Ich verfolge die Entwicklung der Kaiserslauterner Band „Winterland“ nun schon seit 8 Jahren und bin immer wieder fasziniert davon. Angefangen hat alles 1996 als reines Studioprojekt von Sänger Thorsten Fries und Gitarrist Markus Pfeffer. Nachdem das Debütalbum „Under The Flood“ 1997 weltweit hervorragende Kritiken erntete, beschloss man, das Line-Up zu einer funktionstüchtigen Band zu komplettieren. In ständig wechselnden Bandbesetzungen wurden nun einige CDs wie z.B. das von mir sehr geschätzte Album „The Truth“ (2000) und „perSonality“ (2002) veröffentlicht. Auch hier hagelte es wieder positive Kritiken aus der ganzen Welt. Neben eigenen Alben steuerten „Winterland“ auch Songs zu einigen Samplern bei und belegten mehrfach Plätze in den Top10 von mp3.com. Ende 2002, nach dem Release des Albums „perSonality“, wurde die Band auf Eis gelegt weil es schlicht und einfach an Auftrittsmöglichkeiten mangelte. Auf diversen Open-Airs in den Region wollte man vor allem Coverversionen hören und keine Eigenkompositionen. Gitarrist Markus schloss sich daraufhin der Rockband „Wet Desert“ an und brachte mit ihr die CD „Kiss The Past Goodbye“ heraus. Im Frühjahr 2007 sollte es auch für diese Band Schluss sein und nun stand Markus da mit über 20 neuen Songs im Gepäck. Fertig geschriebene Songs ohne Band ist eine wahrlich schlechte Kombination und so liess er das alte Studioprojekt „Winterland“ wieder auferstehen. Ins Boot kam auch wieder Thorsten Fries und zusammen nahmen die beiden das Album „evening STAR“ von November 2007 bis Juni 2008 auf.
Line-Up:
- Markus Pfeffer – Guitars, 5-String Bass Guitar, Keyboards, Loops & Programming, Backing Vocals
- Thorsten Fries – Vocals, Backing Vocals
Tracklist:
- Once again
- Time machine
- Hanging in the balance
- New horizons
- Blink of an eye
- I believe
- Superstar
- Cobwebs and dust
- Ain’t got time
- Slave new world
- Fading lights
Stilistisch sind „Winterland“ in die Rockschiene einzuordnen. Rockige Gitarren werden mit sphärischen Synthi-Klängen und einem melancholischen Gesang kombiniert. Das war eigentlich schon immer so – 2008 wird aber auf größere Experimente im Gitarrenbereich verzichtet. Man bleibt abseits irgendwelcher Trends und beschäftigt sich mit traditionellem 80er Jahre Rock wie man ihn von Survivor kennt. In der Presseinfo ist noch von Bruce Springsteen, HIM und Sunrise Avenue die Rede, aber da kann ich persönlich keine Parallelen ziehen. Es ist schwer eine ähnliche Band zu nennen, denn die Kombinaton von Thorstens Stimme und der Fingerfertigkeit von Markus an der Gitarre hat einen Flair, wie ihn nur „Winterland“ besitzt. Dass Thorsten eine klassische Gesangsausbildung hat ist deutlich herauszuhören und die Bariton Stimmlage hat etwas sehr Beruhigendes und Melancholisches. Hier fällt mir sofort David Bowie ein oder auch der Sänger von Paradise Lost (Nick Holmes). Und genau hier wäre ich an dem Punkt angelangt wo ich leider sagen muss, dass die alten Alben dem Aktuellen nicht das Wasser reichen können. Vor allem was den Gesang angeht. Stephan Hugo mag wirklich ein begnadeter Sänger sein, aber er konnte das Winterland-Feeling nur halb so gut rüberbringen wie es Thorsten Fries schafft. Stephans Stimme war einfach zu hell für diese Art von Musik und mir persönlich war das schon immer ein kleiner Dorn im Auge. Der musikalische Stil ist aber im Großen und Ganzen vergleichbar mit den Vorgängeralben – auf „evening STAR“ ist bei den Gitarrenparts weniger „Geplänkel“ zu hören. Damals stand die Gitarre sehr im Vordergrund. Heute ist das zwar teilweise immer noch der Fall, aber sie klingt kraftvoller und ist ein würdiger Begleiter für Thorstens Stimme. Deutlich heraus zu hören ist auch wieder der typische Fender Stratocaster Klang, wie man ihn schon von Mark Knopfler (Dire Straits) kennt. Für alle, die sich jetzt fragen wer denn eigentlich die Drums eingespielt hat, habe ich hier eine kurze Erklärung: Bei den Drums handelt es sich um Samples echter Drums, die in diversen US-amerikanischen Edel-Tonstudios aufgenommen wurden. Jeder einzelne Schlag wurde für sich inkl. der Anschlagstärke eingegeben, was natürlich eine Menge Arbeit für Markus darstellte. Das Ergebnis kann sich hören lassen. So klingen die Drumparts nicht künstlich wie bei Drumcomputern, sondern man hat den Eindruck, dass wirklch jemand hinter der Schießbude sitzt. Die Mühe hat sich wirklich gelohnt.
Fazit:
Für mich ist „evening STAR“ das stärkste Winterland Album das es je gab und ich hoffe, dass bald wieder eine Live-Band zusammenkommt. Live sind die Jungs nämlich ein absolutes Erlebnis – Perfektion und Spaß pur. All die Arbeit die die beiden in die CD gesteckt haben hat sich wirklich gelohnt und die gute Produktion gab dem Sound noch den letzten Schliff. Das Album rockt und Ohrwürmer wie „Once Again“, „Blink Of An Eye“ oder „Superstar“ gehen so schnell nicht mehr aus dem Ohr. Von mir gibt’s volle Punktzahl! 10/10 Punkte. Danke Jungs, dass ihr Winterland wieder ins Leben gerufen habt.
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