtzeitig gelöst.