Wie schreibt man ein Review an über einen Sänger, den man partout nicht ausstehen kann? Zumindest professionell. Ich weiß nicht was es ist, denn obwohl ich Big-Band Musik in verschiedenen Formen mag, Dean Martin, Frank Sinatra oder Max Raabe – Roger Cicero und seiner Art kann ich zum Verrecken nicht ab. Vielleicht ist es auch seine lyrische Ader, die manche witzig und charmant finden, mit der ich nichts anfangen kann. Doch Ehre wem Ehre gebührt und Roger hat es mit seiner großen Fanschar nach ganz vorne geschafft. Sonst spielt man nicht auf dem berühmten Montreux-Jazz-Festival. Er ist ein cooler und witziger Entertainer auch wenn ich ein paar Dinge, die in die Show eingebaut sind, abgedroschen und altbacken finde, haben die Zuschauer Spaß. Einen Draht zur Meute hat er die komplette Zeit. Das ist großes Kino. Er geht sogar in die Menge wie ein Rockstar. Ein Mann ohne Berührungsängste. Was ich während der Songs absolut zum Schreien finde sind die ewigen „Sippendappendejuhs“, die anscheinend immer dazugehören und endlos ertönen dürfen. Eine gesangliche Unart, die Geschichte gemacht hat. Kann ich nicht verstehen, muss ich aber auch nicht. Roger singt deutsch, was für dieses Genre ungewöhnlich ist, hat aber den ein oder anderen Track in englischer Sprache im Gepäck und klingt deshalb auf „That You And I Feeling“ (eine Premiere, das Lied heißt eigentlich: „Ich Hab Das Gefühl Für Dich Verloren“), wirklich anders. Das gefällt mir schon fast. Neben Coversongs wie „How Come You Don’t Call Me Anymore (im Original von Prince), die er neu arrangiert hat ist viel eigenes Material, irgendwo zwischen Jazz, Swing und Big Band-Sound. Seine Band und er selbst sind im typischen 40er-Jahre-Outfit, Rogers Name steht auch typisch auf den Notenständern mit Holzverkleidung, lässt sich nach einer Ansage ordentlich feiern (erinnerte irgendwie an einen Fernsehauftritt von Stefan Raab) und erinnert mit leichten Ansätzen an Michael Buble. Und doch anders. Nicht so international. Ich finde wenn er deutsch singt ertönt seine Stimme zu einseitig was sich sofort im Englischen ändert. Sehr kurios. Natürlich hat er ein Singalong an der Hand, um das Publikum zum Mitmachen zu animieren. Wer singt lauter? Männer oder Frauen? Ganz toll! Natürlich die Frauen…sind ja kaum Männer im Publikum. Die Wahl fällt komischerweise trotzdem auf die Männer. Schleimer! Zum Schluss lässt er sich etwas zu lange um eine Zugabe bitten, die selbstverständlich aus seinem Frauenversteher-Song „Frauen Regier’n Die Welt“, besteht. Der Bonusteil besteht aus zwei Interviews, die für die Fans richtig interessant sein dürften und den Sänger aus einer sympathischen Perspektive zeigen. Etwas erdiger vielleicht. Wie dem auch sei: Ich bin froh, dass dieses Review vorbei ist und lasse mich trotzdem zu einer fetten Bewertung hinreißen.
http://www.youtube.com/watch?v=lOEqzhZIB6I
Line-Up:
- Roger Cicero – Vocals
- Lutz Krajenski – Musical Director, Keyboard, Backing Vocals
- Matthias Meusel – Drums
- Hervé Jeanne – Bass
- Robbie Smith – Percussion, Backing Vocals
- Ulrich Rode – Gitarre, backing Vocals
- Dirk Lentschat – Trompete, Flügelhorn
- Axel Beineke – Trompete, Flügelhorn
- Uwe Granitza – Posaune
- Andreas Barkhoff – Posaune
- Ulli Orth – Altsaxophon, Flöte
- Detlef Raschke – Altsaxophon
- Gabriel Coburger – Tenor Saxophon, Flöte
- Thomas Zander – Bariton Saxophon, Fköte
Tracklist:
- Die Liste
- Kompromisse / Internet Single Börse
- That You And I Feeling
- Wenn sie dich fragt
- Geboren
- Ich bin dabei
- Und sonst so
- Bluesette
- Nicht artgerecht
- Das ist nicht das, wonach es aussieht
- Zieh die Schuh aus
- Spontis zeugen Banker
- Für ’nen Kerl
- Wenn ich dich los wär
- Murphy’s Law
- How Come U Don’t Call Me Anymore
- Frauen regier’n die Welt
- Interviews mit Roger Cicero & Lutz Krajenski
Weitere Infos:
LAUFZEIT: 109:00 min
DVD FORMAT: PAL
SPRACHE: Englisch
FSK: 0
REGION: 0
BILDFORMAT: 16:9
SOUNDFORMAT: DTS, Dolby Digital 5.1