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Studioreport – Slick’s Kitchen

Studiobesuch bei Slick’s Kitchen

Weltstadt Hagen in Nordrhein-Westfalen. Die Wikipedia klärt über einige Bauwerke und Naturdenkmäler in Hagen auf, wir hatten aber nur ein Ziel: das Studio von Haan Hartmann. Im vergangenen Jahr war dieses Studio Schauplatz der Bandgründung, Bandfindung, von Proben und vor allem den Aufnahmen zur ersten CD von Slick’s Kitchen.
Nach dem plötzlichen Ende der Traceelords wollten Haan Hartmann und Slick Prolidol nicht aufhören, gemeinsam Musik zu machen, da war die Gründung einer eigenen Band nur naheliegend. Die Aufgaben der Zwei-Mann-Band waren auch schnell verteilt: Die Songs werden gemeinsam geschrieben, Haan sitzt am Schlagzeug, ist Produzent und Kopf der Band, Slick spielt Bass und Gitarre, singt und ist Gott der Band. Live werden sie von einem Gitarristen unterstützt.
Die Arbeiten an der ersten CD stehen kurz vor ihrem Abschluss und wir durften die beiden ein wenig von der Arbeit abhalten und die fast fertigen Songs hören. Und uns haben Slick und Haan damit schon überzeugt.

Rock’n’Roll

Slick Prolidol
Slick Prolidol
Manche bezeichnen ihn als Naturkatastrophe, andere sind begeistert von seiner Stimme und der Fähigkeit, den Bass zu zupfen. Der Mann mit den Teufels-Hörnchen ist vielen bekannt als Sänger und Gitarrist der Erlanger Band Bullig oder als Bassist und Sänger der Traceelords, die sich Ende 2006 getrennt haben. Nun kombiniert er bei „Slick’s Kitchen“ seine Fähigkeiten als Sänger, Bassist und Gitarrist in seiner Band.
Markenzeichen: die Lautstärke seiner Stimme variiert zwischen 57 und 138db.

Jeder Song ist Rock’n’Roll vom Feinsten mit der Schlagfertigkeit des Haan Hartmann und der Stimmkraft des Slick Prolidol, der bei den Songs zeigt, dass er weitaus mehr drauf hat als nur laut zu gröhlen (man erinnere sich an einige BULLIG-Songs). Die Melodien sind einfach aber gut gestrickt und gehen deswegen doppelt so schnell ins Ohr. Die Bassläufe und Gitarren sind fett und die Texte sorgen schonmal für ein breites Grinsen. Der Stil erinnert zum Teil sehr an old school Rock’n’Roll Bands wie Rose Tattoo oder manchmal auch ein wenig Motörhead. Eine ganze Eck Punkrock steckt auch mit drin. Das Faszinierende ist die Vielseitigkeit und die Leichtigkeit der Songs, die so manches Mal für Überraschungen sorgen.

Die kritischsten Hörer im Studio waren natürlich die beiden Künstler selbst: man merkte ihnen an, wie viel Herzblut sie in dieses Projekt gesteckt haben und wie wichtig es ihnen ist, hier wirklich ein rundes Werk abzuliefern. Daher haben sie sich auch die Zeit genommen, die nötig war und haben nicht versucht, einfach nur möglichst schnell eine CD fertig zu bekommen. Auch wenn es nur ein „halbes“ Album mit sechs Songs ist, passend zum Bandmotto „Half evil – Full show“ könnte man von „Halbes Album – volles Brett“ sprechen.

„You always find me in the kitchen at partys“

Haan Hartmann
Haan Hartmann
Obst essender (vornehmlich Bananen) Schlagzeuger und Produzent. Vielen dürfte er als Schlagzeuger der Band „The Traceelords“ bekannt sein. Seit 1999 arbeitet er als Produzent in seinem eigenen Tonstudio. So arbeitete er zum Beispiel mit folgenden Bands und Künstlern zusammen: Hartmann, Cyber Axis, The Traceelords, Powergod, Seafoam Green, Sodom, Onkel Tom, Bullig, Die Gesandten, Stefan Kleinkrieg, Peter Fischer, Eroc, Doro. Mit seinen Bands war er unter anderem auf Tour mit Whitesnake, J.B.O., Bela B., Alice Cooper, Ted Nugent, Status Quo, Axel Rudi Pell, Rob Rock, Asia, Kansas, Molly Hatchet uva.
Markenzeichen: die Muppet Figur „The Animal“, die in allen möglichen Variationen sein Studio ziert.

