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Wiener Sängerknaben goes Pop

Cover: Wiener Sängerknaben goes Pop
Cover: Wiener Sängerknaben goes Pop

Fragt nicht, wie jemandem wie mir eine solche CD in die Hände fällt – obwohl vorgezeichnet durch einen Schuldirektor der einmal selbst zu den Goldkehlchen der Nation gehörte, und nach meinem letzten Schuljahr am Gymnasium als Direktor zu den Sängerknaben wechselte.

Die Wiener Sängerknaben haben Tradition und gehören zum ruhmreichsten Exportgut Österreichs. Ihre Wurzeln liegen im Jahr 1498, aber erst seit 1918 singen sie nicht mehr allein im Dienste des Hofes.

Etwa 100 Sängerknaben, alles Knaben zwischen 10 und 14 Jahren, gibt es – aufgeteilt in vier Konzertchöre bestreiten sie jährlich etwa 300 Konzerte in allen Teilen der Welt. (auch Franz Schubert war als Kind ein Mitglied des bekanntesten Knabenchores)

In einem gewagten Projekt führte man sie zur Popmusik, und was daraus geworden ist, kann sich wirklich hören lassen.

Tracklist:

  1. My Heart Will Go On (Celine Dion)
  2. All You Need Is Love (The Beatles)
  3. Get Down (Backstreet Boys)
  4. Fantasy (Earth, Wind and Fire)
  5. The Power Of Goodbye (Madonna)
  6. Nothing Else Matters (Metallica)
  7. Nothing Compares To You (Prince)
  8. Message In A Bottle (The Police)
  9. Supreme (Robbie Williams)
  10. Eternal Flame (The Bangles)
  11. Burning Down The House (Talking Heads)
  12. Only Time (Enya)

Drei der Vier Chöre haben für dieses Album gearbeitet:

Der Mozartchor singt Enya, Madonna und die Beatles

Der Schubertchor interpretiert Robbie Williams, Metallica, Earth, Wind and Fire, die Backstreet Boys und The Bangles

Der Brucknerchor übernimmt Celine Dion und The Police

My Heart Will Go On

Gleich zu Beginn erkennt man die neue Linie – es wurde auch nicht einfach eine neue Stimme über das Playback gelegt, das Stück wurde in Tempo und Ausdruck etwas geändert. Für den Anfang und das Kommerz – verwöhnte Ohr sicher noch ein wenig gewöhnungsbedürftig.

All You Need Is Love

Mit dem Song von John Lennon und Paul McCartney hat man sicher keine einfache Wahl und leider ein wenig daneben getroffen, was auch an der mangelhaften Begleitmusik liegt.

Get Down

Geschmackssache.

Wer stimmlich und gesanglich besser wegkommt, liegt wohl auf der Hand. Ein Minuspunkt liegt sicher über dem Teil der bei dem Lied der Backstreet Boy von den Kollgegen von Fun Factory übernommen wurde. Ansonsten eine ganz gute Nummer.

Fantasy

Ein eher mittelmäßiges Stück auf dem Album – was aus meiner Sicht auch daran liegen könnte, dass ich auch zum Original wenig Bezug habe, deshalb am besten selbst anhören und ein eigenes Urteil bilden.

Stimmlich ist nichts dagegen vorzubringen.

The Power Of Goodbye

Mit dieser Interpretation wäre Madonna sicher auch zufrieden. Hier überstreicht die Souveränität der stimmlichen Leistungen das wieder nur mäßige Playback bei weitem, so dass dieses nicht weiter schwer ins Gewicht fällt. Eines der besten Stücke dieser CD.

Nothing Else Matters

Wer hätte gedacht, dass die Wiener Sängerknaben sich einmal an einen Song von Metallica heranwagen, und damit auch noch gut davon kommen würden? – Die wenigsten wahrscheinlich, aber das Ergebnis ist durchaus gelungen. Zwar dürfte es bei richtigen Metallica-Fans auf taube Ohren stoßen aber diejenigen, die musikalischen Experimenten nicht abgeneigt gegenüberstehen sollten diesem Song einmal ihr Ohr leihen.

