Joachim Braig alias Liedermacher Lukas kommt aus Witten und hat sich nach dem Auflösen seiner vorherigen Band „Jim Knopf & die wilden 3“ der Liedermacherei gewidmet. Und daher auch der Name „Lukas“ (der Lokomotivführer). Vom Stil erinnert er an eine Mischung aus Funny van Dannen und Reinhard Mey, seine Songs sind anspruchsvoll und gesellschaftskritisch, aber trotzdem auch witzig. „Was ich Dir noch sagen wollte“ ist Lukas‘ zweite CD und ist bepackt mit 18 Stücken, die mit ihren gesellschaftskritischen, sensiblen, romantischen und teilweise witzigen Texten überzeugen. Die Songs bestehen nicht nur aus Gesang und Gitarre, sondern auch aus Schlagzeug, E-Piano, Bass, Saxophon oder auch einem Akkordeon. Begleitet wird Lukas ab und zu auch von Background-Sängerinnen.
Tracklist:
- An so nem Abend
- Auf der Suche nach meinem Glück
- Happy Birthday
- Immer wieder neu
- Keine Wärme
- Ackermanngeschwätz
- Erinnerung
- Was ich dir noch sagen wollte
- Am Leergutautomat
- Mr. Wichtig
- Einfach vergessen
- der Mutter gewidmet
- Frustlied nach einem Auftritt mit sehr wenigen Zuhörern
- Die gute alte Zeit
- Es tut mir leid
- Maria
- Mallorca
- Bonus Track: Lonely child feat. Moonspoon
Anspieltipps:
*Ackermanngeschwätz*
Hier geht es um die ganz Großen in einer Firma, die einem mit Leichtigkeit die Kündigung entgegen schmettern. Das ganze vermeintlich mitfühlende Gerede – das „Ackermanngeschwätz“ – ist das Thema des Songs.
„Wir machen das nicht gerne und wir können sie verstehn
sie sind ein guter Mitarbeiter, wir lassen sie nicht gerne gehn
wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht
wir haben viel und gründlich nachgedacht
doch sie wissen es ja selber, es ist eine harte Zeit
wir müssen sie entlassen, es tut uns leid“
*Am Leergutautomat*
Einen Liedermacher-Song im 3/4 Takt findet man auch recht selten. Erinnert vom Text und von der Melodie sehr an Reinhard Mey und ist eine sehr genaue Beschreibung über typische Probleme bei der Pfandflaschenrückgabe am Automaten. So mancher wird sich in dem Lied wieder erkennen…
*Mr. Wichtig*
Kennt ihr die Typen, die ihre schlechten Eigenschaften und ihren Arschloch-Faktor immer nach aussen hängen lassen? Der Song ist für all die Männer, die sich schlecht fühlen wenn sie mal nicht im Mittelpunkt stehen. Hier nimmt Lukas kein Blatt vor den Mund und sagt auch „Arschloch“ wenn er das meint.
*der Mutter gewidmet“
Eine Hommage an die 60jährige Mutter – mehr muss man da auch nicht sagen. In der Ballade wird Lukas von einer Backgroundsängerin begleitet und klingt schon fast wie ein Song während einer Familienfeier – dem 60. Geburtstag der Mutter.
*Frustlied nach einem Auftritt mit sehr wenigen Zuhörern*
„Wochenlange Vorbereitung,
Lampenfieber, Mikrotest
dann die Enttäuschung über ein Publikum
das sich an einer Hand abzählen lässt
Während ich mein Frustbier trink
grübel ich, woran es diesmal lag
lag es am Wetter, am Benzinpreis am Münte
oder daran, dass meine Musik niemand mag?“
Das Gefühl kennt wahrscheinlich jeder Künstler, nachdem er mal vor einem überschaubaren Publikum gespielt hat. Dann schießen einem die wildesten Gedanken und Fragen durch den Kopf.
*Die gute alte Zeit*
Tja es gibt viele, die sich die gute alte Zeit zurückwünschen – vor allem was die Musik und die Bands angeht.
„Ich hab mich oft gefragt, woran es wohl liegt
dass man gute Musik nur in den kleinen Läden kriegt,
dass das Radio nur Import und Retorten-Dudel bringt,
und echten Bands nur ganz selten der Durchbruch gelingt.“
In Zeiten von Castingshows wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Popstars“ und musikalischen Eintagsfliegen haben es echte Musiker wirklich schwer ihre Musik unters Volk zu bringen. Der Song spricht mir aus dem Herzen – Danke Lukas!
Fazit:
Musikalisch und Textlich sind die Songs von Liedermacher Lukas sehr hörenswert und anspruchsvoll. Der Stil und die Texte erinnern mich wie ich am Anfang schon erwähnt habe sehr an Funny van Dannen aber trotzdem auch Reinhard Mey. Was die Produktion und die Aufnahme angeht erinnert mich die CD eher an eine „Hobbyproduktion“, weil vor allem der Gesang teilweise sehr dumpf und undeutlich rüberkommt – zeitweise habe ich leider Probleme die Texte zu verstehen (z.B. bei Mallorca), was aber nicht an Lukas liegt. Insgesamt ist der Gesang eher nicht so mein Fall, die Musik und die Texte sagen mir mehr zu. Ein absolutes Highlight der CD ist der Song „Lonely Child“ feat. Moonspoon, der mich ein wenig an Blackmore’s Night oder auch Lana Lane erinnert. Die CD könnt Ihr für 9 Euro bei Lukas selbst bestellen. Auf seiner Homepage gibt es auch Hörproben. Also reinhören und bei Gefallen kaufen. Hier vergebe ich 7/10 Punkten.