Bevor es an das Interview ging wurden wir noch von Haan verköstigt: Schweinebraten, Klösse und Rotkraut – vom Chef persönlich zubereitet. Sollte Haan irgendwann – was wir nicht hoffen – die Lust an der Musik verlieren, dann kann er sich an einer Karriere als Koch versuchen. Diese Fähigkeit von Haan ist aber nicht der Grund für den Bandnamen. Jeder hat wahrscheinlich schon das Phänomen bei Partys erlebt, dass sich irgendwann alle in der Küche treffen: dort sind die Raucher, das Bier, es gibt was zu Essen und irgendwie ist die Party doch in der Küche am besten. Und das ist der selbst erteilte Auftrag von Slick’s Kitchen: Unterhaltung.

Während wir uns nach dem Interview noch etwas mit Slick und der Fanclub-Leiterin Jule unterhielten, war aus dem Studio schon zu hören, wie sich Haan wieder an die Arbeit machte. Slick erzählte noch ein bisschen was über die UK-Auftritte. Neben der Begeisterung über einen der Mischer bei den Auftritten, der es schaffte einen anständigen Monitor-Sound aus Boxen raus zu pressen aus denen eigentlich kein Ton hätte kommen dürfen war es vor allem die Reaktion der Muttersprachler auf seine Texte. Das zeigt, dass sie nicht flach oder die Witze zu plump seien.
Slick verabschiedete sich dann auch ins Studio: „Bis zum nächsten Mal“. Gerne, spätestens zum zweiten Album.

Interview

Ganz nach persönlicher Vorliebe könnt Ihr das Interview hier hören oder auch lesen. Oder auch beides.

Download: Audio (mp3)

Dobschat: Slick, Haan…Herr Hartmann – am besten stellt Ihr Euch mal selber vor. Wer möchte den Anfang machen?

Haan: Ich bin Haan Hartmann, Schlagzeuger und Kopf der Band.

Slick: Ich bin Slick Prolidol, Sänger, Bassist, Songwriter und Gott der Band.

Dobschat: Und die Band nennt sich:

Slick: Slick’s Kitchen – daran erkennt man ja auch schon um was es geht.

Dobschat: Also wahrscheinlich wohl eher nicht ums Kochen wenn wir von einer Band reden, aber warum dann der Name?

Haan: Der Name kam weil „you always find me in the kitchen at partys“. Sprich wenn wir egal wo feiern, die Raucher steh’n alle in der Küche, b.) ist das Essen da und trotzdem tummelt sich irgendwie alles in der Küche.

Dobschat: Stimmt das ist eine Feststellung, die glaube ich schon mehrere Leute gemacht haben.

Haan: Ja deswegen. Das ist einfach nur Party. Weil unsere Mission ist Unterhaltung.

Dobschat: Und weil Du der Kopf der Band bist deswegen Slick’s

Haan: Genau.

Slick: Weil ich bin Slick und er ist quasi dann der Punkt auf den sich alles zentriert.

Dobschat: Den Kopf der Band muss man ja nicht nochmal extra erwähnen im Namen.

Haan: Nein, nein…

Dobschat: Ihr habt jetzt aber nicht erst mit dieser Band angefangen, Ihr macht beide schon ziemlich lange Musik.

Haan: Ja ich bin jetzt 27, ich habe mit 14 angefangen, d.h. 13 Jahre schon, das ist ’ne Glückszahl oder Unglückszahl, man weiss es nicht – aber wir haben schon sehr viel zusammen erlebt auch. Von Whitesnake über J.B.O. bis weiss ich nicht was wir schon alles mit unserer kleinen Ex-Band (Anm. d. Red. gemeint sind The Traceelords) supportet haben. Mit dieser Band noch nicht, aber das kommt.

