Verlassene Industriegelände sind bei der Proberaumsuche einer Band immer die erste Wahl und so wundert es mich auch nicht, dass es die Jungs von „Kopfpilot“ in einen Proberaum verschlagen hat, der mitten in der Einflugschneise des Düsseldorfer Flughafens liegt. Dort wo der Luftsog der landenden Flugzeuge einen zweisekündigen Endzeit-Orkan erzeugt, auch wenn das Flugzeug schon längst gelandet ist. Der perfekte Ort, um mit anständigem Rock-Lärm gegen das Flugzeug-Getöse anzukämpfen und Song-Ideen zu sammeln, die direkt aus dem Leben gegriffen sind.
Wie der Bandname „Kopfpilot“ schon aussagt geht es in den Texten sehr viel um die Gedanken, die einem so täglich im Kopf herumschwirren und Erlebnisse, über die man ständig stolpert. Genauer gesagt geht es um die autobiografischen Textzeilen des Sängers und Songschreibers Michael Lübeck, der seine eigenen Geschichten so zu erzählen vermag, dass es genau so gut mein oder unser aller Leben sein könnte. Die Debüt EP „Kinder der Zeit“ wurde im Sommer 2010 in Eigenregie mit dem Düsseldorfer Produzenten Michael Czernicki (aka Rock or Die) aufgenommen.
Die erste Single „Zu Schön um wahr zu sein“ ist gleichzeitig der Opener der EP und versprüht einfach eine Menge gute Laune. Der geradeaus rockende Refrain lässt sich problemlos mitsingen und man möchte einfach nur noch vor Freude hüpfen und sich im Kreis drehen. Oder wie man so schön sagt „man möchte die ganze Welt umarmen“. Sänger Michael schafft es, uns mit seiner guten Laune anzustecken – und das nicht nur wegen seiner einprägsamen, weichen und zugleich kräftigen Stimme. Und kaum hat sich die Melodie des ersten Songs in den Gehörgang gefressen, kommt schon der zweite Ohrwurm. In „Siah Dee (Die Apokalypse)“ kann Michael so herrlich leiden und schreit alles heraus, was ihn beschäftigt. Und man würde ihm so gerne helfen, denn wir kennen alle diesen apokalyptischen Schmerz, der nie nachzulassen scheint. Sehr romantisch und gefühlvoll plätschert „Jung, stoned und wunderschön“ aus den Boxen und wieder wollen wir Michael alles glauben was er singt, schmelzen dahin und lassen uns vom Text tragen – auch wenn mir das „stoned“ erstmal ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert.
Tiefgründig geht mit „Kinder der Zeit“ die EP zu Ende und ich habe eigentlich gar keine Lust, die „Repeat“-Einstellung heraus zu nehmen. Ich ertappe mich dabei, wie ich schon wieder „schon vorbei?“ denke und gebe mich den fünf Songs erneut hin, die mich wegen dem zeitlosen Pop-Rock-Sound, den deutschsprachigen Texten und dieser verdammt fesselnden Stimme von Michael nicht loslassen wollen. Jeder der meint, er hätte schon alles was es an deutschsprachigen Rock gibt gehört, der sollte „Kopfpilot“ unbedingt mal antesten. Ehrlich, authentisch und so dermaßen echt dass man denken könnte, die Jungs kennen mich schon seit einer Ewigkeit und das wo ich ihnen doch noch nie begegnet bin. Danke und gerne mehr davon!
Müsste ich die Songs von „Kopfpilot“ einer anderen Band vergleichen, so fällt mir spontan „Das Blaue vom Himmel“ und „Abenteuer Wildnis“ ein.
Line-Up:
- Michael Lübeck – Gesang, Gitarre
- Uwe Breunig – Gitarre, Gesang
- Dennis Föll – Gitarre, Gesang
- Christian von Dresky – Bass, Gitarre
- Marco Steffen – Schlagzeug, Klavier
Tracklist:
- Zu schön um wahr zu sein
- Siah Dee (Die Apokalypse)
- Wassermann
- Jung, stoned und wunderschön
- Kinder der Zeit