Steel Panther sind ein echtes Phänomen. Die Band um Sänger Michael Starr (ex-L.A. GUNS), Satchel (Gitarre; ex-FIGHT), Stix Zadinia (Drums) und Lexxi Foxxx (Bass) war lange Zeit eines der am besten gehüteten Rock-Geheimnisse. In den frühen 80ern waren sie echte Superstars und machten den Heavy Metal weltweit salonfähig. Dann verschwanden sie urplötzlich im Nirgendwo und die Metal-Welt war entsetzt. Nach 20 Jahren Pause knüpfte die Band 2009 nahtlos an ihre alten Erfolge an, und ihr Debütalbum „Feel The Steel“ erschien inkl. des Klassikers „Death To All But Metal“. Zahlreichen Fans und Musikliebhabern standen die Haare zu Berge – und das nicht wegen den Unmengen an Haarspray, das man sich gerne mal in die Haarpracht sprühte. Seit „Feel The Steel“ ist Heavy Metal endlich wieder das, was es einmal war. So weit – so gut. Das Debütalbum schlug schonmal ein wie eine Bombe und legte die Messlatte verdammt hoch. Aber Steel Panther wären nicht Steel Panther, wenn sie dem Ganzen nicht noch eins aufsetzen könnten. Nach zwölf Monaten härtester Studioarbeit steht das nächste Album in den Startlöchern und nun tauchten die Jungs wieder auf aus dem dichten Nebel der Versenkung – und einer noch dichteren Wolke Haarspray – um „Balls Out“ am 4. November 2011 bei Universal mit gewohnt hartem Sound und vorwiegend schlüpfrigen Texten in Deutschland zu veröffentlichen. In den USA war es bereits am 31. „Cocktober“ so weit und am 02.11. enterte „Balls Out“ den vierten Platz der US iTunes Rock-Charts. Und wie auf dem Debütalbum sind auch auf dem neuesten Silberling einige Gäste zu hören. Zum Beispiel der amerikanische Comedian und Schauspieler Dane Cook als Erzähler auf dem Opener „In The Future“, sowie „Nickelback“-Frontmann Chad Kroeger und „Extreme“-Gitarrist Nuno Bettencourt auf dem Track „It Won’t Suck Itself“. Für „Balls Out“ stand Grammy-Nominee Jay Ruston (Anthrax, Meatloaf, The Donnas, Morrissey u.v.m.) hinter den Reglern, der auch Steel Panthers Debüt „Feel The Steel“ produzierte.
Line-Up:
- Michael Starr – Vocals
- Satchel – Guitar
- Lexxi Foxx – Bass
- Stix Zadinia – Drums
Tracklist:
- In The Future
- Supersonic Sex Machine
- Just Like Tiger Woods
- 17 Girls In A Row
- If You Really Love Me
- It Won‘t Suck Itself
- Tomorrow Night
- Why Can‘t You Trust Me
- That‘s What Girls Are For
- Gold Digging Whore
- I Like Drugs
- Critter
- Let Me Come In
- Weenie Ride
Ursprünglich sollte „Balls Out“ bereits Mitte Oktober in Deutschland erscheinen, aber leider kam wohl irgend etwas dazwischen und das Release-Datum verschob sich auf den 04. November. Die Vorfreude war nach dem absolut gelungenen Debütalbum „Feel The Steel“ mit seinen Metal-Krachern und der extrem hohen Ohrwurmdichte natürlich in der wachsenden Fan-Gemeinde besonders groß. Aber wie ihre rosa Parodie-Kollegen J.B.O. aus Deutschland haben natürlich auch die Jungs aus Kalifornien mit Anfeindungen zu kämpfen: Entweder man findet die Hair-Metal-Parodie-Combo mit den anzüglichen Texten so richtig gut oder so richtig scheisse. Dennoch scheint man es mit schlüpfrigen Texten in der Metalszene einfacher zu haben, als mit Blödsinn – Sex sells.
Wie dem auch sei: Kaum hatte ich die Gelegenheit, den Nachfolger „Balls Out“ zu hören, dröhnte das gute Stück gewaltig aus den Boxen. Sind Steel Panther noch genauso gut wie auf dem Vorgänger? Oder ist der Gag schon verpufft? Die Hit-Dichte auf „Balls Out“ ist auf jeden Fall geringer als auf dem Vorgänger und man sollte der Scheibe ein paar Umdrehungen mehr gönnen, um vor allem mehr auf die Texte achten zu können. Denn dort, wo beim Arrangieren ein wenig gespart wurde, wurde bei den Texten mehr draufgelegt. So bekam zum Beispiel Golfprofi „Tiger Woods“ gehörig sein Fett weg – und das gleich in zwei Songs. „17 Girls In A Row“ und „If You Really Love Me“ wurden vorab schon als Single ausgekoppelt und das völlig zurecht, denn die beiden Songs sind meiner Meinung nach die beiden Stärksten auf der Platte. Ein potenter 80s Metal-Kracher und eine Ballade, die vor Ironie nur so strotzt – was will man mehr? „It Won‘t Suck Itself“ zeigt sich mit einem eher flachen Text, kann dann wiederum mit echten Stargästen aufwarten: „Nickelback“-Frontmann Chad Kroeger am Mikrophon und „Extreme“-Gitarrist Nuno Bettencourt mit seinem beeindruckenden Gitarrensolo. „I Like Drugs“ erinnert mit seinem „I Like Drugs, But They Don’t Like Me“ textlich irgendwie an Marilyn Mansons „I Don’t Like The Drugs (But The Drugs Like Me)„. Musikalisch haben die beiden Songs aber natürlich überhaupt nichts gemeinsam. Ich könnte nun jeden Song auseinander nehmen, aber ich will erstens nicht den ganzen Spaß verraten und zweitens sollte sich jeder seine eigene Meinung bilden können. Humor ist schließlich Geschmackssache.
Fazit: „Balls Out“ ist ein sehr starker Nachfolger von „Feel The Steel“, der aber nichts für Steel Panther Anfänger ist. Die sollten lieber zum Debütalbum greifen. Eingefleischte Fans sollten sich die Scheibe aber unbedingt gönnen. Alle Songs sind 80s Metal und Hardrock Kracher – egal ob Ballade oder Metal-Brett, wobei die Texte diesmal mehr in den Vordergrund gerückt wurden. Ich vermisse die echten Ohrwürmer ein wenig und bei mir bleiben wirklich nur „17 Girls In A Row“ und „If You Really Love Me“ hängen. „Weenie Ride“ ist leider ein absoluter Rausschmeisser und man würde ihn sicher nicht vermissen, wenn er es nicht auf die CD geschafft hätte.