Slick: Weil wir da jetzt auch schon angefangen haben. Adam Bomb haben wir gemacht, Shakra steht auf dem Plan. Also gehts langsam los, ein paar Live-Aktivitäten schon gehabt, was dafür dass wir noch keine Platte draussen haben etwas ungewöhnlich war, dass so viel schon passiert ist.

Dobschat: Ihr habt ja auch schon in England jetzt gespielt.

Slick: Zweimal ja.

Haan: Was auch sehr schön war.

Slick: War etwas ungewöhnlich. Also was mich vor allem am ersten Abend ein bisschen irritiert hat war – das hatten wir in Deutschland auch einmal bei einer Show – dass das mehr so eine Art Bistroatmosphäre war. Es war wirklich so, dass keiner richtig mitbekommen hat – so hat man sich gefühlt wenn man gespielt hat – dass da überhaupt ’ne Band vorhanden ist. Die haben Schnitzel gegessen oder ihr Feierabendbier getrunken. Hingeschaut hat eigentlich keiner, trotzdem sehr erstaunlich – eigentlich hat man dann nach den Songs immer gemerkt: die Leute waren richtig dabei – weil es hat jeder geklatscht, es hat jeder irgendwie seine Meinung dazu abgegeben. Es ist ein bisschen umgekehrt wie das was man aus China und Japan erzählt. Die Leute gehen total ab, danach ist dann erstmal Pause, weil die erstmal warten und den Künstlern Zeit geben und irgendwie ganz still und ruhig sind damit die sich konzentrieren können und dann gehts wieder los. In England ist das genau andersrum: Es passiert irgendwie gar nichts und trotzdem kommen danach die meisten an und sagen „hey das war aber mal ne coole Show“ und so…

Dobschat: Die CD, die Ihr noch nicht draussen habt – daran arbeitet Ihr noch – wir haben ja vorhin mal gehört…Ihr arbeitet jetzt schon ein bisschen länger dran..

Haan: Seit Bandgründung, also seit einem Jahr und 11 Tagen.

Dobschat: Wobei man muss ja dazu sagen: Ihr wohnt ja doch etwas weiter auseinander.

Haan: Ja, Erlangen – Hagen. Die alte Vogelfluglinie.

Slick: Gute 450 km ja. Und in diesem einen Jahr ist wie gesagt die Band gegründet worden, die Band musste sich finden, sich orientieren was sie überhaupt machen will und dann die Songs schreiben und die Songs aufnehmen. Dafür ist das eine Jahr eigentlich gar nicht so viel.

Haan: Weil wir uns dann ja auch vielleicht einmal im Monat sehen.

Dobschat: Bei der Entfernung.

Haan: Und zwischenher auch schon zusammen gespielt haben. Wir haben schon gar nicht so wenig Gigs gemacht bis jetzt. Holland, Deutschland, England.

Dobschat: Wobei Ihr live dann immernoch einen dritten Mann dabeihabt – aber eingespielt habt Ihrs zu zweit.

Haan: Das meiste. Peter Fischer war jetzt noch hier für ein paar Akustikgitarren, paar interessante cleane Gitarren, einfach um ein bisschen Farbe ins Spiel zu bringen.

Dobschat: Und wann kommt die CD?

Haan: Bald – am liebsten im Januar. Mal kucken wie gesagt Du hast ja gerade drüben gesehen dass das noch teilweise ’ne riesen Baustelle ist. Wir arbeiten hier Tag und Nacht quasi, weil der liebe Slick morgen auch schon wieder nach Erlangen fahren muss. Wir machen so schnell wir können. Wir hättens gerne schon fertig, aber wie gesagt das sind auch immer wieder gerade live-Erfahrungen die wir gemacht haben mit den Songs: Dass wir dann die Songs wie gesagt hier im Studio geschrieben haben ohne sie wirklich mal zusammen gespielt zu haben und dann live gespielt haben und herausgefunden haben, dass ein paar Sachen echt geiler sind wenn wir sie anders machen. Wir haben Drums neu gemacht, ein paar Gitarren gewechselt und die Gesangslinien haben wir zig mal neu aufgenommen, weil die halt immer noch wachsen.

