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J.B.O. – Deutsche Vita

Das inzwischen zwölfte Studioalbum von J.B.O. hört auf den Namen „Deutsche Vita“ und enthält hauptsächlich Coverversionen von Songs deutscher Künstler. Es ist schon so eine Art Konzeptalbum: „Es ist sicher kein typisches J.B.O.-Album, sondern ein reines Nostalgie-Produkt“, sagt die Band im Interview mit den Kollegen vom Popscene. Lauter Songs, die die Musiker selbst begleitet und geprägt haben – und die sie vor allem mögen. Schließlich hatten sie in der Vergangenheit auch Songs gecovert, die sie selbst nicht mochten (zumindest nicht in der Originalfassung). So ein bisschen erinnert das an den Partysampler, mit dem Unterschied, dass J.B.O. hier selbst spielen.

Alles nur geklaut: Mit der nötigen Portion Selbstironie („Doch in unserm Repertoire ist eig’ne Geistesleistung rar“) wird hier der gleichnamige Song der Prinzen („Die machten damals Sangeskunst in den östlichen Provinzen“) umgedichtet und mit Metal und Gegrunze angereichert. Sehr gelungen – vor allem auch das Lyric-Video – und ein ordentlicher Einstieg in das Album. Hier wird die Messlatte schon mal recht hoch gelegt.

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Du hast dein Smartphone vergessen: Nach den Prinzen erwischt es Nina Hagen, aus dem Farbfilm wird das Smartphone und der Vergessliche in diesem Fall ist Vito C. Es wird eindrucksvoll gezeigt, wie riskant es ist, wenn man sich zu sehr auf seine externe Hirnerweiterung verlässt. Auch zu diesem Song gibt es ein Video – das unbedingt sehenswert ist. 

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Ich will Spaß: Und mitten rein in die Neue Deutsche Welle – ging es Markus damals (1982) noch darum Gas zu geben und reichlich Sprit zu verfahren, haben J.B.O. den Text leicht verändert in Richtung Kitzmann-Bier, das selbst getrunken wird, statt Sprit, der von der Karre gesoffen wird. Aber im Kern hat sich an der Aussage des Songs nichts geändert.

Das Lummerlandlied: 70 Jahre gibt es die Augsburger Puppenkiste jetzt schon, ein klein wenig länger als J.B.O., die hier einen der bekanntesten Songs aus den Stücken dieses besonderen Theaters interpretieren. Der Text ist unverändert und die Älteren unter uns werden sich an Jim Knopf und Lukas erinnern – oder? Passend dazu wurde ja jetzt auch eine Realverfilmung der Geschichte in die Kinos gebracht.

Wer ist der Fahrer: Ein Problem, dass sich mir nicht so stellt – ich falle schon mangels Führerschein aus. Andere diskutieren hier länger auf dem Weg zur Party, wer nüchtern bleiben und die besoffene Bande heim fahren muss. Hannes wendet hier den alte „Ups, jetzt habe ich aus Versehen schon zu viel getrunken“-Trick an und Vito C. ist der Fahrer. Einzig die Verwunderung von Ralph und Wolfram wirkt etwas unglaubwürdig ;) Und ja, auch das ist eine NDW-Coverversion: Carbonara von Spliff wurdet hier umgedichtet.

Cover: J.B.O. – Deutsche Vita

Nur geträumt: Und weiter geht es mit NDW. Textlich unverändert und dieses Mal ohne Fischstäbchen im Mund, dafür von Jaymz Lennfield von Beatallica übernimmt hier den Gesang bei unverändertem Text. So würde es also ungefähr klingen, würden Metallica Nena covern. 

Blaue Augen: Wir wissen nicht, wessen blaue Augen Hannes in diesem Song meint. Klingt ein wenig nach Motörhead, der Text von Ideal ist aber unverändert. Ob aufgrund fehlender Genehmigung zur Umdichtung oder weil es an dem Text einfach nichts zu verbessern gab – wer weiß. 

