Welch große Freude! Subway To Sally werden dieses Jahr stolze 10 Jahre alt (Was schenke ich bloß?!) und geben zu diesem Anlass ein Gastspiel im Sondershausener Club Stock’sen. Was denkt sich der durchschnittliche Fan guter Musik da? Natürlich nichts wie hin! Also: Ab ins Auto und Richtung Sondershausen gekurvt.
Vor uns (mein Freund, sein Vater und ich) waren schon einige Fans angekommen, die schon sehnsüchtig auf den Einlass warteten. Und so gesellten wir uns zu ihnen und warteten bis 20 Uhr, man erwartete ja, dass pünktlich geöffnet wird… In der Zwischenzeit wunderten wir uns über das eigenartige Leuchtschild, das in bunten Buchstaben mit Exekution drohte, falls man denn sein Auto in einer der zahlreichen Nebenstraßen parkte… Nur gut, dass wir so früh da waren und der Parkplatz noch frei war. *g*
Natürlich 10 Minuten zu spät wurden wir schließlich ins Stock’sen eingelassen, das, von außen betrachtet, noch stark im Bau zu sein schien. Dieser Eindruck bestätigte sich glücklicherweise nicht, war dort doch eine gemütliche und gepflegte Atmosphäre vorzufinden. Flink wie ich bin ergatterte ich natürlich den besten Platz, den man nur haben kann: 1. Reihe Mitte. Damit hatte ich die optimalen Voraussetzungen für ein gelungenes Konzert. Der Abend versprach gut zu werden! :)
Was allerdings ein relativ großer Kritikpunkt war, war eine Wartezeit von 2 Stunden (!) auf die Vorband. Ich kann ja verstehen, dass das Stock’sen gerne viele Getränke verkaufen will, aber Leute, 2 Stunden sind schon ein wenig happig, auch für harte Fans. Großes Minus also für den Veranstalter! Als dann etwas nach 22 Uhr die Vorband auf der Bühne erschien, war ich erstmal erleichtert, doch dieser Gefühlsumschlag erwies sich im Nachhinein als mehr als falsch.
Die aus Süddeutschland stammende Supportband „Bloodflowerz“ lieferte eine Mischung aus Nu- und Gothicmetal. Die Sängerin besaß eine durchaus kräftige und ausdrucksstarke Stimme (die mich zeitweise an Sandra Nasic von den Guano Apes erinnerte), sah dabei jedoch aus wie eine Mischung aus der Reinkarnation von Bob Marley und einem weiblichen Doppelgänger von Marilyn Manson und lispelte bei den Ansagen auffällig stark. Damit unterstrich sie von vorneherein die etwas lächerliche Wirkung der Band. Musikalisch bewegten sich die „Bloodflowers“ im unteren Drittel; die Musik war recht einfach strukturiert und von einer bemerkenswerten Monotonie. Die Musiker an sich spielen ihre Instrumente (Lead- und Rhythmusgitarre, Bass und Schlagzeug) engagiert und durchaus temperamentvoll (Vor allem der agile, etwas breitere Bassist zog durch sein Rumgehopse die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich), halfen jedoch nicht über die alberne und klischeehafte Wirkung der Band und der Musik hinweg. Arg gelangweilt, enttäuscht und müde vom stundenlangen Herumstehen setzte ich mich schließlich zu Boden, wobei ich böse Blicke von der Sängerin erntete. Nach 50 Minuten war der Spuk vorbei und ich war etwas überrascht von dem Kommentar der Sängerin. Sie meinte, so tolles Publikum hätten sie noch nie gehabt. Komisch, bis auf zwei 8-jährige in der 1. Reihe habe ich niemanden so richtig abgehen sehen, wie auch, bei solch unspektakulärer Musik… Die Band hatte wohl noch nicht viel Bühnenerfahrung. Na ja, man kann sagen, es ist alles ausbaufähig. Vielleicht wird ja eines Tages noch mal etwas Anständiges aus der Band. :)
Die Umbaupause dauerte nur eine Viertelstunde. Etwas ernüchtert von der Vorband freuten wir uns nun umso mehr auf die heiß geliebten Subway To Sally. Als es endlich losging, trat die Band in den schon von der Herzblut-Tour bekannten Kostümen auf die Bühne. Nach einem kurzen Intro, das zum Opener passte, ging es los. Wieder hatte ich mich zu früh gefreut, denn was war der erste Song?! „Sag dem Teufel“, mit einem total veränderten und langsameren Rhythmus (wie schon auf der Herzblut-Tour). Es kursiert schon länger das Gerücht, dass Eric, seines Zeichen Sänger bei Subway To Sally, den Song nicht mehr im Originaltempo singen kann, weil er sich mit zunehmendem Alter nicht mehr so schnell an den Text erinnern kann… Der arme Mann. Müssen wir deswegen aber mit dieser vollkommen lustlosen und überhaupt nicht dem Inhalt des Liedes entsprechenden Version von „Sag dem Teufel“ gequält werden?! Nein, das ist nicht die Art von Subway To Sally. Ein wenig enttäuscht war ich schon, weil dieses Lied einzigartig ist und nicht derartig verhunzt werden sollte.