Dobschat: Es ist ja doch ein bisschen ne andere Art ein Album aufzunehmen wie es so allgemein üblich ist. Bei den meisten Bands da läufts mehr oder weniger so: „Och ja, wir haben jetzt ’nen Schwung Songs, jetzt marschieren wir ins Studio und nehmen sie auf – fertig ist die CD“. Habt Ihr sicher auch schon mitgemacht. War das jetzt die Art und Weise zu spielen und zu experimentieren? Wars leichter, wars schwerer, besser, anders?

Slick: Es ist anders und es ist durchaus wenn man schon ein paar Aufnahmen gemacht hat – was wir ja beide gemacht haben, zusammen oder auch unabhängig voneinander – es ist einfach so dass es nie unhilfreich ist, einen anderen Weg auszuprobieren und wir haben eigentlich dabei jetzt festgestellt, dass wir das erstmal auch so beibehalten. Songs die wir aufnehmen wollen soweit fertig machen, live spielen, weil da hört man eigentlich am meisten was funktioniert und was nicht funktioniert. Aber für mich persönlich war der Kick vor allen Dingen daran, dass wirs vorher halt auch zusammen so noch nie gemacht hatten in der extremen Form. Und das ist eigentlich für die Kreativität jedenfalls bei mir nie schlecht wenn man sich so in Situationen reinschubst, die man vorher noch nicht gehabt hat, etwas schockiert ist – vielleicht auch am Anfang etwas überfordert, aber im Endeffekt bringts dann für das Ziel zum Schluss aber doch mehr.

Haan: Ich verbringe ja eh die meiste Zeit hier im Studio mit Bands, die auch Songs schon im Proberaum oder wo auch immer geschrieben haben, die aber zum größten Teil wenn ich die dann produziere nur noch wenig damit zu tun haben was hier abgeliefert wurde. Weil einfach dann ganz klar ist im Proberaum: Der Schlagzeuger hört den Bassisten nicht, der Gitarrist spielt eh was er will und ist der Lauteste und dann wenn man dann wirklich mal definiert hören kann was jeder einzelne macht, kommt dann teilweise raus, dass die Band eigentlich gar nicht zusammen spielt. Das Problem haben wir von vornherein nicht, weil wir mit Bass und Schlagzeug und mit der Gitarre anfangen. Ein Song, einer meiner Lieblingssongs ist „Good You’re Gone“ fing hier im Studio an weil er seine Gitarre gestimmt hat. Er sagte „pling-pling-pling-passt“ – ich sage „hey egal – wo haste das geklaut?“ – „Habe ich mir gerade ausgedacht beim Stimmen“ – ja, Song fertig. Der war dann ’ne viertelstunde später fertig.

Dobschat: Wie macht Ihr das Songwriting? Einfach zusammen schmeissen, einfach zusammen sitzen, mal probieren oder?

Haan: „Cum In My Kitchen“ ist entstanden: Ich bin morgens mit meinem Hund spazieren gegangen, komme zurück und sage: „Pass mal auf Slick – dum dumdum dum dumdum dum – spiel das mal“ und dann war der Song auch fertig.

Slick: Dann haben wir 5 min gebraucht um das Riff herauszufinden, ein bisschen länger um den Sound herauszufinden und das ist jetzt „Cum In My Kitchen“.

Dobschat: Andere Frage: Du arbeitest ja Haan auch viel mit Bands: Ist es leichter wenn man selber in der Band ist – die ganze Studioarbeit – oder ist es eher schwieriger?

