Na, da hatte der Wettergott ja mal richtig gute Laune: Pfingsten, Rock Hard Festival und strahlender Sonnenschein. Beste Voraussetzungen also für ein tolles Wochenende. Freitag konnte ich aber leider nur die letzten Bands sehen, schließlich war ein normaler Arbeitstag. Um 18h wollten wir uns mit Freunden treffen, um unsere Karten zu bekommen. Kaum auf dem Gelände angekommen, sah man auch schon die ersten bekannten Gesichter. Und endlich nur „normale“ Leute: alles voller Metaller ;) Für heute -war ja nur kurz- hatte ich keine Verpflegung mit. Nicht-alkoholische Getränke bis 1,5l in Plastikflaschen oder Tetrapaks, sowie Essen waren erlaubt. Ebenso normale Kameras, jedoch keine mit Wechselobjetiven. Mist, ich brauche doch mal ne richtig gute Bridge für sowas. Drinnen erstmal umsehen, was wo ist und nen TShirt kaufen. Zumindest ein Festivalshirt muss sein. Und da liefen mir auch schon die ersten Freunde über den Weg, anrufen und verabreden also wieder mal unnötig, das klappt immer. Um 19.45 würden die Apokalyptischen Reiter anfangen, so lange war noch Zeit zum Quatschen, denn Y&T sagten mir gar nichts.
Es war auch gar nicht soo voll vorne, so dass ich wieder einen Platz in der ersten Reihe ergattert habe. Das Festival konnte beginnen. Als Auftakt waren die dann auch nicht schlecht, ich hatte schon super viel Gutes von der Band gehört, sie selbst aber noch nicht live gesehen. Mal schauen, ob sie von den paar Liedern, die ich kenne, was spielen würden. Ja, tatsächlich: „unter der Asche“ kam mir bekannt vor. Die Jungs machten mit ihrer Mischung aus Black-, Death-, Thrash- und Power Metal sowie Rock und Folklore jedenfalls gut Stimmung und die Bühnenshow stimmte auch. So durften zu „Seemanssbraut“ zwei Seemannsbräute auf die Bühne und zeigen, was sie drauf haben. Die eine wurde danach dann zu Mark „Dr. Pest“ Szakul am Keyboard hinter Gitter angekettet, denn er stand in einem Gitterkäfig. Die andere wurde kurzerhand als zweite Gitarristin „verpflichtet“. Wobei ich finde, dass Lady Cat-Man an der Gitarre manchmal leicht daneben gegriffen hat. Aber vielleicht war das auch Absicht, so gut kenne ich die Songs ja nicht. Dann gab es noch ein Schlauchbootwettrennen über das Publikum bis zum Mischpult. Allerdings hatte sich Daniel „Eumel“ Täumel einen denkbar ungeeigneten Kandidaten ausgesucht: der war total betrunken. Na, egal, hat trotzdem geklappt. Auch das höhenverstellbare Podest war nicht schlecht, so konnte Daniel bei Bedarf „über allen stehen“. Sein Bart alleine ist ja schon sehenswert, aber auch die ganze Show, denn länger als 2 Sek. stillstehen konnte er nicht. Und als dann „Metal will never die“ kam, war ich zufrieden, den Song finde ich sehr gut. Wobei ich insgesamt diese superdolle Begeisterung nicht ganz teilen kann: die Musik ist gut und die Show sehenswert, aber da habe ich auch schon noch bessere Bands erlebt. Spaß gemacht hat es allerdings in jeden Fall, gar keine Frage.
Als Headliner für Freitag war eigentlich Celtic Frost geplant, die sich aber kurz vorher aufgelöst haben (bzw. Tom Gabriel Fischer hatte die Band verlassen). So waren Testament eingesprungen. Mir war das schnuppe, denn ich höre beide Bands nicht. Pünktlich um 21.30 ging es dann auch weiter. Allerdings war der Sound relativ mies. Der Gesang war zwar -im Gegensatz zu manchen Headlinern letztes Jahr- gut zu hören, aber ansonsten der Sound nicht so dolle. Wobei das weiter hinten wohl schlimmer gewesen sein muss, Kollegen sprechen von „ner Frechheit, keinem Sound“. Die Musik kam aber sonst gut an, auch wenn ich nicht so auf Thrash-Metal stehe. Nur der starke Hall beim Gesang nervte sehr, das war zu viel des Guten. Leider konnte Alex Skolnick nicht dabei sein(in seinen Terminplan passte das kurzfristig zugesagte Festival leider nicht). So haben sie vorzugsweise alte Songs gespielt, die sie teilweise schon ewig nicht mehr live performt haben.
