Update: Ich hatte es ja vor zwei Tagen schon prophezeit und siehe da, so ist es genau so gekommen, wie ich es vermutete. Die Betreiber der Garage in Saarbrücken weiten das Taschenverbot nun auf alle ihre Veranstaltungen aus:
Liebe Garagen-Besucherinnen und Besucher,
aus aktuellem Anlass haben wir uns, in Zusammenarbeit mit unserem Security-Partner, dazu entschieden, Rucksäcke und große Taschen jeglicher Art bei allen Veranstaltungen in der Garage, dem Kleinen Klub, sowie unseren Veranstaltungen in anderen Locations wie Saarlandhalle, Congresshalle, E-Werk, etc. nicht zu erlauben. Diese können auch nicht mehr an der Garderobe abgegeben werden.
Weiterhin sollen die Besucher das Mitbringen von Gegenständen aller Art verzichten, die nicht unbedingt erforderlich sind. Medizinische Hilfsmittel (oder Medikamente) sind davon natürlich nicht betroffen! Damit sollen die Kontrollmaßnahmen unterstützt und beschleunigt werden.
Eine Beschränkung auf Handys, Schlüssel und Portemonnaies bzw. kleinere Täschchen erleichtert den Ordnungskräften ihre Arbeit.
Auch wenn wir der Beschneidung von Freiheiten und „Panikmache“ äußerst kritisch gegenüberstehen, sehen wir uns im Hinblick auf die Sicherheit der bei uns auftretenden Künstler, der Besucherinnen und Besucher und der Mitarbeiter/innen, zu dieser Maßnahme gezwungen.
Wir hoffen auf euer Verständnis!
Besonders heftig: Nicht mal mehr ein Abgeben an der Garderobe soll möglich sein. Direkt nach der Arbeit zu einem Konzert? Nur mit eigenem Auto, falls man mehr als Geldbeutel, Handy und Schlüssel dabei hat. Und natürlich muss hier wieder die „Sicherheit“ herhalten für eine Maßnahme, die an der Sicherheit bei den Konzerten genau gar nichts ändert. Aber es geht ja auch nicht wirklich um eine Verbesserung der Sicherheit, es geht nur darum, ein Gefühl von „die tun was“ und eine kuschlige Imitation von Sicherheit zu vermitteln. Was tatsächlich etwas bringen würde kostet aber am Ende dummerweise Geld. Wie wäre es denn mit mehr und besser ausgebildetem Sicherheitspersonal? Kostet Geld, ist also doof. Lieber Taschen verbieten und auch an der Garderobe nicht annehmen (sonst müssten am Ende da noch ein oder zwei Leute mehr beschäftigen, würde wieder Geld kosten).
Tja, was soll man dazu sagen? Da haben die psychisch Gestörten gewonnen, egal aus welcher Ecke die Gestörten kommen, wir geben unsere Freiheit auf, wir passen unser Leben deren kranken Taten an. Nur dummerweise bringt uns das nix…
Und mal eine Frage an die Juristen, die hier möglicherweise mitlesen: Inwiefern ist so ein Taschenverbot, das man per Facebook und Website verbreitet, überhaupt gültig für Menschen, die ihr Ticket schon vorher gekauft haben? Kann man da wenigstens das Ticket zurückgeben, wenn man nicht reingelassen wird aufgrund eines Verbots, welches es zum Zeitpunkt des Ticketkaufs noch nicht gab und das auch nur über solche Kanäle verbreitet wurde?
Ursprüngliche Meldung vom 26.07.2016:
Und da sind sie nun, die lang erwarteten Taschenverbote bei Festivals „aus aktuellem Anlass“. Angefangen hat das Wacken Open Air, dann folgte – zumindest in meiner Timeline – die Saarvent GmbH für ihre Open Airs (z. B. das Saarmageddon) und weitere Festivals werden mit Sicherheit folgen. Und sicher auch Konzerte. Ganz bestimmt. Worum es geht? Taschenverbote bei Festivals. Das WOA formuliert es so:
Liebe Metalheads,
aus aktuellem Anlass hat sich die Festivalleitung in Zusammenarbeit mit den zuständigen Sicherheitsbehörden dazu entschieden, aus Sicherheitsgründen Rucksäcke, Taschen jeglicher Art und auch Full Metal Bags nicht auf dem Veranstaltungsgelände zu erlauben. Zum Veranstaltungsgelände zählen Wackinger Village, Wacken Center, Wacken Plaza, Metal Market, Beer Garden und Infield. (Siehe Holy Wacken Land Plan.)
Erlaubt sind weiterhin Bauchtaschen und natürlich könnt ihr auch die faltbare Wasserflasche aus dem F:M:B für Getränke weiterhin nutzen.
In Nähe der Einlässe (A und B) findet ihr die bekannten Schließfachtrucks, um eure Sachen unterzubringen.
Außerdem bitten wir euch, alle Rucksäcke und Taschen mit eurem Namen und eurer Telefonnummer zu kennzeichnen.Wir vertrauen auf euer Verständnis. Diese Maßnahme dient der allgemeinen Sicherheit.
Auf ein großartiges und regenfreies W:O:A – wir freuen uns auf Euch.
