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W.A.S.P. – Dying For The World

Cover: W.A.S.P. - Dying For The World
Cover: W.A.S.P. - Dying For The World

W.A.S.P. (White Anglo Saxon Protestants – eine satirische „Abbildung“ der scheinheiligen christlichen U.S.-Amerikaner) präsentieren sich auf ihrer neuen CD „Dying For the World“ insgesamt etwas ruhiger, als auf dem Vorgängeralbum „Unholy Terror“. Wichtiger ist es jedoch, dass Mr. Lawless mal wieder alles andere als zimperlich mit seiner politischen und sozialen Meinung um sich wirft, was, je nach Standpunkt, der größte Vorteil oder das größte Manko der ganzen CD ist.
Blackie hat auf dieser CD unter Anderem den 11. September 2001 auf seine Weise verarbeitet, was, in meinen Augen, sicherlich ein sehr Interessantes Thema ist, da Blackie schließlich in New York aufgewachsen ist. Er greift bei seiner Argumentation, vor Allem bei seiner Kritik an „Oberterrorist“ (so entnehme ich es dem Text) Bush auch auf den Golfkrieg zurück…

Line-Up:

  • Blackie Lawless: Gesang, Rhythmus-Gitarre, Keyboards
  • Mike Duda: Bass, Gesang
  • Darrell Roberts: Lead-Gitarre, Gesang
  • Frankie Banali: Schlagzeug

Tracklist:

  1. Shadow Man – 5:34
  2. My Wicked Heart – 5:38
  3. Black Bone Torso – 2:15
  4. Hell For Eternity – 4:38
  5. Hallowed Ground – 5:54
  6. Revengeance – 5:20
  7. Trail of Tears – 5:50
  8. Stone Cold Killers – 4:56
  9. Rubber Man – 4:25
  10. Hallowed Ground (acoustic) – 6:08

Der Opener „Shadow Man“ beginnt dezent mit einer Gitarrenmelodie. Nach und nach „steigert“ die Band sich in den Song hinein. Das Schlagzeug erinnert etwas an „Enter Sandman“ von Metallica. (oder „Schlaf Kindlein, schlaf“ von J.B.O. ;-) ) Ungefähr in dem gleichen Tempo wie das Metallicastück spielt sich auch der restliche Song von W.A.S.P. ab. Um ehrlich zu sein, die systhematischen Ähnlichkeiten sind geradezu verblüffend! Sicher klingt „Shadow Man“ so gar nicht nach „Enter Sandman“, aber wenn man stur nur den Ablauf betrachtet, gleichen sich die Songs bis zum Refrain erstaunlich. Erst beim Solo hebt sich „Shadow Man“ von seinem „Vorbild“ (das ich da rein interpretiert habe, also nicht überbewerten) ab, indem Blackie einfach die letzten Teile vom Gitarrensolo rückwärts abspielt, während er noch ein Bridge singt. (klingt etwas psychedelisch, finde ich)
Der Text (eigentlich ist der ja fast schon wichtiger als die Musik) handelt dem Tod. Wer jetzt denkt, in diesem Song verarbeitet Blackie einen Teil der Erlebnisse vom 11 September, der liegt richtig! Der Text besagt nämlich, dass niemand nach dem Tod glücklich sein wird! Es gibt keinen Gott, keinen Himmel; wir werden alle irgendwann sterben und für immer verloren sein. Ich glaube, in diesem Text spiegeln sich sicherlich einige Gefühle der Welt wieder, die sie am 11. September in ihrer Fassungslosigkeit bewegt haben. Und das ohne auf diesem ekelhaft kitschigen amerikanischen Patriotismus herumzureiten.

„My Wicked Heart“ ist für mich, aus musikalischer Hinsicht, das beste Stück auf der CD. Cooles Riff, spitzen Drumming und ein sehr gutes Solo. Der ganze Song schlägt ordentlich nach vorne! Auch hier sind zwischendrin wieder psychedelische Elemente verarbeitet.
Der Text spricht in der 1. Person von jemanden, der sein Leben vor Gott offenbahrt und für seine Sünden um Vergebung bittet. Blackie meinte, das jeder sein Leben irgendwann einmal vor einer imaginären höheren Kraft offenbahrt und über seine Fehler nachdenkt, dass kann, muss aber nicht Gott sein. Ich denke, die Herren Geistlichen sollten die CD nach dieser Bestätigung ihrer Denkweisen direkt mit…

…“Black Bone Torso“ weiterhören, um nicht vollends abzuheben sondern wieder auf den Boden zu kommen. In diesem Lied nämlich werden laut Blackie „alle Verbrechen der katholischen Kirche“ aufgelistet. Dies reicht vom „Unzuchtverbot“ bis zu diversen Mordvorwürfen.
Musikalisch ist dieser Song sehr ruhig gehalten: Außer dem Gesang fallen nur die Sologitarre (sehr im Hintergrund) und ein, irgendwie an Indianer-Toms erinnerndes, Schlagzeug wirklich auf. (die Rhythmusgitarre verstärkt letztendlich nur den Gesang) Ich persönlich finde, dass Blackies Stimme gerade in diesem Song sehr ausdrucksstark zu Geltung kommt!