So ging um 23h der erste Festivaltag schon zu Ende, denn die Veranstalter hatten sehr strenge Auflagen bekommen. Leider war es für mich ein ziemlich kurzer Auftakt gewesen. Viel Zeit zum Quatschen blieb danach nicht mehr, weil wir ja mit dem Bus zurück fahren mussten. Das ist eh blöd gemacht, da die Nachtexpresse an verschiedenen Haltestellen fahren und nicht aufeinander warten (2 verschiedene Verkehrsverbünde), so dass man immer einen Sprint hinlegen muss. Und das mitten in der Nacht. Grummel…
Samstag, 10.05.08: zweiter Tag des Festivals
Am zweiten Festivaltag gings dann für mich früher los, denn um 13.45 waren Moonsorrow dran. Leider kam ich ein wenig spät und habe den Anfang verpasst. Von Moonsorrow war ich positiv überrascht, sie waren eindeutig besser als beim Paganfest, die Liederauswahl einfach besser. Vom Keyboarder hat man zwar wieder mal kaum etwas gehört, aber ansonsten alles prima. Es ist nun nicht sooo die Liveband, dafür sind viele Lieder zu lang und/oder zu ruhig, dennoch ein schöner Einstieg für den zweiten Tag.
Danach haben wir uns erstmal ein halbwegs schattiges Plätzchen im Biergarten gesucht und es uns gemütlich gemacht. Bis kurz vor 18h blieb genug Zeit, das Gelände unsicher zu machen, etwas zu essen und zu trinken. Da konnte ich auch noch schnell zur Autogrammstunde von Moonsorrow und ein paar schöne Bilder machen. Bei der Autogrammstunde von Exodus hab waren wir dann als nächstes und hatten ein paar alte Shirts zum Unterschreiben mit. Und die Jungs haben dann noch ein paar Faxen gemacht…
Amorphis war dann die nächste Band, die mich interessierte. Allerdings haben sie mich nicht so vom Hocker gehauen. Ihre Musik war zwar nett, aber auch nicht so, dass es das Publikum zum kochen gebracht hätte. Tomi Joutsen Jedoch lieferte eine gute Show ab und seine Gesichtsausdrücke waren einfach herrlich. Und seine Dreads flogen prima beim Bangen (leider habe ich kein gutes Bild hinbekommen.. Schade..)
Nach der Umbaupause waren Exodus dran. Das ließ jede Menge guten Thrash-Metal erwarten, denn ihr Auftritt 3 Wochen voerher im Turock muss super gewesen sein. Ist zwar nicht ganz meine Musik, aber ich wartete gespannt. Dafür, dass es auf der Bühne richtig zur Sache ging, war es im Publikum relativ ruhig, da hatte ich Schlimmeres erwartet. Klaro gabs Gedrängel und den einen oder anderen Crowdsurfer, aber das hätte schlimmer sein können. Wenn man vom Sound absieht, der mal wieder nicht so der Bringer war, ein gelungener Auftritt, der das Publkikum gut zum bangen und pogen brachte. Pünktlich um 21h wurde dann mit dem Bühnenabbau begonnen, obwohl Exodus noch spielten. Da reagierte Rob Dukes natürlich entsprechend sauer. Strenge Curfew hin oder her, aber den einen Song hätte man sie ja auch noch zu Ende spielen lassen können. Etwas übertrieben streng meiner Meinung nach. Schade, so endete der Auftritt etwas abrupt.
Headliner für Samstag sollten Immortal sein. Es war zwar noch warm, wurde aber langsam dunkel, so dass sich die Pandabärchen.. ähhh.. Blackmetaller aus ihrem dunklen Verlies wagen konnten (ist immer lustig, wenn man die ohne Schminke sieht.) Inzwischen war es auch richtig voll geworden und ging wesentlich mehr zur Sache im Publikum als noch bei Exodus. Ob die Liedwauswahl gut war, kann ich nicht beurteilen, von denen kenne ich gar keinen Titel so wirklich. Dennoch war der Auftritt nicht schlecht. Auf jeden Fall macht es auf der Bühne einiges her, selbst wenn die Jungs aus Norwegen natürlich nicht wild hin- und hersprangen. Ist schließlich kein Punk oder so. Zwischendurch gab es ein bisschen Pyro und der erste Knall hat uns so dermaßen erschreckt, dass wir fast in die Luft gesprungen sind. Puh. Da waren endgültig alle wach. Die Feuerschlucker-Einlage konnte ich leider nicht vernünftig fotografieren. Schade.
