Vor vier Wochen veröffentlichte STRG_F, ein Format von FUNK, die Reportage „Übergriffe und Nazi-Merch: Was geht beim Metal?“. Tatsächlich eine aus meiner Erfahrung eher unspektakuläre Reportage, in der es für viele – mich eingeschlossen – nichts Neues zu erfahren gab. Fassen wir es kurz zusammen: Die Metal-Szene hat und feiert ein Selbstbild einer großen friedlichen Familie, deren Mitglieder teilweise angsteinflössend aussehen, aber alle ganz lieb sind. So lieb und friedlich, dass es bei jedem Dorffest mehr Polizeieinsätze gäbe als auf einem Festival wie dem Wacken Open Air. Dieses Selbstbild entspricht aber leider nicht wirklich der Realität und alle in der Szene, die nicht absichtlich weghören und -sehen wissen das auch schon seit Jahren. So lange werden auch diese Probleme diskutiert. Daher war die Reportage auch eher nicht so relevant für mich.
Bitte nicht falsch verstehen: Auf Metal-Konzerten und -Festivals hatte ich immer viel Spaß und was mich persönlich betrifft, kann ich dieses „Man trifft sich, man hat Spaß, es ist alles friedlich und spaßig“ fast uneingeschränkt unterschreiben. Aber das betrifft mich persönlich – sobald ich mich aber umschaue endet das harmonische „Friede, Freude, Metal“-Bild. Es ist einfach eine Tatsache, dass auch dort Menschen zusammenkommen und es gibt unter Menschen immer auch Arschlöcher. Das gilt vor der Bühne, hinter der Bühne und auch auf der Bühne – überall kann man auf Arschlöcher treffen. Das fängt bei Arschlöchern an, die andere begrapschen (ob beim Crowdsurfen oder im Gedränge), es gibt rassistische, sexistische, homophobe Arschlöcher – Metal ist keine isolierte heile Welt, Metal findet in dieser Welt statt, Metal-Fans sind Menschen dieser Welt und bei den Menschen dieser Welt sind eben auch Arschlöcher in den verschiedensten Geschmacksrichtungen dabei. Es wäre schön, wenn es anderes wäre und es ist toll, wenn man auf einem Festival zu der großen Mehrheit gehört, die eine solche schöne und friedliche Party haben, bei der das größte Problem zu wenig Alkohol oder zu viel Schlamm ist.
Aber schaut Euch die Reportage doch einfach selbst an:
Okay, die Reportage nimmt also das Selbstbild der Szene und zeigt dann, was man sich denken kann: Auch in der heilen Metal-Welt gibt es unschöne Ecken. Man könnte an der Stelle enden mit der oben schon erwähnten Erkenntnis: Metal-Fans sind Menschen und in jeder Gruppe Menschen gibt es eben auch Arschlöcher. Thema erledigt. Für manche war das Thema da nicht erledigt, es gab auch Kritik, ein Teil davon berechtigt und eben auch andere Kritik. Wer mal zu etwas anderem als Musik den Kopf schütteln will, der kann sich ja das Video des Dunklen Parabelritters anschauen:
Äh bitte was? Zeitweise muss man sich bei dem Video ja fragen, ob er eine andere Reportage gesehen hat oder was da gerade schief läuft. Ich mag da auch gar nicht im Detail auseinandernehmen, wo er da überall falsch liegt. Muss ich auch nicht. Aufgrund seiner Reichweite haben Isabell Beer und Kim Eckert ein Reaction-Video gemacht, in dem sie die „Kritik“ schön zerlegen. Ziemlich doof für ihn, dass sie ihm da genau das in seinem Video nachweisen, was er STRG_F nur ohne echte Belege unterstellt: Manipulation und Framing.
Aber kommen wir doch zu den wichtigen Dingen:
1. Sexuelle Übergriffe: Auch Metal-Festivals sind nicht per se Safe Spaces, auch dort gibt es Übergriffe – leider. Solltet Ihr Opfer eines solchen Übergriffs geworden sein, dann meldet das der Security, bringt das zur Anzeige! Wenn Ihr einen solchen Übergriff seht, dann geht dazwischen, steht dem Opfer bei, stellt Euch als Zeugin bzw. Zeuge zur Verfügung!
2. Merch von Nazi-Bands: Wenn Ihr seht, dass Händler:innen auf Festivals Merch von Nazi-Bands verkaufen, dann teilt das dem Veranstaltungsteam mit, wenn es nicht sofort möglich ist, dann zumindest nach dem Festival, damit man zumindest in Zukunft da genauer hinschaut.
Beitragsbild: Titelfoto der Reportage bei YouTube