Haan: Wenn ich andere Bands produziere oder andere Bands aufnehme, haben die ja eigentlich schon die Songs d.h. man muss nur noch ein bisschen schleifen. Ich kriege ’nen groben Klotz hierhin, die Figur erkennt man schon und ich gehe mit Schmirgelpapier ran und mache die Ecken und Kanten weg oder mache Ecken und Kanten rein wenns der Song braucht wenn er zu glatt ist. Und bei dem was wir machen ist ja von Sekunde 1 an alles in unserer Hand. Sprich ein bisschen komponieren, wir sitzen uns dann abends mit den Demoversionen hierhin und schreiben die Texte, müssen die ganzen Arrangements machen, müssen wirklich zu jedem Song überlegen: ok, was spielen wir wann wo wie, wie oft hats das schonmal gegeben, wie oft haben wir das schonal gemacht, wieviel ist trademark, wieviel ist besser nicht, wieviel ist besser doch. Da ist halt von Sekunde 1 an alles in unserer Hand. Mit anderen Band ist es halt so, dass ich dann nur ein bisschen feilen muss, ein bisschen schleifen muss plus spielen. Ich muss dann meinen Kram auch selber spielen – wobei es bei den anderen Bands aber auch oft der Fall ist dass ich dann spielen muss.

Slick: Vorteil für mich ist ehrlichgesagt – habe ich auch immer wieder gerne erzählt – wenn Du Songs schreibst und gerade eben auch als Sänger, Du wirst von einem Produzenten produziert, habe ich einfach den ganz großen Vorteil in der Band, dass mein Produzent – Haan Hartmann – quasi die Songs mit mir zusammen schreibt, in der gleichen Band spielt, ergo auch bei jedem Konzert live dabei ist und jede noch so kleine Entwicklung der Band quasi selber ist und selber miterlebt. Das heisst Du hast ganz ganz große Zeitersparnisse wenn man nichts erklären muss, wenn man nichts bereden muss – es entwickelt sich halt zusammen. Das haben nicht viele Bands, dass der Produzent wirklich eben im Bott mit drin sitzt. Es gibt zwar viele Bands die sich selber produzieren, das heisst aber noch lange nicht, dass da jemand ist, der das eigentlich auch könnte, der auch irgendwie die Fähigkeit hat mit seinem Ohr nach aussen zu treten und es als Unbedarfter zu hören. Und das hat man beim Songwriting finde ich schon gemerkt, dass das sehr sehr vorteilhaft ist. Das ist was Haan auch vorhin gesagt hat deswegen hat es immer einen Wahnsinnsschub gegeben wenn wir irgendein live Konzert gespielt haben. Weil sofort eben beide mit den gleichen Ideen oder mit den gleichen Fehlern die man gemerkt hat wieder zurück ins Studio gehen kann. Das hast Du halt nicht wenn Du erstmal Deinem externen Produzenten erklären musst „hör mal zu wir haben das und das festgestellt und eigentlich könnte das doch so und so besser sein“.

Haan: Der versteht das im schlimmsten Fall garnicht oder verstehts anders und der Zug fährt in die völlig falsche Richtung. Passiert ja auch – darf nicht, aber passiert auch. Obs dann ’ne bessere Richtung ist, das bleibt dann immer der Situation überlassen.

Dobschat: Also ich habs ja vorhin schon gesagt: Mich hat das Ergebnis bisher – auch wenn ihr sagt es ist noch nicht ganz fertig – also mich hat’s überzeugt.

Haan: Das ist doch gut.

Slick: Wenn halb fertige Songs von den Hooks (Anm.d.Red. Songmotive) schon überzeugen, ist das ein gutes Zeichen.

Dobschat: Kurz nochmal zu den Songs: Habt Ihr jeweils ’nen persönlichen Favoriten auf der CD?

Haan: Ja, immer den den wir gerade machen. Ja ist so. Das Problem ist wenn Du mit den Songs dann fertig bist kannst Du sie ja eigentlich nicht mehr hören. Also „Cum In My Kitchen“ z.B. die Basslinie, bis die richtig gerollt hat, bis wir das richtige Schlagzeug gefunden haben, tausend Sachen ausprobiert um dann rauszufinden: Der Song muss einfach einfach sein. Da darf nichts dran. Da darf nicht ein Schlag zu viel sein, da darf nicht eine Bewegung zu viel sein und im schlimmsten Fall bist Du dann 3 Tage nur mit dem Song beschäftigt mit komponieren, mit aufschreiben wie gesagt abends noch Texte schreiben – wenn Slick dann Sonntags Abends nach Hause fährt, ist das a.) mein Lieblingssong, ich möchte den am nächsten Tag aber nicht mehr hören und freue mich schon auf den Nächsten.

