Simple Minds – Cry

Cover: Simple Minds - Cry
Cover: Simple Minds - Cry

Viel Zeit ist zwischen „Néapolis“ und „Cry“ vergangen – Zeit genug um wieder ein gutes Album auf den Markt zu bringen, möchte man meinen. Nach dem letzten Album, dass mäßig gelungene Cover-Versionen enthielt, war man der Meinung, dass es eigentlich nicht mehr viel schlimmer kommen könnte – aber es kam schlimmer.

Band

  • Jim Kerr – Gesang
  • Charlie Burchill – Gitarre
  • Mel Gaynor – Drums
  • Andy Gillespie – Keyboard
  • Eddie Duffy – Bass

Tracklist:

  1. Cry
  2. Spaceface
  3. New Sunshine Morning
  4. One Step Closer
  5. Face In The Sun
  6. Disconnected
  7. Lazy Lately
  8. Sugar
  9. Sleeping Girl
  10. Cry Again
  11. Slave Nation
  12. The Floating World

Irgendwann in den 80er Jahren hatten die Simple Minds ihre Blütezeit – zwar musste man lange Zeit damit leben, immer an den berühmteren Kollegen von U2 gemessen zu werden (so lange, bis U2 einen anderen Weg eingeschlagen haben) – denen sie aber so gut wie nie das Wasser reichen konnten, aber auf eine beachtliche Hörerschaft hat man es dennoch gebracht. Ohne jemals eine konkrete Fahrtrichtung angegeben zu haben ist die Band in ihrer musikalischen Laufbahn beinahe wahllos durch die Musiklandschaft gehüpft und hat versucht, sich ständig neu zu definieren – ein fataler Fehler also, wenn man ein Album produzieren will, dass in gewissem Sinne retrospektiv wirken soll ohne dass es früher einmal einen wirklich grünen Zweig gegeben hätte auf den man sich besinnen kann. Es ist der Versuch einen fast nostalgischen Stil ins neue Jahrtausend zu retten, wo er sich noch mehr Fehl am Platz fühlt als früher – auf diesem Nährboden kann ein so zart beseitetes Pflänzchen keine Wurzeln mehr treiben und muss gnadenlos seinem eigenen Tod entgegenblicken.

So ziemlich jeder Song auf diesem Album hat seine Entwicklung noch nicht ganz abgeschlossen, ist halbfertig und klingt auch so. Zudem wirkt alles lieblos und platt – keine Höhen oder Tiefen, kein Abenteuer, keine Experimente. Es einfach nur so zu versuchen „wie früher“ funktioniert einfach nicht und das werden die Herrschaften um Sänger Jim Kerr auch bald einsehen müssen.

Irgendwann gab es einmal das Gerücht, die Simple Minds hätten vor ein paar Jahren eine tolle Platte aufgenommen, aber nie veröffentlicht – sollte es dieses Werk wirklich geben, wäre es höchte Zeit für die Veröffentlichung, ansonsten wird man in naher Zukunft nur noch ein Schatten aus der Vergangenheit sein, dem man nicht mehr viel Bedeutung zuspricht.

Bereits nach dem Opener „Cry“, den es in einer anderen Version als „Cry Again“ ein zweites Mal auf dem Album gibt, kann von Unterhaltung keinesfalls mehr die Rede sein – Langeweile trifft es eher. Selbst nach vierjähriger Pause wirkt die Band müde – oder man hat vergessen sie für die Aufnahmen überhaupt aufzuwecken – das Gezupfe und Geklopfe an den Instrumenten lust- und kraftlos, fast so als wären die Simple Minds von ihrer eigenen Musik gelangweilt (ich könnte es ihnen nicht verübeln).

Mit „Spiceface“ und „New Sunshine Morning“ versucht man, sich mit schalen Popsond über die Runden zu retten, aber auch bei „One Step Closer“ findet man keine Hilfe, schleift sich der Titel doch schon selbst nur noch am bisslosen Zahnfleisch daher. „Face In The Sun“ ist zwar von Bowie inspiriert, aber irgendwas dürfte man da etwas falsch verstanden haben – an dessen Klasse kommt man bei weitem nicht heran. „Disconnected“ eine viel zu überhebliche und mit viel Elektronik überbrühte Nummer.
Was „Lazy Lately“ und „Slave Nation“ wirklich mal werden wollen, wenn sie groß sind kann ich mir nicht vorstellen, zu einem Song als solches hat es bisher nicht wirklich gereicht – quasi von Nichts kommt Nichts. Zudem kann man sie nach mehrmaligem Genuss (zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker) kaum noch voneinander unterscheiden, und in diese Kathegorie fallen noch ein paar weitere Songs dieses Albums, so dass man am Ende eigentlich nur noch einen großen farblosen und ungenießbaren Simple Minds Brei vor sich hat.

Der erlösende letzte Track „The Floating World“ stammt von Vince Clarke – der Song hat nicht nur einen strengen Erasure-Beigeschmack, sondern gehört auch eher auf eine Platte dieser Band, anstatt beim hoffnungslosen „Cry“ noch den Lebensretter spielen zu wollen.

Fazit: Vielleicht muss man Simple Minds Fan sein, um diesem Album etwas postitives abgewinnen zu können. Ich kann es leider nicht.

Simple Minds: 
Cry
Unsere Wertung: 20%
Cry 
wurde am 2. April 2002 
über Eagle Rock (edel) 
veröffentlicht.
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