Meat Loaf – Hang Cool Teddy Bear

Cover: Meat Loaf - Hang Cool Teddy BearVerschont mich mit euren frischen Castingopfern. Euren tanzenden männlichen Jungfrauen. Euren androgynen Ansaugstutzen feuchter Teenieträume. Euren sich ständig aufs Neue bunt und wirr anmalenden Popgesichtsflächen. Gebt mir stattdessen ein Klavier, ein halbes Orchester, Gitarren, Bass, Drums und eine großartige Stimme, die aus einer ehrlichen Haut kommt.

Meat Loaf hat eine neue CD am Start.

Es ist mir egal, dass sein Gesang auf der Bühne nicht mehr so grandios rüberkommt, manchmal gar versagt. Dass auf den Konzerten viele Besucher nur bei „I Would Do Anything For Love“ mitsingen. Dass ihn manche für einen verwirrten alten Mann halten, der keine Ruhe gibt. Alles egal. Denn musikalisch ist und bleibt dieser Kerl mein Held. Wenn er singt, schreit, jammert und fleht, dann fließt Herzblut aus den Boxen direkt ins Ohr und zieht sich als Gänsehaut durch den ganzen Körper.

Bereits der Opener „Peace On Earth“ hämmert sich in das Gedächtnis ein. Und das nicht nur wegen der Paukenschläge zu Beginn, die den Auftakt zu einer wilden Reiterei zwischen Streichern und Rockband bilden. Wenn Meat Loaf dann (im Rahmen der fiktiven Story um einen im Sterben liegenden Soldaten) die Zeile „I don’t want peace on earth – i just wanna go home“ zum Besten gibt, möchte man den King Kong of Rock’n’Roll schon vor Dankbarkeit halbtot knuddeln. Vor der Umarmung allerdings setzt es ein richtig schön knalliges Gitarrensolo. Wie überhaupt „Hang Cool Teddy Bear(*) dank der Mitarbeit von Steve Vai und Brian May durchaus Heftiges am elektrisch verstärkten Schrammelbrett („Song Of Madness“, „Love Is Not Real“, „California Isn’t Big Enough“) aufzubieten hat – was der Scheibe schon direkt ordentlich Pluspunkte bei mir einbrachte.

In der Hinsicht leicht erschreckbare Hörer sollten sich zuerst „If I Can’t Have You“ (mit Hugh „Dr. House“ Laurie am Klavier) zu Gemüte führen, einer typisch bewegenden Herzschmerznummer, wie sie Jim Steinman auch nicht schöner in die weißen und schwarzen Tasten hätte meißeln können. Oder das etwas rockiger ausgefallene „Living On The Outside“, das locker in die Songliste der Kultscheibe „Bat Out Of Hell“ gepasst hätte. Im letzten Drittel schließlich wird die volle Balladenfront aufgefahren („Did You Ever Love Somebody“, „Let’s Be In Love“, „If It Rains“), ehe das nostalgische, mich stellenweise vom Vibe her an „Walking In Memphis“ erinnernde „Elvis In Vegas“ für einen wohligen Ausklang sorgt. Ein Wort noch zur Single-Auskopplung „Los Angeloser“: ja, ist luftig beschwingt nett geworden, mehr aber auch nicht und taugt insofern kaum als Maßstab für den Rest des Albums (ich hätte ja das oben erwähnte „Peace On Earth“ ausgewählt). Neben „Like A Rose“ mit Jack Black und an die Beastie Boys erinnernden Gesangslinien der am wenigsten überzeugende Song. Aber das ist Meckerei auf höchstem Niveau.

Fazit:
Der alte Mann hat es auch mit 62 Lenzen immer noch dicke drauf.
Still the coolest teddy bear in rock’n’roll.

P.S.: Auf www.hangcoolteddybear.com gibt es einen Bonustrack namens „Prize Fighter Lover“ zum kostenlosen Download.

Meat Loaf: 
Hang Cool Teddy Bear
Unsere Wertung: 100%
Hang Cool Teddy Bear 
wurde am 23. April 2010 
über MERCURY (Universal) 
veröffentlicht.
Kaufen / Streamen(*)
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