Aber na ja, es konnte schließlich nur noch besser werden!
Und das wurde es auch, nämlich mit den Songs „Tag der Rache“, „Henkersbraut“ und „Mephisto“, die zum Tanzen, Mitsingen und Headbangen einluden und so die Stimmung das erste Mal an diesem Abend zum Kochen brachten. Gefolgt wurden die 3 Songs vom Opener der letzten Platte „Herzblut“, der den Namen „Die Schlacht“ trägt, leider diesmal ohne das schöne Trommelintro der letzten Tour… Besinnlich ging es weiter mit „Kleid aus Rosen“, einem wunderschönen Lied, ebenfalls von der CD „Herzblut“. Nun folgte ein weiteres Highlight des Abends, denn bei „Das Opfer“ schlugen Bodenski (Gitarre, Drehleier, Gesang) und Simon (Gitarre, Gesang) mit Metallstäben auf zwei ebenfalls aus Metall bestehende Rinderschädel ein, die unter Strom standen. So wurden bei jedem Schlag ein Haufen Funken erzeugt, was absolut beeindruckend aussah. Ein paar Mädels in der 1. Reihe schien es wohl nicht so zu gefallen, denn sie wichen erschrocken von den Funken zurück. *gg* Feurig wurde es auch bei „Sabbat“, denn Bodenski, Simon und Eric spieen Feuer, ein sehr schöner und beeindruckender Part der Show, der meines Wissens schon einige Jahre dazu gehört. Dies ist auch der einzige Song, bei dem die Stimme von Frau Schmidt (Geige) zu hören ist, die den Zwischenteil singt. Es ging weiter mit 3 neuen alten Stücken, nämlich „Sanctus“ (wunderschön a capella vorgetragen von Bodenski, Eric und Simon), „Kruzifix“ und „Vagabund“. Anschließend brannte „Die Hexe“ und heiß ging es ebenfalls her bei dem besinnlichen Stück „Herrin des Feuers“. Nun kam „Ein Sturm“ und bei „Veitstanz“ konnte sich kaum mehr jemand halten. Die Stimmung war am brodeln und lauthals verlangte ich Wasser von Eric, was ich zur Freude der 1. Reihe schließlich auch bekam. :) Bezeichnend für jedes Subway To Sally-Konzert ist natürlich der Schrei, den Eric vor „Es kommt ein Sturm“ zum 1. Mal von uns forderte, aber anscheinend noch etwas unzufrieden war. Das sollte sich aber im weiteren Verlauf des Abends noch ändern… Bei „Ohne Liebe“ gab es wieder mal einen Mitsingteil, den natürlich jeder perfekt beherrschte. Als vorerst letzten Song gab es dann „Julia und die Räuber“ auf die Ohren, ein absoluter Kultsong, der meiner Meinung nach aber schon ein wenig ausgetrocknet ist… Subway To Sally verabschiedeten sich mit einer tiefen Verbeugung. Nachdem die Band nun schließlich von der Bühne trat, sang das Publikum den genannten Song immer noch weiter. Schließlich kam Bodenski wieder auf die Bühne und fragte uns, ob sie uns denn beim Singen stören dürften, was bedeutete, dass nun die 1 Zugabe, nämlich „Horo“, ein weiteres a capella-Stück, folgte. Als zweite Zugabe grölten unzählige Kehlen „Böses Erwachen“ und sogar der Bassist Sugar Ray traute sich aus seiner Ecke hervor und zeigte sich in voller Pracht. Bei der 3. Zugabe „Grabrede“ „daifte“ Eric ins Publikum, wobei er tiefe …ähem… Einblicke unter sein Röckchen zuließ. Ob ästhetisch oder eher vulgär, darüber lässt sich bloß streiten. *g* Nach der 4 Zugabe „Carrickfergus“ traten Subway To Sally wieder von der Bühne. