Es ist so weit: das neue Winterland-Album „Angekommen“(*) ist angekommen bzw. veröffentlicht. 14 frische Songs der Deutschrock-Poeten aus Kaiserslautern – von und mit Stephan Hugo, Markus Pfeffer und Thomas Rieder. Nachdem das letzte Album „Ein Leben lang“ bereits 2014 erschienen ist und die Band am 25. Dezember 2016 runde 20 Jahre alt wurde, ist es also auf jeden Fall Zeit für ein neues Werk. Und programmatischer könnte der Titel des Albums gar nicht sein. Winterland haben in den letzten Jahre viel experimentiert: Aus einem Rock-Pop-Mix mit ursprünglich englischen Texten ist melodischer Rock mit deutschen Texten und leichten 80er Anleihen geworden. Anfangs mit Thorsten Fries am Mikrofon und später – wie ich es gewohnt war – wieder mit Stephan Hugo als Sänger. Und da gehört er auch hin, denn mit seiner Musicalerfahrung, die er durch seine langjährige Arbeit am Pfalztheater erworben hat, schafft er es spielend, die Emotionen rüberzubringen, die für einen Winterland-Song so wichtig sind. Und daran hat sich nach wie vor nichts geändert. In den Songs von Winterland steckt ganz viel Gefühl und wirklich jeder sollte sich mit den Texten des Trios identifizieren können. Denn es sind vor allem Alltagsthemen und auch alltägliche Probleme, die jeder von uns schon einmal erlebt und durchgemacht hat. Winterland sind „Angekommen“ und dabei rocken sie wie noch nie. Dafür sorgen auch die Gitarren-Riffs und Melodien von Markus Pfeffer und die gekonnt eingebauten Percussions von Thomas Rieder.
Line-Up:
- Stephan Hugo – Gesang
- Markus Pfeffer – Gitarre/Bass/Synths
- Thomas Rieder – Schlagzeug
Tracklist:
- Moment
- Meilenweit
- Mehr Schein als Sein
- Wie es mir gefällt
- Angekommen
- Disharmonie
- Fort
- Fang an zu leben
- Aus den Augen, aus dem Sinn
- Scheissegal
- Auferstehen
- Superstar
- Für immer und weiter
- Sonnenuntergang
Der Opener ist ja immer so der Song, an dem die Fans und Supporter einer Band festmachen, wie die Scheibe wird – somit hat er eine ganz besondere Bedeutung und das wissen Winterland. „Moment“ ist ein typischer Winterland Song geworden. Aber was heisst eigentlich typisch? Das Zauberwort heisst „Wiedererkennungswert“ und der ist definitiv bei Winterland in jedem Song vorhanden. Nachdem man also „Moment“ angespielt hat, kann man sich getrost zurücklehnen: Die Band hat sich zwar mehr in die Rock-Richtung bewegt, sie ist aber noch genau das, was viele an den sympathischen Musikern und ihren Songs so lieben. Background Chöre, Klavier, eine dominante Bassline, akustische Gedanken und Stephans gefühlvoller Gesang. Es brauchte nur diesen einen Moment, um sich von dem Album fesseln zu lassen.
„Meilenweit“ rockt anständig aus den Boxen und thematisiert den typischen stressigen Alltag, an den man täglich gefesselt ist und von dem man sich endlich befreien sollte, um zu leben.
Ich bin offensichtlich nicht die einzige, die von diesen ganzen falschen Typen, die nichts anderes können, als mit ihrer Scheinwelt zu glänzen, sprichwörtlich die Schnauze voll haben. Auch Winterland rechnen mit dieser Art Person anständig und teils auch frech und zynisch ab. Und selten hat eine Abrechnung so gerockt ;-) Mit tiefen und düsteren Basslines und einer Melodie, die ins Ohr geht.
Und wo wir gerade beim „rocken“ sind: „Wie es mir gefällt“ bleibt ähnlich trotzig und geradlinig. Den Text sollte sich so mancher wirklich zu Herzen nehmen. Manchmal muss man auf etwas verzichten, nur weil man nicht mit dem Strom schwimmt und anders ist als die anderen. Dafür lebt man aber sicher glücklicher.
Der Titeltrack „Angekommen“ umschreibt noch einmal, wie es sich anfühlt, wenn man sein Leben noch einmal revue passieren lässt und realisiert, dass man endlich dort angekommen ist, wo man schon immer hin wollte. Eine verträumte und nachdenkliche Ballade, die nur aus Klavier, Gesang und einigen zarten Percussions besteht.
Und wenn wir gerade schon bei einer Ballade sind, schiebe ich noch den Song „Fort“ hinterher, der ja schon vor dem Albumrelease ausgekoppelt und mit einem Videorelease gefeiert wurde. Klavier, Akustik-Gitarre, Percussions und Gesang, gepaart mit einem ergreifenden Text, der so manchem ein Tränchen entlocken wird.
„Disharmonie“ ist ein Song, den ich zum Beispiel sehr faszinierend finde: Rock wird mit einer poppigen Melodie gepaart. Gitarrenriffs und ein geradliniges Schlagzeug treffen auf Klavier und Gesang. Beeindruckender kann man das Ende einer Beziehung wohl kaum darbieten. Muss man sich anhören, um zu verstehen, was ich meine.
Der härteste Song auf dem Album ist „Scheissegal“ und das nicht nur, weil hier kein Blatt vor den Mund genommen wird.
„Superstar“ dürfte den Fans sehr bekannt vorkommen. Den gab es nämlich schon einmal, allerdings mit anderem Titel und in englisch ;-) Einer meiner Lieblingssongs von Winterland – in beiden Versionen.
Und zum Relaxen gibts das Instrumentalstück „Sonnenuntergang“, was praktisch das Outro darstellt und auch aus der Feder von Mike Oldfield stammen könnte. Tubular Bells lassen grüßen. Ein wahnsinnig toller Track!
Ich kann die Songs nicht bis ins kleinste Detail beschreiben. Ich kann Euch aber empfehlen, das Album anzuhören, wenn ihr deutschsprachigen Rock mögt. Ich kann die Jungs allerdings nicht in irgendeine Schublade stecken, denn sie haben im Laufe der Jahre ihre ganz eigene musikalische Schublade geschaffen. Das schafft nicht jede Band und davor ziehe ich nach wie vor meinen Hut. Von mir gibts viel Liebe und alle Punkte, die ich vergeben kann.