Nothing Compares To You

An diesem Lied haben sich schon einige Sänger und solche die es werden wollten, oder glaubten, schon welche zu sein, vergriffen. Die Version der Knaben aus der Alpenrepublik ist zwar von Prince Original etwas entfernt, nicht im negativen Sinne, es klingt zwar anders aber gut.

Message In A Bottle

In eine Reihe zu stellen mit „All You Need Is Love“ – ein Song von Sting, der für eine solche Auslegung, meiner Meinung nach, eher nicht gedacht war.

Supreme

Ein Pop-Sampler ohne Robbie Williams kann sich in diesen Zeiten nicht sehen lassen, deswegen auch hier obligatorisch. Die Jungen wagen sich in gesangliche Höhen von denen selbst Robbie himself nur träumen kann. Für all jene, die das Original kennen, und diese Zahl dürfte sich nicht gerade gering belaufen, wird der Song anders klingen, ob er „ankommt“ ist auch hier Geschmacksache.

Eternal Flame

Ein großer Teil der Trümpfe, die sie auf diesem Album ausgespielt haben, liegen auf diesem Song, der sich als eine perfekten Neuauflage zeigt. – Im Booklet ist zu lesen, dass viele der Buben das Lied nur in der Version von Atomic Kitten kannten – diese Verion der drei Britinnen selbst ist auch eine Gelungene, mit einer uniformen melodischen Darbietung des stimmlichen Aufgebots.

Obwohl auch dieser Song schon mehrfach kopiert wurde, zählen von den wirklich „bekannten“ Verionen neben dem Original für mich auch die Interpretationen von den Sängerknaben und Atomic Kitten zu den gesanglich schönsten.

Burning Down The House

Mit seiner Interpretation hat Tom Jones Seinerzeit bereits den Vogel abgeschossen – nach dieser Vorgabe ist es auch hier schwer, wirklich zu überzeugen.

Only Time

Das Herzstück des Albums, das Beste der CD.

Wer von Enya ein bisschen mehr kennt als „May It Be“ aus dem Soundtrack von Peter Jacksons „Herr der Ringe – Die Gefährten“, wird hiervon ähnlich angetan sein wie ich.

Wie schon einmal erwähnt: Wer sich gerne oder ab und zu auf Musikalische Experimente einlässt kann ruhig einmal in dieses Album hineinhören – auch wenns nur im Musikladen am Stand zum Probehören ist.

Störende Faktoren sind in jedem Fall die teilweise mangelhaften Playbacks. Wenn man auf dem Cover „Wiener Sängerknaben“ liest, denkt man vielleicht an eine klassisch musikalische Untermalung mit Streichern und Bläsern, aber nicht an Computeroptimierte Elektromusik.

Ein Punkt an dem man also noch weitaus mehr punkten hätte können (ev. auch beim etwas „reiferen“ Publikum)

Das man außerdem bei der einen oder anderen Stückwahl kein wirklich glückliches Händchen gehabt hat, ist zwar sicher Ansichtssache, aber gegen die volle Stimmte von Tom Jones, der den Song zwar auch nur gecovert hat, ankommen zu wollen, da bedarf es leider etwas mehr als einen bekannten Namen.

Fazit: Ob ich mir jetzt nach diesem Vorgeschmack noch eine andere CD der Sängerknaben zulegen werde bleibt abzuwarten, obwohl ich mir sicher bin, dass dies nicht deren erster Ausflug ins Popbiz gewesen sein wird (im Übrigen war die CD in den Österreichischen Album-Charts recht gut plaziert).

Wiener Sängerknaben: 
Wiener Sängerknaben goes Pop
Unsere Wertung: 50%
Wiener Sängerknaben goes Pop 
wurde am 11. November 2002 
über EMI Classi (EMI) 
veröffentlicht.
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