Seit 20 Jahren verbreiten vier Franken in der ganzen Republik den Blöedsinn und das durchaus erfolgreich. Dabei polarisieren sie ganz massiv: die einen lieben die Band, die anderen hassen sie, dazwischen gibt es nicht viel. Mich mag man in die erste Gruppe einsortieren, was aber nun wirklich kein Geheimnis mehr sein dürfte. Am 14. August erscheint das neue J.B.O. Album „I Don’t Like Metal – I Love It!“ und ich hatte nun einige Tage lang die Gelegenheit, das Werk intensiv und mit viel Freude zu hören.
Line-Up:
- Vito C. – vocals, guitar
- Hanns „G.Laber“ Holzmann – vocals, guitar
- Ralph Bach – bass
- Wolfram Kellner – drums
Tracklist:
- I Don’t Like Metal
- M.E.T.A.L.
- Angie – quit living on dreams
- Hitler hatte keinen Sex
- Das Eine
- Geh mer halt zu Slayer
- J.B.-Boy und J.B.-Girl
- Dio in Rio
- Der böse Gott
- Der Ossi sucht das Glück
- Wessi Girl
- Glenn Leipzig: Mudder
- Lieber Fieber
- Es muss ein Rock (durch Deutschland gehen)
Die Limited Edition des Albums enthält eine zweite CD:
- Im Verkehr – live vom 30 Halbe Festival (Videotrack)
- Verteidiger des wahren Bloedsinns – live in Wacken 2007 (Videotrack)
- Faulheit siegt – live in Wacken 2007 (Videotrack)
- Medtlgschdanzl – live in Wacken 2007 (Videotrack)
- Ein guter Tag zum Sterben – live in Wacken 2007 (Videotrack)
- Angie – quit living on dreams (Musikvideo)
- Beatallica – Eine guten Tag zum Sterben (Audio)
Im Interview wurde ja schon angekündigt, dass sich J.B.O. nicht am inoffiziellen „lauter, härter, schneller“-Wettbewerb unter den Metalbands beteiligen würde – zwar viel Metal dabei, aber nicht nur. Aber egal, in welche Schubladen man die einzelnen Songs nun stecken will, in Sachen Blöedsinn sind und bleiben J.B.O. auch mit diesem Werk Marktführer.
Mit dem 10cc Cover I Don’t Like Metal (Dreadlock Holiday) wird der Hörer deutlich daran erinnert, dass es nicht von Kleidung, Beruf, Frisur oder Alter abhängig ist, ob man nun ein „echter Metaller“ ist oder nicht. Und musikalisch gleich eines der Highlights der CD und sehr wahrscheinlich auch im kommenden Live-Programm zu finden, der Refrain ist perfekt zum Mitgröhlen.
Das Original zum zweiten Song M.E.T.A.L. stammt aus dem Jahr 1979 und sowohl beim Original als auch beim Cover sind der jeweilige Titel Programm: wobei mir M.E.T.A.L. um Längen besser gefällt als D.I.S.C.O.
Das Falco-Cover Angie – quit living on dreams geisterte schon länger als ein Song der „Hells Angies“ aus München bei Hersbruck durch das Netz. Überraschend an dem Song ist vor allem, dass trotz Video einige J.B.O. Fans nicht erkannt haben, wer sich hinter dieser Newcomerband verbirgt. Die Album-Version ist mit über 5 Minuten ein Stück länger als die Single- und Video-Version. Und ein deutliches Statement zur anstehenden Bundestagswahl ist der Song auf alle Fälle. Passend zu diesem Song gibt es das Album auch in einer Special Box, die neben der Doppel-CD auch eine Angie-Zitronenpresse enthält. Die auf 1.000 Stück limitierte Fassung ist ein nettes Sammlerstück für Fans, aber ich persönlich möchte da keine Zitronen darauf ausdrücken.
Hitler hatte keinen Sex, aber dafür jede Menge Komplexe und das gilt nicht nur für Hitler, sondern auch für seine heutigen Fans – so die musikalisch vorgebrachte Theorie. Und das ist doch durchaus positiv: wer nicht poppt, wird sich auch nicht so schnell vermehren, oder? Und ein Alien war er auch…
Das Eine, was alle Frauen wollen. Genau auf den Punkt gebracht und niemand wird dem ernsthaft widersprechen können. Ich will hier nicht das Geheimnis verraten – das eigentlich keines ist, schließlich weiss es doch schon jeder – einfach mal rein hören.
Eine weitere Coverversion, bei der jüngere J.B.O. Fans das Original nicht kennen dürften ist Geh mer halt zu Slayer. Wer ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hat, wird sich mit Sicherheit an das Original erinnern, das einmal gehört kaum wieder aus dem Schädel zu bekommen ist. Aber auch dagegen gibt es ein Mittel: Geh mer halt zu Slayer.
