Wir schreiben das Jahr 2017. Ich stehe vor der Bühne des „G.O.N.D.“ Festivals im bayrischen Rieden-Kreuth. Auf der Bühne prangert unüberschaubar das Logo einer Band, welche in den letzten Wochen für ordentlich Gesprächsstoff sorgte: Mental Hospital. Nach und nach hatten die 5 Jungs aus Jena auf ihrer Facebookseite angedeutet, dass es mit „Mental Hospital“ wohl zu Ende ginge. Tatsächlich war es heute soweit. Mit den ersten Klängen fiel das alte Bühnenbanner dem Boden entgegen und zeugte von der Geburt einer neuer Epoche der Bandgeschichte. „Schlussakkord“ prangerte nun den Fans entgegen.
Und unter eben diesem neuen Namen wird am 16.02.2018 ein neues Album veröffentlicht. „Spieler oder Bauer“(*) heißt das gute Stück und wird im Vorfeld als „eigenständig“ und beinahe schon „revolutionär“ angepriesen. Selbstverständlich erwecken solche Beschreibungen gewisse Erwartungen in mir, welche ich mir während dem hören des Intros noch einmal vor Augen führe.
„Wir reißen alles ab und lassen wieder neu entstehen!“. Exakt dieser Satz prangerte die letzten Wochen vor der „G.O.N.D.“ überall auf den Social-Media Seiten der Bandmitglieder. Der erste Track der CD „Vom Anfang bis zum Schlussakkord“ handelt wie erwartet von eben diesem Motto und der Tatsache, dass die Band ordentlich frischen Wind in die Szene bringen wird. Somit startet das Album ordentlich energiegeladen.
Den Titeltrack gab es im Vorfeld bereits auf dem ein oder anderen Auftritt zu hören. Mit „Spieler oder Bauer“ fordern Schlussakkord einen auf, nicht alles zu akzeptieren, was man so hört und was einem widerfährt. Begleitet von einem treibenden Rhythmus bekommt man hiermit einen sehr starken Song, welcher berechtigterweise als Titeltrack passender nicht sein könnte.
„Halt die Fresse“ macht unmissverständlich klar, dass einfarbig beschränkt Denkende von der Band grundsätzlich abgelehnt werden. Der eigenständig formulierte Text bearbeitet zwar ein schon oft besungenes Statement, verzichtet dabei aber auf immer wiederkehrende Floskeln und Textpassagen, wie man ihnen so oft in solchen Songs begegnet.
Wir alle kennen es schließlich zu gut: Gerade in der Deutschrockszene ist es nicht möglich, als Künstler zu arbeiten und nicht von irgendwelchen Journalisten mit den unsinnigsten und meist unbegründeten Kritiken bombadiert zu werden. Immer wieder wird einem ein rieseiger Haufen Steine in den Weg gelegt. Das ganze ist Anlass genug, um mal ordentlich Dampf abzulassen. Somit bekommen alle halbherzigen und sich nur oberflächig informierenden Kritiker bei „Schwarze Schafe unter Schlangen“ ihr Fett weg.
Meine persönlichen Favoriten habe ich mit dem energiegeladenen „Hallo Welt“ und dem melodischeren „Zu schön um wahr zu sein“ gefunden. Eine gewohnte Portion Kritik umhüllt von treibenden Gitarrenriffs und perfekt gesetzten Schlagzeugakzenten, bilden gepaart mit der charakteristischen Stimme von Sänger Christopher ein gutes Bild, wofür Schlussakkord stehen wollen.
„Wir bleiben stehen“ lautet nicht nur der mit vier einhalb Minuten längste Song auf „Spieler oder Bauer“, sondern auch die einzige Ballade des ganzen Albums. Auch wenn ich normalerweise kein Freund von ruhigeren Tönen bin so muss ich gestehen, dass dieser Titel einen fesselnden Charakterzug hat. Mit ermunternden Lyriks, die dem Hörer in einer schweren Zeit sicherlich Trost und Kraft spenden werden, findet man hier erfrischenden Kontrast zu den restlichen mehr rockigen und donnernden Songs.
Normalerweise erwartet man bei Veröffentlichung eines Deutschrock-Albums den immer wiederkehrenden und gleichbleibenden Einheitsbrei, Schlussakkord legen mit „Spieler oder Bauer“ jedoch eine ordentliche Schippe Überraschung und Eigenständigkeit oben drauf. Fast jeder Song bietet energiereiche und treibende Melodien, die sich mit der Stimme von Christopher perfekt ergänzen. Die thematische Abwechslung kommt bei „Spieler oder Bauer“ im Gegensatz zu andern Bands endlich mal nicht zu kurz und bietet verschiedene Themenbereiche.
Wer frischen und fetzigen Deutschrock, weit abseits der gewöhten Muster sucht, sollte sich dieses Werk unbedingt einmal anhören. Die Erwartungen wurden weit übertroffen und somit wird dieses Album hier definitiv öfter laufen.
Tracklist:
- Intro
- Vom Anfang bis zum Schlussakkord
- Spieler oder Bauer
- Leere Worte
- Komm schon
- Halt die Fresse
- Dein Untergang
- Hallo Welt
- Schwarze Schafe unter Schlangen
- Wir bleiben stehen
- Glut und Feuer
- Zu schön zum abgewöhnen
- Meine Weise *
- Der kleine Junge *
- Nur für uns *
* Digipak