Slick: Ich kann jetzt auch eher zu jedem Song einzeln sagen was meiner Meinung nach den jetzt zu einem Besonderen macht, aber ich kann keinen raus picken.

Haan: Schwierig. Weil sind ja alle super – bis auf einen, der ist aber auch gut.

Dobschat: Kurz nochmal eine sehr wichtige Frage: Wie heisst die CD?

Slick: „Half evil – half album“

Haan: Ja es entstand….Totenköpfe, Punkrock. Die grundsätzliche Half-evil-Idee entstand, dass wir den Totenköpfe, Punkrock Kram Overkill einfach mal gesehen haben und zwar als meine kleine Tochter dann mit Totenkopf-Jeans und so rumlief, was ja vorher total outlaw war. Hastn Totenkopf irgendwo draufgehabt und dann wars „woa!“ und jetzt ist es halt auf Kinderspielzeug. Ich habe Schülerinnen die sind 7 oder 8, die kommen mit Totenkopf T-Shirts und Jacken wo ich sag das ist mir einfach zu viel, ist mir wirklich zu viel – die Hälfte reicht.

Dobschat: Entsprechendes Zeug gibt’s ja auch schon bei H&M.

Haan: Genau.

Slick: Da kriegste Motörhead T-Shirts schon bei H&M *würg*

Haan: Und da haben wir gesagt „Es reicht! Die Hälfte von dem reicht!“. Wir sind ja gar nicht böse, wir sind ja eigentlich nett – haben wir uns vorgestellt – als wir dann die Texte fertig hatten haben wir dann gesehen: Ok da schlummert doch irgendwas in uns und deswegen kam irgendwann diese Bierlaunen Half-evil-Idee, die auch mehr als ausreichend ist finde ich. Denn ich muss nicht ganz so böse sein.

Slick: Ja das reicht. Man will ja auch nicht irgendwie ein Arsch sein oder so. Und es reicht glaube ich und das Half evil bezieht sich warscheinlich auf die Bühne – das ist eigentlch auch schon alles, denn sonst sind wir ja eigentlich ganz nett.

Haan: Ausser ich. Aber sind immer noch 50% und 93,3 auf der Bühne – (Slick zählt an den Fingern ab) das wäre 100/3.

Dobschat: Schubladen sind ja eigentlich eher nicht so erwünscht, aber nachdem mans ja noch nicht hören kann: Wie beschreibt Ihr die Musik jetzt?

Haan: Großartig!

Slick: Das ist natürlich die beste Scheisse, die ich je gehört habe.

Haan: Im Endeffekt ist es Discopunk, aber eigentlich kann man glaube ich sagen Rock’n’Roll. Wir machen Rock’n’Roll. Aber nicht Elvis Rock’n’Roll – Half evil Rock’n’Roll.

Slick: Man kann wenn man ignoriert dass das Album mit seinen 6 Songs einen roten Faden hat sicherlich in jeden Song was anderes reininterpretieren wenn man möchte.

Haan: Muss man aber nicht.

Slick: Jetzt kommt’s aber auch noch dazu, dass ich – also ich ganz explizit und sehr speziell – diese ganzen Genre Sparten auf den Tod verabscheue. Wenn eine Musikbeschreibung aus mehr als 2 Wörtern besteht dann ist irgendwas falsch gelaufen. Also wenn ich dann so was wie „italian bombastic pagan gay kreuzüber Metal“ höre, dann habe ich auch schon gar keinen Bock mehr auf die Platte. Das war ’ne ganz ganz schlechte Erfindung in der ganzen Musikgeschichte. Es gibt einfach nur ein paar Musikrichtungen: Pop, Rock, vielleicht noch Metal…

Haan: Und Punk

Slick: Und Punk – so und das war’s. Mehr gibt’s nicht. Also irgendwo da draus was wir gehört haben, alles was wir geil finden und alles was aus uns selber herauskommt das führt halt dann zu der Musik von Slick’s Kitchen. Aber das ist würd ich auch sagen unter dem Überbegriff Rock’n’Roll zusammenfassbar. Da ist ja mittlerweile auch alles – Mötley Crüe wird als Rock’n’Roll bezeichnet, irgendeine Underground Punkband wird als Rock’n’Roll bezeichnet, selbst Blink 182 sind von ein paar Verblendeten als Rock’n’Roll bezeichnet worden, also…

Dobschat: Das ist natürlich auch der Nachteil an Schubladen: Man kann auch die Falsche erwischen.