Thomas Hess (Veranstaltungsleiter) und W:O:A Team
Und die Saarevent GmbH nicht viel anders:
Liebe Open Air-Besucherinnen und Besucher,
aus aktuellem Anlass hat sich der Veranstalter Saarevent GmbH in Zusammenarbeit mit den zuständigen Sicherheitsbehörden dazu entschieden, Rucksäcke, Taschen jeglicher Art bei den Open Airs auf dem Messsegelände (Sarah Connor, am 28.07., Saarmageddon-Festival am 29.07. und Unheilig am 30.07.) nicht zu erlauben. Weiterhin sollen die Besucher auf größere Handtaschen und Helme ebenso verzichten wie auf das Mitbringen von Gegenständen aller Art, die nicht unbedingt erforderlich sind. Damit sollen die Kontrollmaßnahmen unterstützt und beschleunigt werden. Eine Beschränkung auf Handys, Schlüssel und Portemonnaies bzw. kleinere Täschchen erleichtert den Ordnungskräften ihre Arbeit.
Wir hoffen auf das Verständnis der Besucherinnen und Besucher, diese Maßnahmen dienen der Sicherheit der Künstler, Mitarbeiter und natürlich auch der Konzertbesucher selbst.
So was kann man natürlich machen, die Veranstalter haben schließlich das „Hausrecht“ (auch wenn der Begriff bei einem Open Air etwas seltsam klingt) und natürlich können sie das Mitbringen von Taschen und Rucksäcken (auch solchen, die sie selbst verkaufen!) auf die Festivalgelände verbieten, aber ganz ehrlich: Was soll das bringen? Mehr Sicherheit. Ach so. Klar, mehr Sicherheit. Jetzt mal ehrlich, man muss nun kein großer Denker sein, um sich zum Beispiel zu überlegen, dass ein potentieller Selbstmordattentäter sich dann eben mit seinem Sprengstoffrucksack nachts auf dem Campingplatz in die Luft sprengt. Oder was soll es bringen gegen einen geplanten Angriff wie er in Paris stattgefunden hat? Sind die Security-Mitarbeiter am Einlass in Zukunft bewaffnet und mit schusssicheren Westen ausgestattet? Ernsthaft? Soll das die Zukunft sein?
Natürlich kann ich diese Reaktion nach Würzburg, München und Ansbach erst einmal nachvollziehen, aber bringt das wirklich mehr Sicherheit vor durchgeknallten Wahnsinnigen psychisch gestörten Menschen mit dem festen Willen, andere Menschen zu töten? Kann ich mir nicht vorstellen. Es erzeugt für die jeweiligen Veranstaltungen ein Gefühl von scheinbarer Sicherheit, es gibt den Veranstaltern die Möglichkeit zu zeigen, dass man ja etwas unternehmen würde und möglicherweise beruhigt man damit die eine oder andere Band aus Übersee, die in Anbetracht der teilweise hysterischen Berichterstattung über die schrecklichen Ereignisse in den letzten Wochen vielleicht glaubt, dass in Europa ständig Amokläufer und Selbstmordattentäter unterwegs wären.
Gegen Menschen, die psychisch so weit gestört sind und die bereits die feste Absicht haben, andere Menschen zu töten, helfen weder Taschenverbote, noch Vorratsdatenspeicherung, es helfen keine Überwachungskameras und auch keine Taschenlampen im Darknet. Offensichtlich gibt es in diesem Land – und nicht nur bei uns – massive Defizite solchen Menschen zu helfen, bevor sich deren Störung so weit gefestigt und gesteigert hat, dass sie eh nicht mehr zu erreichen sind. Ich erinnere mich zum Beispiel an zwei unglaubliche Nervensägen zu meiner Schulzeit, ich bin mir nicht mehr sicher, ob das nun Sozialpädagogen oder Psychologen waren, aber die hingen da zu zweit an der Schule rum und mischten sich überall ein. Man konnte die auch jederzeit ansprechen, wen es ein Problem gab, aber sie hielten auch selbst die Augen offen. Klar war es nervig, wenn so jemand über jede kleine Auseinandersetzung im Schulhof erstmal ausführlich reden wollte, aber die waren eben auch ein „Frühwarnsystem“. Keine Ahnung, ob und wie gut das funktioniert hat, aber wenn ich dann mitbekomme, dass heutige Schulpsychologen – wenn es sie denn noch gibt – teilweise für zwei, drei oder mehr Schulen zuständig sind, dann muss ich kein Genie sein, um zu erkennen, dass die kaum noch einen Einblick in den Alltag an den einzelnen Schulen haben können. Die sind nicht mehr präventiv tätig, die werden immer erst dann gerufen, wenn es brennt.
Ich schweife gerade etwas vom ursprünglichen Thema ab: Leute, übt euch in Verzicht, wenn ihr zu Festivals und Konzerten geht. Smartphone (ein kleines, kein Phablet!), Geldbeutel und Schlüssel müssen reichen. Eine Powerbank nur noch dann, wenn sie in die Hosentasche passt (auf Konzerten sollte man eh keine virtuellen Monster jagen). Kein Tablet mehr, auch nicht mehr eure Sammelbücher für Autogramme oder irgendwelche CDs, die ihr euch nach dem Auftritt signieren lassen wollt. Das war jetzt vielleicht ein wenig sarkastisch, aber ihr versteht, was ich meine: Rechnet einfach damit, dass in Zukunft alles, was größer als die äußerst modischen Bauchtaschen ist, auf Festivals und Konzerten verboten wird. Vielleicht erleben wir dank dieser Taschenverbote ein Revival der Herrenhandtasche? Die hatten ja in den 70ern wohl ihre große Zeit und wurden seitdem bei bislang keiner Retrowelle wieder ausgegraben.
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