Ich war zu Gast in den RED ROCK STUDIOS in Tutzing und durfte mir das Studio ansehen und ein Interview mit Leslie Mandoki führen.
Leslie Mandoki ist ein renommierter Musiker, Produzent und Bandleader, der für seinen einzigartigen Stil und seine vielseitige Karriere bekannt ist. Geboren in Ungarn, hat er sich als Jazz- und Rockmusiker in Deutschland etabliert. Mandoki gründete die Band Mandoki Soulmates, die für ihre fusionierte Musik bekannt ist, die Elemente aus Rock, Jazz und klassischer Musik vereint.
Die Mandoki Soulmates sind eine feste Größe in der internationalen Musikszene und haben mit ihrer einzigartigen Besetzung und ihrem musikalischen Ansatz große Anerkennung erlangt. Die Band besteht aus einer beeindruckenden Vielzahl von Musikern, darunter prominente Persönlichkeiten wie Ian Anderson von Jethro Tull, Bobby Kimball von Toto und viele weitere bekannte Künstler.
Leslie Mandoki selbst ist nicht nur als Musiker aktiv, sondern auch als engagierter Künstler, der sich für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung einsetzt. Seine Musik und seine Botschaften spiegeln seine tiefe Verbundenheit zur Kunst und zur Menschheit wider, und er ist dafür bekannt, dass er seine Plattform nutzt, um soziale und politische Themen anzusprechen.
Insgesamt ist Leslie Mandoki eine faszinierende Persönlichkeit der Musikwelt, dessen Einfluss über seine musikalische Arbeit hinausgeht und der durch seine Mandoki Soulmates eine einzigartige künstlerische Vision verwirklicht.
venue: Hallo Leslie, ich freue mich, dass unser Interview klappt. Ihr habt ein sehr schönes Studio hier. Wie geht es dir?
Leslie: Danke, gut.
venue: Das freut mich zu hören. Ich habe einige Fragen zum aktuellen Album vorbereitet.
Wie lange habt ihr an dem Album gearbeitet, also wie viel Zeit habt ihr investiert?
Leslie: Also, ich habe lange daran gearbeitet. Bei analogen Aufnahmen musst du alles super gut vorbereiten. Du kannst nichts programmieren und keine Dateien hin- und herschieben. Alles muss bei der Aufnahme passieren. Entsprechend ist es natürlich so, dass im Kopf und auf dem Papier, die Noten und die Texte stehen müssen, da keine Möglichkeit zur nachträglichen Bearbeitung besteht. Das dauerte etwa eineinhalb bis zwei Jahre, um alles vorzubereiten und aufzunehmen.
venue: Was war die Hauptinspiration hinter dem Album?
Leslie: Die Hauptinspiration war, dass wir in dieser labilen Krisenzeit leben und nach einem Ausweg suchen. Wir wollten sozusagen einen „Woodstock 4.0“ erschaffen, einen Kompass definieren und unserer Verantwortung als Rockmusiker gerecht werden. Wir möchten die Liebe, die wir jahrzehntelang von unserem Publikum bekommen haben, zurückgeben und versuchen, das Licht am Ende des Tunnels zu sein, wo jeder sich selbst spürt. Das ist uns sehr wichtig.
venue: Das spürt man auf dem Album. Du hast ja schon gesagt, dass durch die Analogtechnik auch einige Herausforderungen entstanden sind, die es bei digitalen Aufnahmen nicht gibt.
Leslie: Genau, der Unterschied liegt nicht nur in der Technik, sondern auch im gesamten Arbeitsablauf. Mit Analogaufnahmen musst du alles genau planen. Du kommst ins Studio, musst die Maschine kalibrieren, die Bänder einmessen – das sind alles echte Handwerkskünste. Im Gegensatz dazu kannst du digital viel flexibler arbeiten. Aber gerade diese Einschränkungen der Analogtechnik haben eine magische Wirkung auf den kreativen Prozess. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, weil wir ein echtes, handgemachtes Werk schaffen wollten, keinen schnell produzierten digitalen Track.
venue: Das sind alles bekannte Herausforderungen, aber warum habt ihr euch dennoch für Analog entschieden?
Leslie: Wir wollten unseren Fans ein authentisches Erlebnis bieten. Analog ist für uns wie ein Liebesbrief, der von Hand geschrieben wurde, im Gegensatz zu einer schnellen SMS. Wir schätzen die traditionelle Art der Musikproduktion und wollten diese Ästhetik bewahren.
venue: Gibt es besondere musikalische oder lyrische Experimente auf dem Album?