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon total fertig und hatte ehrlich gesagt kaum mehr Bock auf noch eine Zugabe. Doch als uns schließlich als 2. Zugabenblock „Kleid aus Rosen“ und der Uralt-Song „Die Arche“ in akustischer Form dargeboten wurden, ging es mir schon viel besser, denn Subway To Sally Vorzeigegitarrist Ingo Hampf verzaubert mit seinem Fingerspiel so ziemlich jeden. Als letzten Song spielten Subway To Sally das tragische Lied „Rose im Wasser“, das für Viele eine Art Fortsetzung von „Kleid aus Rosen“ darstellt. Körperlich fertig, aber allem Anschein nach glücklich über die gelungene Show, verließen die Musiker schließlich die Bretter, die die Welt bedeuten, um 1 Uhr 10.
Meine Bilanz: Ein durchaus gelungener Abend, wenn auch anfänglich mit einigen Enttäuschungen. Subway To Sally überzeugten mit einem gemischten Programm aus alten (insgesamt 7, die auf der Herzblut-Tour gefehlt haben) und neuen Songs und bestätigten wieder mal ihre führende Rolle als eine der besten und ausdauernsten Livebands Deutschlands. Aggressiv und gefühlvoll, melancholisch und fröhlich, jedoch immer poetisch und musikalisch anspruchsvoll lieferten sie uns ein tolles Konzert, das mehr oder weniger kaum einen Wunsch offen ließ. Die Band bot einen recht umfassenden Querschnitt durch die 10-jährige Bandgeschichte mit insgesamt 24 Songs von 5 CDs, lediglich vom 1. Album 1994 wurde kein Stück gespielt, was wohl damit begründet werden kann, dass Subway To Sally nur noch deutsch singen möchten (Das Album ist zum Großteil in englischer Sprache). Die Stimmung war grandios, denn die Fans dankten der Band mit unzähligen Schreien, Wellen von Applaus und Gefühlsausbrüchen jeglicher Art.
Sehr zufrieden, müde und hungrig verließen wir diesen Ort. Ich muss sagen, es hat sich wirklich gelohnt! Subway To Sally sind immer eine Reise wert, sicherlich auch in den nächsten 10 Jahren! :)
Spielzeit Bloodflowerz: 50 Minuten
Spielzeit Subway To Sally: 2 Stunden (mit Zugaben)
Setlist Subway To Sally:
Intro (neu)
Sag dem Teufel
Tag der Rache (neu)
Henkersbraut
Mephisto
Die Schlacht (Ohne Trommelintro)
Kleid aus Rosen
Das Opfer
Sabbat (neu/mit Feuerspucken)
Sanctus (neu)
Kruzifix (neu)
Der Vagabund (neu)
Die Hexe
Herrin des Feuers
Es kommt ein Sturm
Veitstanz
Ohne Liebe
Julia und die Räuber
(Abgang)
Horo
Böses Erwachen
Grabrede
Carrickfergus
(Abgang)
Akustik Kleid aus Rosen
Akustik Die Arche (neu)
(Abgang)
Rose im Wasser
(Abgang)
Traum vom Tod (nicht gespielt)