Das Plakat mit den Kindern in idyllischer Nachbarschaft und den Sternchen in den Namen der Bands lässt nicht gerade auf harte Musik schließen, aber wenn ich mit den Kindern eines gemeinsam habe, dann die Tatsache, dass ich da unbedingt hinrennen musste, denn für Mittwoch waren in der Matrix 5 Bugs, Itchy Poopzkid und Zebrahead angekündigt – eine verdammt explosive Kombination.
Krankheitsbedingt sind 5 Bugs leider ausgefallen, aber Itchy Poopzkid verkündeten gleich zu Beginn, dass sie ja dann etwas mehr Zeit hätten. So kannte ich das noch von Bochum Total – die Band ist einfach von der ersten Minute an der Publikumsliebling. Das hat sich auch während der folgenden knapp 1,5 Stunden nicht geändert. Reihenweise coole Songs in einer unheimlich entspannten Partyatmosphäre, in der man einfach die Seele baumeln lassen und genießen konnte.
Zu Hits wie „Why Still Bother“ und „Down Down Down“ wurde gepogt, was das Zeug hält. In der zu drei Vierteln gefüllten Matrix Bochum hatte jeder seinen Spaß – es gab härtere und softere Moshpits, es gab die auf der Stelle hüpfende Fraktion, die Tanzenden und die, die einfach am Rand stehen und genießen. Menschen surften auf der Crowd, Sibbi spielte auf seinem von der Crowd getragenen Gitarrenkoffer und in der Menge war eine Menge Bewegung – wobei man sich blind darauf verlassen konnte, wieder aufgehoben zu werden, wenn man mal auf dem vom Schweiß rutschigen Boden ausrutschte. Die Band ließ ihren Roady auf Zeit Mikros wechseln und wechselte selbst ständig zwischen den Instrumenten.
Nach kurzer Erholungs- und Umbaupause ging es dann bei Zebrahead eine Nummer härter zu. Während der ersten beiden Songs bin ich teilweise zwei Meter weit geflogen, wenn ich im Sprung einen Treffer kassierte. Aber auch hier wieder: Ein wildes, aber friedliches Chaos im Publikum. Wie auch schon bei Itchy Poopzkid vorher gab es Sitzpogo und Circle Pits und später sogar die Wall Of Death. Besonders bemerkenswert, dass die beiden Rollstuhlfahrer in der ersten Reihe dabei ebenfalls ihren Spaß hatten und vor der wild feiernden Menge geschützt wurden – dafür hatten Itchy Poopzkid ganz am Anfang hingewiesen und dafür gesorgt, dass die beiden aus der Gefahrenzone rauskommen.
Während des Zebrahead-Konzertes gab es auf der Bühne frische Drinks direkt von der auf der Bühne aufgebauten Tiki-Bar – leider nur für die Band und zwei ausgewählte Zuschauer, von denen einer dann wagemutig über den Fotograben sprang und erfolgreich stagedivte. Respekt an dieser Stelle auch vor der Security, die die ganze Veranstaltung über äußerst entspannt Leute annahm, wenn sie beim Surfen vorne ankamen, und ansonsten recht wenig zu tun hatte.
Zebrahead verpassten der Matrix gut eine Stunde lang nicht nur ein musikalisch etwas härteres, sondern auch ein textlich deutlich direkteres Programm. „Shisha Party“ oder „Nudist Priest“ sprechen ein eindeutige Sprache und das T-Shirt des Gitarristen sagt: „Ich bin eine Sexmaschine“. Später im Programm darf das Publikum laut „Muschi“ gröhlen – keine Herausforderung für die nach wie vor kräftig feiernden Fans und Neu-Fans. Vor sechs Jahren waren die fünf Amerikaner schonmal in Bochum – und spielten vor gefühlt zwanzig Zuschauern. Inzwischen stehen sie als Headliner auf großen Festivalbühnen, zeigten sich aber trotzdem ehrlich begeistert davon, wieder in Bochum spielen zu können und auch hier nun vor vielen Fans zu stehen.
Nach vier Zugaben hatte ich zwar mehr Körperteile mit blauen Flecken als ohne, war dafür aber auch restlos glücklich. Auch die Bands waren überaus angetan von der laut mitsingenden und -pfeifenden Zuschauermenge und kürten Bochum zum besten Konzert der Tour – womit Bochum eindeutig einen besonderen Status der Tour einnimmt, denn das Konzert am Mittwoch war das letzte gemeinsame Konzert der Tour und auch das erste war schon dort. Zu Recht, eine so ausgelassene und trotzdem stimmungsmäßig heiße Atmosphäre ist selten. Das Ganze für 16 Euro – falls es ein perfektes Konzert gibt, war es das.
Eine Antwort
Itchy Poopzkid & Zebrahead – 14.3.2012 Matrix Bochum:
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