Genau 13 Jahre ist es nun her, dass sich die Band Winterland gefunden hat und nach dem letzten Album „evening STAR“ wechseln die Bandgründer, Sänger und Texter Thorsten Fries und Multi-Instrumentalist Markus Pfeffer von der englischen auf die deutsche Sprache. Die erste spontane Idee wurde den Fans auf MySpace vorgestellt und diese sollten ihre Meinung kund tun. Offensichtlich kam die Idee mit den deutschen Texten nicht nur bei uns von venue music gut an, denn frei nach dem Motto „Alles Geht“ erschien nun 2010 das gleichnamige aktuelle Album. Das mittlerweile sechste Album der Band sollte zwar die stilistischen Eckpfeiler der Formation beibehalten, darüber hinaus aber auch neue Wege beschreiten und den lyrischen Aspekt der verfolgten Stilistik mehr betonen. Das heisst: Die Musik ist wie gewohnt melodisch rockend und typisch Winterland, die Texte sind in deutscher Sprache und damit für das deutsche Publikum einfacher zu verstehen und wesentlich „greifbarer“.
Line-Up:
- Markus Pfeffer – Guitars, 5-String Bass Guitar, Keyboards, Loops & Programming, Backing Vocals
- Thorsten Fries – Vocals, Backing Vocals
Tracklist:
- Abendstern
- Alles geht
- Warte bis es dunkel ist
- Thron der Desillusion
- Den Sternen so nah
- Glamourös
- Strände der Einsamkeit
- In der Ruhe liegt die Kraft
- Legion der Verdammten
- Abendstern (Reprise)
Musikalisch sehr auf Retro getrimmt eröffnet der 7 Minuten lange Song „Abendstern“ das Album. Die Melancholie, die der Text ausstrahlt, wird durch eine sparsame Instrumentalisierung unterstrichen und der bombastische Refrain mit dem Mehrstimmigen Gesang transportiert den Text, der durch einige Metapher zu überzeugen weiss, gekonnt zum Hörer. „Alles Geht“ ist mein absoluter Lieblingssong auf der CD. Der Text gibt Hoffnung und die Musik lädt zum Mitsingen ein, da der Refrain eher eingängig ist. Wie die Band schon richtig angemerkt hat, wäre dieser Song ein Top 10 Hit, wenn er von Deutschrockbands wie Silbermond veröffentlicht worden wäre. Aber wer sagt denn, dass nur gehypte Bands diesen Erfolg haben dürfen? Man gibt die Hoffnung ja nie auf – „Alles Geht“ hat jedenfalls hohes Potential! Wir gehen weg vom typischen Deutschrock und hin zum eher düsteren Rock á la Oomph, Megaherz und Eisbrecher: „Warte bis es dunkel ist“ überrascht den Hörer mit tiefer gestimmten Gitarren und einem eher düsteren Feeling.
Insgesamt ist die Musik von Winterland etwas düsterer geworden und das liegt nicht nur am tiefen Gesang von Thorsten Fries. Die deutschen Texte, die teils melancholisch sind und teils Hoffnung vermitteln, rutschen durch den Sound und die deutsche Sprache etwas in den deutschen Gothic Bereich. Ab und zu erkennt man Parallelen zu A-HA, Oomph, Pink Floyd oder auch Led Zeppelin. Das aber vor allem bei den Arrangements. Hier wird nicht abgekupfert sondern man hört, dass die Band lediglich inspiriert wurde und die Ideen gekonnt umzusetzen wusste.
Der Schluss-Song „Abendstern (Reprise)“ rundet das Album noch harmonisch ab und erweckt den Eindruck, dass „Alles Geht“ wie ein rundum eigenständiges Album anzusehen ist.
Mir persönlich gefallen beide Winterland Facetten: Die englische sowie die deutsche Musik zündet sofort. Bisher war es eher schwer, die Musik in eine Schublade zu stecken. Jetzt fällt dies ein wenig leichter und ich denke, dass die Songs der CD „Alles Geht“ bestens in den düsteren Deutschrock Bereich passen würden. Die perfekte Musik für das trübe Wetter da draussen – zum Nachdenken und Kraft schöpfen.
2 Antworten
Sehr, sehr schönes Review! Danke aus dem Winterland!