Da war der zweite Festivaltag auch schon zu Ende. Leider. Aber einer blieb ja noch und da würden noch lauter gute Bands spielen…
Sonntag, 11.05.08: dritter und letzter Tag des Festivals
Sonntag ging es dann mit Vorfreude aber auch ein bisschen Wehmut zum Festivalgelände, schließlich würde es der letzte Festivaltag sein. Doch noch war es ja nicht zu Ende. Als erstes haben wir Asphyx gesehen. Sagte mir so gar nichts, rockten aber ganz gut. Die vier aus den Niederlanden haben ganz gut Stimmung gemacht.
Danach waren Napalm Death dran. Meine Güte, was für ein scheiß Sound. Nur Geschrammel. Ach, das MUSS so?? Naja, gut, von mir aus. Was Mark „Barney“ Greenway genommen hat, weiss ich nicht, er wirkte jedenfalls ein bisschen irre. Der Gesichtsausdruck konnte einem zuweilen Angst machen. Doch auch das gehörte wohl dazu, denn dem Rest des Publikums schien es zu gefallen. Es wurde gepogt, was das Zeug hielt und der Circle-Pit war auch ganz ansehnlich. Aber eines muss man sagen: so kurz, wie die Songs sind, bekommen Napalm Death in ihrem Set jede Menge untergebracht. Teilweise gehen die Songs nur Sekunden. Na, auch das muss man wohl mögen, Grindcore ist sicher nicht jedermanns Sache.. Dazu gehörte ebenfalls eine „Wall of Death“: das Publikum wurde zweigeteilt und musste aufeinander zurennen. Was die meisten dann mit Begeisterung (ich nicht) taten. Wirklich traurig war ich nicht, dass ich mich für meinen Freund bei der Asphyx Autogrammstunde angestellt habe und daher schon nach 20min von Npalm Death gehen musste. Ist nicht so mein Ding.
Bei der Autogrammstunde war dann die Verwunderung groß, als ich deren Setlist zum Unterschreiben hinlegte: „What’s this?“ fragte einer der Musiker, der seine eigenen Songs scheinbar nicht erkannte. Als ihn dann sein Bandkollege (sorry, weiss nicht mehr, wer von denen das nun war) meinte „It’s from us“, war er ganz begeistert und fragte, wo ich die denn her hätte. Tja, einfach nett gefragt…
Bei einem kurzen Blick in den Backstagebereich sah man direkt bekannte Gesichter: Schmier war auch beim Festival. Ob er wohl bei der Karaoke mitmachen würde?
Erstmal eine kleine Verschnaufpause, Zeit um etwas zu essen. Die Bratwurst war sogar ganz lecker. Auf einmal leerte sich der Biergarten: Volbeat hatten angefangen. Es war vor der Bühne diesmal so voll, dass ich es mir lieber auf den Treppen bequem gemacht und die ganze Sache von weiter weg betrachtet habe. Auch mal nett. So konnte ich von weitem den „Kampf“ eines Mädels mit Minirock beobachten, deren Freunde der Meinung waren, sie müsse doch mal crowdsurfen. Nur mit dem Outfit keine gute Idee. Schließlich blieb ihr nichts anderes übrig und so war sie die meiste Zeit damit beschäftigt, irgendwie ihren Rock überm Hintern festzuhalten. Klappte natürlich nicht. Der männliche Teil des Publikums dürfte sich gefreut haben.
Ausserdem fand zeitgleich die Autogrammstunde von Napalm Death statt, also habe ich der mal einen Besuch abgestattet. Hey, und nun wirkte Mark ganz normal. Eben doch alles nur Show.
Paradise Lost waren eine ziemliche Enttäuschung, irgendwie habe ich mir da mehr von versprochen. Ich kenne zwar nur einen Song so richtig (den ich aber sehr gerne mag), doch live springt der Funke nicht über. Selbst „As I die“ konnte mich nicht aus der Reserve locken. Hinterher musste ich feststellen, dass „Erased“ eigentlich auf der Setlist stand, gespielt haben sie es aber nicht. Vielleicht, da der Auftritt nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen anderen nicht so gut ankam. Wirklich schade, denn DAS wollte ich wirklich hören.
Vor der letzten Band des Abends gab es erstmal Metalkaraoke und einen Allstar-Jam. Die Gewinner des Karaoke-wettbewerbs durften auf der großen Bühne noch einmal ihren Gewinner-Song vortragen. So gab es „Holy Diver“ und „Highway to Hell“ zu hören. Lustig war, dass ich genau einen Song auf der Karaoke Bühne mitbekommen hatte, und zwar den Song von ACDC. Gesangstechnisch war der Auftritt war nicht perfekt, doch die Show, die der Gewinner abgeliefert hat, war klasse. Der Allstar-Jam war etwas mager, 3 Songs wurden gespielt, darunter „Painkiller“ von Judas Priest. Aber tatsächlich: Schmier stand auch auf der Bühne und hat gesungen.
