Slayer – World Painted Blood

Cover: Slayer - World Painted Blood

Eine Vorbesprechung zu einem neuen Studioalbum von Slayer stellte ich mir in den letzten Jahren eigentlich so vor: Die Jungs treffen sich im schicken Szenecafé, sinnieren darüber, wie geil die „Reign In Blood“ von 1986 doch war und finden sich resigniert damit ab, dass man so einen Hammer eben leider nicht nochmal eindreschen kann. Sänger Tom Araya fängt dann von seinen Pilgerfahrten und den wunderschönen Sakralbauten in Nordspanien an, Gitarrist Jeff Hanneman hat schon wieder einen ekligen Songtext über Haarspliss geschrieben, Gitarrist Kerry King gibt mit seinen neuen, selbst gedrehten Stacheln an seinem Armband an und Drummer Dave Lombardo sagt wie üblich nichts, sondern trommelt mit den Fingern auf dem Tisch, bis der Latte Macchiato aus der Tasse schwappt. Am Ende vereinbart man eben das nächste Treffen im Studio und malt ein umgedrehtes Kreuz samt Pentagramm auf die Rechnung, um die Bedienung zu schockieren.

Okay, so schlimm ist es dann doch nicht. Der letzte Output „Christ Illusion“ hatte durchaus Dampf unterm Pferdefuß; doch es fehlten die dreckigen, überdrehten 2-Minuten-nochwas-Prügelnummern, nach denen man als Hörer zuerst mal kurz durchatmen muss. Genau die sind auf „World Painted Blood“ wieder vorhanden. Egal ob „Unit 731“, „Hate Worldwide“, „Public Display Of Dismemberment“ oder „Psychopathy Red“ – Araya spuckt geifernd Textzeilen schnell und präzise wie ein Maschinengewehr, King & Hanneman riffen wild, fabrizieren Soli, die man mit unstrukturiert noch sehr liebevoll umschreibt, über allem thront der Trommelgott Lombardo und knüppelt alles nieder, was nicht schon beim ersten Ton aus dem Schallbereich geflohen ist. DAS IST SLAYER!

Lobenswertes gibt es auch bei den dezent gemächlicheren Tracks: der Titelsong kriecht mit einem langsamen Intro heran, prescht los, nimmt sich dann zurück und entwickelt Ohrwurmqualitäten. „Snuff“ schmeißt einem gleich zur Begrüßung eine Portion rohes Gitarrengeschreddere ins Gesicht und wartet später mit einem starken Refrain auf. „Americon“ und „Human Strain“ sind fast schon erschreckend melodisch geraten und brechen anders als das schwere „Beauty Through Order“ nicht noch in einen Geschwindigkeitsrausch aus. Lediglich mit dem slayeruntypisch benannten „Playing With Dolls“ komme ich nicht zurecht – für einen entspannt singenden Tom Araya bin ich wohl doch noch nicht soweit.

Als Gesamtwerk meiner bescheidenen Meinung nach das Beste, was die Truppe seit „Reign in Blood“ eingespielt hat. Und für eine Band voller Ü40er eine wirklich aller Ehren werte Scheibe.

Tracklist:

  1. World Painted Blood
  2. Unit 731
  3. Snuff
  4. Beauty Through Order
  5. Hate Worldwide
  6. Public Display Of Dismemberment
  7. Human Strain
  8. Americon
  9. Psychopathy Red
  10. Playing With Dolls
  11. Not Of This God
Slayer: 
World Painted Blood
Unsere Wertung: 100%
World Painted Blood 
wurde am 30. Oktober 2009 
über No,Butyes! (Sony BMG) 
veröffentlicht.
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