Deutsche Vita: Einer von zwei eigenen Songs, die sich irgendwie auf das Album geschummelt haben. Inhalt ist einfach und wahr: Deutschland ist doch gar nicht so schlecht – aber stolz muss man nicht drauf sein, zufällig hier geboren zu sein. Und nie vergessen: DJ Ötzi ist aus Österreich, Howard Carpendale aus Südafrika und Frei.Wild aus Südtirol. Gut, dass das mal geklärt wurde.

Karneval in Sodom: Bomben… äh… Bonbonhagel! ?

Wickie: Ein alter Bekannter im J.B.O.-Programm neu aufgelegt. Wickie, der Song über Wikinger mit dem Manowar in Deutschland bekannt wurden. So ähnlich war es damals auf jeden Fall. Am Text haben J.B.O. immer noch nicht herumgedoktert. Ist aber auch wirklich nicht nötig.

Hurra Hurra die Schule brennt: Kennt wohl jeder, auch wenn man vielleicht noch gar nicht geboren war, als Extrabreit während der NDW mit dem Song die Phantasie unzähliger Schüler beflügelte. Auch hier ist der Text unverändert – da gibt es wohl nichts mehr zu verbessern. Und so dürfen sich nun neue Generationen an einem Song freuen und von brennenden Schulgebäuden träumen.

Grande Finale: Der Titel klingt zwar danach, es ist aber nicht der letzte Song des Albums, aber ein Song über das Ende. Udo Lindenberg beschrieb 1981 mit diesem Song den großen Knall mit dem es mit uns und diesem Planeten enden würde – zumindest hatte man diese Befürchtung damals, mitten im Kalten Krieg mit seinem atomaren Wettrüsten. Und leider ist es ja nicht ganz unpassend, schließlich scheinen einige Staatschefs alles dafür tun zu wollen, dass es zu einem neuen Kalten Krieg kommt.

Gewiss ist nur der Tod: Der Tod macht halt auch nur seinen Job und „neben Dir wächst schon das Gras, in das Du am Ende beißt“. Der zweite eigene Song auf diesem Album und mit einer wichtigen Botschaft: Es gibt ein Leben vor dem Tod – also aufhören, sich irgendwelche Gedanken über das Danach zu machen. 

Fränkisches Bier: Zum Abschluss noch eine Live-Aufnahme des Songs, der ursprünglich fälschlicherweise „Griechischen Wein“ zum Inhalt hatte. Ehrlich jetzt, wer will Wein, wenn er Bier bekommen kann? Fränkisches Bier vor allem!

 

Und nun? Fazit? Ist natürlich schwer, ich bin ja bekanntermaßen ein Fan dieser Truppe, arbeite auch noch für die, bin also alles andere als „unbeteiligt“, eher schon bin ich „involviert“. Andererseits: Wäre das Album scheiße, dann hätte ich es in den letzten Wochen sicher nicht etliche Male durchgehört. Es ist halt auch immer eine Frage des individuellen Geschmacks. Die Zusammenstellung der Songs zeigt auch, dass es eben kein normales Album ist und sein soll. Glatte 10 Punkte gibt es diesmal nicht von mir, sondern „nur“ 9,7. Ich hätte einfach gerne weniger Originaltexte gehabt, aber auf der anderen Seite bin ich dann doch alt genug, um die Cover – ob mit Originaltext oder nicht – noch gut genug zu kennen. Zu haben ist das Album wie immer bei Apple(*), Amazon(*) und überall sonst, wo es Musik gibt :)

J.B.O.: 
Deutsche Vita
Nicht einfach ein gewöhnliches J.B.O.-Album, aber trotzdem typisch J.B.O. - für Fans keine Frage, muss man haben. Alle anderen sollten aber mal rein hören, es lohnt sich.
Unsere Wertung: 97%
Deutsche Vita 
wurde am 30. März 2018 
über AFM Records 
veröffentlicht.
Kaufen / Streamen(*)
Amazon.deAmazon MP3Bei Apple Music hören
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