Haan: Richtig – dann liegt’s im falschen CD-Regal. In erster Linie ist es auf jeden Fall Unterhaltung, nichts Anstrengendes, nichts Kopflastiges, sondern einfach nur das was wir live halt auch machen: Spaß. Also keine Comedy, sondern Unterhaltungsspaß.

Dobschat: Dann danke ich Euch auf jeden Fall mal für die Zeit, für das Reinhören und…

Haan: Wie war das Essen?

Dobschat: Ich wollts grad sagen, also…

Haan: Ich frage ja lieber zweimal.

Slick: Man muss ja immer davon ausgehen wenn Du zur nächsten Platte, zum nächsten Interview kommst und es hat Dir nicht geschmeckt, dann bekommst Du genau das Gleiche wie heute wieder vorgesetzt wenn Du jetzt behauptest, dass es Dir geschmeckt hat und es war gar nicht so.

Haan: Das ist der große Nachteil an diesem Lügen. „Nee war super Jungs – puh, gut dass ich da raus bin!“

Dobschat: Nein, kann mich nicht beschweren.

Haan: Schön!

Dobschat: Ok, Danke.

Slick: Frage zurück, Du hast es ja nun gehört so als letzte Frage: In welche nicht vorhandene Sparte würdest Du’s denn einsortieren?

Dobschat: Ich muss ganz ehrlich sagen, ich tu mich mit Schubladen sowieso auch immer sehr schwer. Ja ich würde sagen Rock’n’Roll passt auf jeden Fall. Klar es hat einige Einflüsse die ich durchaus punkig nennen würde.

Haan: Es ist auf jeden Fall frisch und einfach weil es ein Trio ist, was ja live auch dann halt der Fall ist, dass wir zu dritt ohne Sequenzer, ohne Synthesizer, ohne irgendwelche Maschinen sind. Wir stellen die Box auf die Bühne, wir stellen die Bassanlage und das Schlagzeug auf die Bühne, ein Mikrophon für den Gesang und ab geht die Luzie.

Slick: Das ist eigentlich das was ich – wenn man sich persönlich beweihräuchern darf – an dem Konzept am allerbesten finde, dass es eine unheimlich trockene, sehr reduzierte Band ist.

Dobschat: Und das Ergebnis wie gesagt das hatte ich schon gesagt: Ich find’s großartig.

Haan: Gut!

Dobschat: Genau, deswegen will ich Euch auch gar nicht viel länger davon abhalten die Songs fertig zu bauen. Nicht dass die CD noch länger dauert – das wär ja schlimm. Kurzer Hinweis dann noch an alle: Auf myspace habt ihr Songs rauf gestellt zum Hören.

Haan: Die zwei Demos von „Today Is The Day“ und „Cum In My Kitchen“. Da gibt’s die Demoversionen zu hören.

Dobschat: Die sind jetzt aber schon etwas früheres Stadium.

Haan: Ja, ist im Großen und ganzen der Song, aber wir haben noch an den Drums gearbeitet, an den Gesangslinien noch gearbeitet…

Dobschat: Aber es gibt auf jeden Fall mal ’nen Eindruck.

Haan: Yes indeed.

Slick: Das ist der Song, man wird ihn auch wieder erkennen, aber man wird sicherlich – das verspreche ich jetzt einfach mal – hören bei der offiziellen Version „Jawoll, schiebt mehr, ist doch nochmal durchdachter“ ist der gleiche Song, aber einfach deutlich besser.

Dobschat: Prima.

Haan: Schön!

Dobschat: Danke.

Haan: Dann danke ich Dir.

Slick: Wir danken!

Dobschat: Kein Thema.

(Applaus und Gepfeife)

Slick: Rock’n’Rooooooooooooll!

Bericht: Andrea & Dobschat
Fotos: Andrea
Interview: Dobschat

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