Maulen kann jeder, mit erhobenem Zeigefinger rumrennen auch, aber so richtig auf die Kacke hauen und dabei noch Brücken zwischen Schmerz und Verlust, Aufbäumen und Hoffnung, Härte und Gefühl schlagen – das schafft heutzutage fast keiner mehr. Aber zum Glück gibt es ja Kaffkönig. Eine Band, die sich aus dem Einen an Gitarre und Mikrofon und dem Anderen am Schlagzeug zusammensetzt.
Gezeugt im lauwarmen Schmelztiegel ländlicher Chuzpe und gutbürgerlicher Systemwut ist der Kaffkönig die geballte Faust des kleines Mannes, die hässliche Fratze von Otto Normal.
Wow, das sitzt! Die Jungs wissen wie es sich anfühlt, wenn man anders sein will als die anderen – wenn man um sein Ich kämpfen muss. Und sie sprechen das aus, was oftmals unbequem ist – als würden sie jedem einzelnen von uns in den Kopf schauen. Und das Duo – das auch fernab von Studio und Bühne fast jede freie Minute miteinander verbringt – hat seinen Zorn und dieses erste richtige Aufbäumen auf ihr erstes Album „Das große Kotzen“(*) gepresst, das am 20. Oktober 2017 erscheint.
Tracklist:
- Gaffer & Beton
- Narbenfresse
- Das große Kotzen
- Panzer Quartett
- Drecksvieh
- Messermalerei
- Kaiserschnitt
- Helene Forster
- Volles Maul
- Lynchknoten
Mittelfinger, statt erhobener Zeigefinger – das ist die Devise! Auf „Das große Kotzen“ singen Kaffkönig von Fehlern und Neuanfängen, von Erkenntnis und Veränderung, von dem, was Menschen mit Mitte Zwanzig eben so bewegt, verpackt in ein musikalisches Gewand aus fetten Gitarrenriffs, wummernden Bässen und einem stampfenden Schlagzeug, was einen einfach mit grooven lässt. Zwischendrin gibt es immer wieder eine cleane Pause zum Luft schnappen und irgendwann will man nur noch schreien: „Ihr Trottel macht das besser mal alleine!“ – mit erhobener Faust. Keine Ahnung, wann mich ein Song oder sogar ein ganzes Album so dermaßen mitgerissen hat wie „Das große Kotzen“.
Die beiden wollen sich auskotzen und sie reissen alles und jeden mit sich. Mit den Singles „Das große Kotzen“ oder auch „Gaffer & Beton“ haben Kaffkönig zwei tolle Songs ausgewählt, um uns den Mund wässrig zu machen und haben zugleich die Messlatte wahnsinnig hoch gesetzt. So kann Punkrock klingen. Modern, deutlich, kritisch und immer voll auf die Fresse – mit Anlauf und Ohrwurm-Garantie. Wenn das Album mal angespielt ist, dann kann man sich ihm auch schwer entziehen. Wie ein Sog.
Vielen Dank auch für die kritische Auseinandersetzung mit der konformistischen Pop-Musik heutzutage und ich muss glaube ich keine weiteren Tipps geben, welche Musiker sie mit dem Titel „Helene Forster“ meinen könnten. Schluss mit Heulerei, Jammerei und schmerzverzerrten Gesichtern. Dummschwätzern kann man auch ganz einfach den Mund abkleben – dann ist Ruhe. So einfach geht das…Bäm!
Jetzt geht’s mir besser und ich hoffe Euch auch, nachdem Ihr „Das große Kotzen“ gehört habt. Ab auf die Tanzfläche und mit erhobenem Mittelfinger mal ordentlich abtanzen und alles was einen ankotzt herausschreien. Ein Album, das sich seine volle Punktzahl redlich verdient hat.
„Das große Kotzen“ ist bei Amazon(*) und iTunes(*) erhältlich.
Eine Antwort
Brutale Band. Auf Platte. Und vor allen Dingen live. Jetzt schon drei Mal durch Zufall gesehen und drei Mal haben sie mein Herz gestohlen. Tolle Dudes.