Um 21.30 war es soweit: Iced Earth betraten die Bühne. Endlich mit ihrem alten Sänger Matthew Barlow, der auch entsprechend gefeiert wurde. Ohne seine Stimme ist Iced Earth einfach nur halb so viel wert. Dementsprechend voll wurde es im Publikum wie auch im Fotograben. Dort tummelten sich inzwischen so viele Fotografen, dass die Ordner Mühe hatten, einen Platz frei zu halten, um Crowdsurfer aus dem Publikum in Empfang zu nehmen. Aber das ging schließlich bloß die ersten 3 Songs so, von daher zu ertragen. Wobei die Crowdsurfer irgendwann doch lästig wurden, sie versauten einem jedes Motiv: kaum hatte man die Kamera mal draussen, kam auch schon der nächste und es hiess Achtung. Allerdings tat das dem Spaß kaum einen Abbruch, denn Iced Earth waren eindeutig die beste Band des ganzen Festivals. da stimmte so ziemlich alles, selbst wenn ich eigentlich kaum Lieder kenne. Ein absolut würdiger Headliner und ein krönender Abschluß des Festivals.
Weniger krönend war hingegen der Cocktail, den ich noch getrunken habe. Es sollte ein Tequila Sunrise sein. OK, dass es keinen OSaft, sondern nur noch Maracuja gab, wäre noch egal gewesen, aber das Zeug war lauwarm und mit viel zu viel Grenadine. Als Ausgleich dafür jede Menge Tequila. Selbst gestreckt mit OSaft war es ungenießbar. Und das für 6,50. Nun gut, das waren eben die Reste, ich hoffe, dass die sonst besser gewesen sind.
Fazit
Insgesamt war es ein tolles Festival, bei dem das Wetter mehr als nur mitgespielt hat. OK, Sonntag wurde man im Biergarten zwar eingepudert von dem feinen Sand, aber das ist halt so bei Sonne und Wind. Besser als Matsch. Die Getränkepreise waren normal für ein Festival, komisch nur, dass es mal Pfandbecher gab und mal nicht. Was mir auch aufgefallen ist: man musste höllisch aufpassen mit dem Pfand. Hatte man z.B. 2 Becher abgegeben und wollte 2 neue Getränke, wurde der Pfand öfter doch noch mitberechnet und man musste darauf hinweisen, dass man ja schon vorher Becher abgegeben hatte. Das ist nicht nur mir passiert, sondern auch anderen. Ich gehe einfach mal davon aus, dass die gute Dame nur ein wenig überfordert war. Auf die Essenspreise habe ich nicht so geachtet, lediglich die Bratwurst probiert, die mit 2,50€ gerade noch im Rahmen des Erträglichen lag. Dazu gab es sogar das gute Hela Curry-Gewürzketchup. Perfekt. Die Toiletten waren relativ sauber, für Klopapier war auch (fast) immer gesorgt. Da konnte man sich nicht beschweren. Die T-Shirtpreise am Festivalstand (mehr habe ich nicht angesehen) waren normal. Der Sound hätte besser sein können, im Gegensatz zu letztem Jahr fand ich es aber wesentlich besser. Zumindest vorne, den Rest kann ich ja kaum beurteilen. Für mich waren zwar nicht soo viele Bands dabei, aber die Mischng der Metalrichtungen war OK. Die Ordner waren ein gutes Beispiel dafür, wie es funktionieren kann und sollte. Sie blieben freundlich, egal wie oft sie jemanden aus dem Publikum in Empfang nehmen mussten. Und vor allem: ein noch mal in-Richtung-Ausgang-schubsen, wie man das auf manchen Konzerten oder Festivals erlebt, konnte man hier nicht beobachten. Es wurde nur gesagt, wohin die Leute sollten. Und selbst wenn mal wer stehen blieb, um noch einen Blick auf die Bühne zu werfen, wurde er nicht aggressiv weggedrängt, sondern höflich aber bestimmt in Richtung Ausgang zitiert. Die ganze Zeit blieben die Ordner ruhig und waren keinesfalls aggressiv. So muss das sein!
Auf jeden Fall war es ein gelungenes Wochenende mit viel Sonne und guter Musik. Ich freue mich schon auf nächstes Jahr!
Bericht von Huepfmaus.