„Hell For Eternity“ ist ein klassisches Metal-Stück im 80er-Jahre-Stil. Ein „gerittenes“ Riff (so heißt die Spielart, glaube ich, mal gelesen zu haben) leitet den Song ein, der bis zum Ende ohne Unterbrechung ordentlich durchpustet, ohne zu aggressiv zu werden.
Dieser Song ist „für die U.S.-Army“ gedacht. Nachdem Blackie nämlich hörte, dass im Golfkrieg Heavy Metal an der Front gespielt wurde, dachte er sich, er könne ja vorbeugen und den Soldaten neuen Stoff schreiben, falls es einen zweiten Golfkrieg gibt. Der Sarkasmus, der mit diesem Song verbunden ist, sollte offensichtlich sein. Denn wer letztendlich für die Ewigkeit in der Hölle landet, wird direkt nicht ausgedrückt… Und den Soldaten, der so kalt ist, angesichts dieses dermaßen überspitzten Textes („Yeah, I’m Godzilla with a Gun“) noch wirklich kämpfen zu wollen, möchte ich kennenlernen!

In „Hallowed Ground“ verarbeitet Blackie, wie man unschwer am Songnamen erkennen kann, die Eindrücke seiner Besichtigung des Ground Zero. Es ist eine sehr stimmungsvolle, bewegende Ballade. Die irgendwie einfühlsam klingt, ohne dabei schnulzig oder kitschig zu werden.
Auf der CD ist „Hallowed Ground“ in zwei Versionen vorhanden: Einmal die „normale“ Fassung, die sehr nach 80er-Jahre-Powermetal klingt, wie ich finde, und dann noch die Acoustic-Fassung, in der die Rhythmus-Gitarre gegen eine klassiche Klampfe getauscht wurde. Letztere Variante klingt zwar sehr viel passender, athmosphärischer und stimmungsvoller. Ich persönlich bevorzuge aber dennoch die, doch sehr druckvolle, „normale“ Fassung!

Das Beste an „Revengeance“ ist die erste Minute! Das Riff klingt einfach super! Der erste Teil ähnelt dem von „Hell For Eternity“, der zweite Teil klingt extrem verzerrt und „matschig“, geht aber trotzdem gut ins Ohr. Der restliche Song ist (so wie auch „Hell For Eternity“) ein klassische Metalstück, das ohne unnützen Schnörkel durchgeht!
Die Hauptaussage des Textes sollte schon allein im Titel deutlich werden; in diesem Song lässt Blackie offen seine Wut an den Verantwortlichen des 11. September aus. („I’ll hunt you down like the dogs that you be“)

In „Trail Of Tears“ beruft sich Blackie auf seine indianischen Wurzeln. Er behandelt die Situation der nordamerikanischen Indianer zur heutigen Zeit. Sie haben keine Perspektive und wissen noch nicht, was morgen ist… und sie wollen es meist auch nicht wissen. Blackie kritisiert die menschenunwürdigen Bedingungen in den Reservaten.
Passend zum bewegenden Text ist die Musik sehr ruhig und zurückhaltend. Es ist beinahe ein Gesangssolo, dass nur von dem Schlagzeug (im Gegensatz zu „Black Bone Torso“ klingt es hier richtig nach Indianer-Toms) und einem Gitarrensolo untermalt wird.

„Stone Cold Killers“ kann sich dann wieder komplett zu „Revengeance“ und „Hell For Eternity“ gesellen. Mehr kann man zur Musik nicht mehr sagen. Klassischer Metal, kompromisslos eingeprügelt! Anhängend am Gitarren-Solo wird noch eine Bridge eingebaut, die es aber in ähnlicher Form in den anderen Songs auch schon gab. Der Refrain lässt sich gut mitsingen.
Textlich provoziert Blackie wieder in bester Manier die U.S.-Amerikanische „Kriegstreiberei“ und lässt sich gleichzeitig auch an den islamischen Terroristen aus. Einerseits klingt der Text genauso überzogen wie in „Hell For Eternity“, andererseits sagt Blackie auch unmissverständlich „I’ve come to kill the god that you made“

Alle, die nach der bisherigen CD noch nicht genug haben, können bei „Rubber Man“ erstmal ungestört weiterrocken! Musikalische Unterschiede sucht man besser mit der Lupe.
Der Text handelt nun auch „nur noch“ von einem Typen aus Blackies letzter Plattenfirma, der ihm so auf den Wecker ging, das er ihm ein Lied „gewidmet“ hat… Möge sich der Typ ärgern. ;-)

Produziert wurde die Scheibe, laut Blackie, beinahe ohne jede Computer-Hilfe. Was sich deutlich im Sound wiederspiegelt, in positiver wie in negativer Hinsicht: Einerseits klingt die CD sehr „echt“ und unverfälscht. Andererseits sind, vor allem beim Gesang, durchaus ein paar Macken drin, die man per Computer oder einfach nur durch zusammenschneiden mehrerer Tapes hätte ausbügeln können. Aber Blackie war die „Spontanität“ und die „Ausdruckskraft“ sehr wichtig, deshalb hat er bewusst auf all dies verzichtet, auch wenn seine Stimme nicht immer ganz Lupenrein klingt.

Fazit: W.A.S.P.-Fans (also Alle, die Blackies Gesang ertragen ;-) ), die offen für die ein oder andere Weiterentwicklung sind, können blind zugreifen. Alle anderen sollten sich die CD erstmal anhören, bevor sie zuschlagen. Eben aus diesem Grund vergebe ich hier auch „nur“ 9 Punkte, obwohl ich persönlich 10-Punkte geben würde. Die Geschmäcker, die angsprochen werden (musikalisch wie textlich), sind eben sehr individuell.

W.A.S.P.: 
Dying For The World
Unsere Wertung: 90%
Dying For The World 
wurde am 2. Dezember 2008 
über Sanctuary (Universal) 
veröffentlicht.
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