Auch Ralph hat auf dem Album wieder einen Gesangseinsatz: J.B.-Boy und J.B.-Girl spricht direkt die Fans an und man hört deutlich die Handschrift des „DJs Eures Vertrauens“. Wer mit den „typisch ralphschen“ J.B.O.-Songs bisher schon nichts anfangen konnte, wird auch diesen Song nicht mögen.
Zu Dio in Rio muss man nichts sagen, das Original „Pogo in Togo“ sollte jeder kennen. Und wer das original nicht kennt, der sollte dies als Gelegenheit nutzen, diese Bildungslücke zu schließen. Der böse Gott muss auch nicht beschrieben, sondern einfach gehört werden. Und das Master-Volume dabei schön aufdrehen…
Der Ossi sucht das Glück ist der erste von drei Songs, die sich dem Thema Ossis und Wessis annehmen. Ein Thema, das 20 Jahre nach dem Mauerfall eigentlich keines mehr sein sollte – aber vieles ist nun mal leider nicht so, wie es sein sollte. Und so nehmen sich J.B.O. die gesamte Palette der Vorurteile an, die es da so gibt und machen da zwei Songs draus, denn auch in Wessi-Girl geht es um Vorurteile.
Der Gastsänger Vicki Vomit bemüht sich dann in Glenn Leipzig: Mudder zu beweisen, dass sächsisch genau der richtige Dialekt für den Metal wäre: „Sächs-Sächs-Sächsisch“.
Und wieder geht es um Frauen und Beziehungen bei J.B.O., mit Lieber Fieber setzen sich J.B.O. nicht zum ersten Mal dem Vorwurf aus, eine frauenfeindliche Band zu sein. Aber sie nehmen das wie immer: mit Humor, denn „was sich niebt, das leckt sich“…
Zum Ende des Albums wird es dann wieder politisch, es wird die berühmte Rede unseres früheren Bundespräsidenten korrigiert: kein Ruck, Es muss ein Rock (durch Deutschland gehen). Neben einer Wertediskussion über Werte ab 120 Phon aufwärts, fordern sie einen neuen Generationenvertrag und stellen ihr Schattenkabinett vor, mit Rob Halford als neuer Bundeskanzlerin.
Wer sich die Limited Edition mit der Bonus-CD zulegt, der kommt noch in den Genuss einiger feiner Extras. Da wären fünf Live-Videos vom 30/2 Festival und aus Wacken 2007: „Im Verkehr“, „Verteidiger des Bödsinns“, „Faulheit siegt“, „Medtlgschdanzl“ und „Ein guter Tag zum Sterben“. Dazu noch das Video zu „Angie – quit living on dreams“ und als Audiotrack eine Cover-Version des guten Tags von Beatallica unter dem Namen „Eine guten Tag zum Sterben“. Beatallica sind nicht nur auf der Bonus CD vertreten, sie werden J.B.O. auch im Dezember als Support auf ihrer Tour zum Album begleiten. Schade, dass die Videos nicht schon fertig für iTunes und iPod/iPhone vorliegen – aber diese Konvertierung kann man auch selbst erledigen.
Ein Fazit ist recht einfach: der J.B.O. Fan kann auch bei diesem Album bedenkenlos zugreifen, angesichts des nur geringen Preisunterschieds empfehle ich den Griff zur Version mit der Bonus CD, die Box-Version mit der Zitronenpresse ist dann wiederum etwas für den Fan, der wirklich alles haben muss. Alle „J.B.O. waren früher aber viel besser“-Sager dürfen sich freuen, dass auch das neue Album sie in ihrer Meinung bestärken wird, alle anderen freuen sich derweil an neuen Songs, die wie gewohnt musikalisch überzeugen, mit einigen (mehr oder weniger zündenden) Gags garniert und ein sicheres Mittel gegen Merkel-Mundwinkel sind. Mehr als 10 Punkte sind nicht zu vergeben, also gibt es genau diese 10.
Damit niemand sagen kann, er habe es nicht gewusst: ja, ich bin nicht nur seit vielen Jahren J.B.O. Fan, wir – also Andrea und ich – kümmern uns auch um den Internetkram von J.B.O. und leiten den Fanclub. Eine Rezension ist aber doch immer eine sehr subjektive Sache… :)
12 Antworten
Na, da bin ich ja mal gespannt, was mich am Freitag Abend erwartet, wenn ich die CD einlege.
@Olli: ’ne Menge Spaß :)
Hi :-),
bin seit dem ersten Album J.B.O.-Fan und freue mich schon tierisch auf die neue Scheibe.
Vielleicht kommen sie ja mal wieder in meiner Nähe vorbei, dann gehe ich bestimmt hin.
Ihr seit eine Saugeile Band! Auf die nächsten 20 Jahre !!
Gruß René ;-)