Leslie: Nicht unbedingt musikalische Experimente, aber bedingt durch die Analogtechnik ergaben sich neue Herangehensweisen. Es ging mehr darum, gemeinsam als Band zu spielen und die Musik zusammen fließen zu lassen, anstatt viele Solos und Overdubs einzufügen. Dadurch entstand eine ganz eigene Dynamik und ein natürlicher Fluss.
venue: Welcher Song hat euch denn besonders herausgefordert und warum?
Leslie: Es gab keinen speziellen Song, der uns besonders herausgefordert hätte. Die gesamte Produktion war eine positive Herausforderung, bei der wir als Band zusammengewachsen sind und gemeinsam an einem Ziel gearbeitet haben.
venue: Welche Reaktionen habt ihr denn bisher zu dem Album erhalten und welche würdet ihr euch noch wünschen?
Leslie: Wir haben weltweit fantastische Kritiken erhalten, sowohl von Kritikern als auch von unserem Publikum. Die Rückmeldungen von unseren Fans waren durchweg positiv und das ist für uns das Wichtigste.
venue: Ihr habt zwei Live-Shows im August geplant. Ein Konzert ist in Muenchen, das zweite in Budapest. Wie plant ihr das Album live zu präsentieren? Gibt es da etwas Besonderes?
Leslie: Wir wollen die Energie und die Authentizität des Albums auch live transportieren. Es wird keine großen Effekte geben, einfach nur ehrliche und kraftvolle Musik, so wie es früher üblich war, ohne Click-Tracks oder Schnickschnack.
venue: Das klingt großartig. Wenn du das Album in einem völlig anderen Genre aufnehmen könntest, welches wäre es dann?
Leslie: Orchestral.
venue: Warum gerade Orchestral?
Leslie: Die Klangvielfalt und die emotionale Tiefe eines Orchesters wären eine interessante Herausforderung und könnten unsere Musik auf eine neue Art und Weise bereichern.
venue: Ich habe hier im Studio einige Filme stehen sehen und frage mich, welcher Film dich am meisten inspiriert hat?
Leslie: Ich denke, ich bin ein Easy-Rider-Typ. Das hat mich schon als Kind beeinflusst. Das war großartig.
venue: Toller Film. Bleiben wir in der Richtung. Welche drei Bücher haben dich am meisten beeinflusst?
Leslie: Welche drei Bücher… Also, Jack Kerouac, „On the Road“, das auf jeden Fall. Vielleicht auch die Korrespondenz zwischen Goethe und Schiller, das definitiv. Und vielleicht noch etwas von Madács, er ist ein ungarischer Schriftsteller. Und dann eine Tragödie, das ist eine Tragödie der Menschheit. Vielleicht hat das mit meiner Dreisprachigkeit zu tun oder so.
venue: Wie sieht dein perfekter Tag aus?
Leslie: Mein perfekter Tag beginnt nicht um sechs Uhr, sondern eher um halb acht. Aber meistens stehe ich um sechs oder halb sieben Uhr auf, wenn das Wetter gut ist. Mein Morgenritual besteht aus zwei großen Tassen Kaffee. Danach höre oder lese ich Gabor Steingart, je nach Tagesform. Dann lese ich ein wenig, bis ich meinen zweiten Kaffee trinke, schaue durch verschiedene Tageszeitungen und meine eigenen Social-Media-Kanäle, aber nur unsere eigenen. Dann, an einem perfekten Tag, paddle ich mit dem Kanu etwa eineinhalb Kilometer und gehe danach etwas spazieren. Idealerweise treffe ich morgens auch schon das Management, bevor ich ins Studio runterkomme und die Ingenieure oder Musiker vor Ort sind und wir mit der Arbeit starten. Das wäre sozusagen ein perfekter Tag für mich.
venue: Und was rundet deinen Tag dann ab?
Leslie: Gegen acht oder halb neun gehe ich ins Nordbad. Dort esse ich etwas, paddle zurück und treffe oft Freunde.
venue: Gibt es ein historisches Ereignis, bei dem du gerne dabei gewesen wärst?
Leslie: Woodstock.
venue: Warum gerade Woodstock?
Leslie: Das hat mich als Kind sehr beeindruckt. Ich habe eine große Liebe zur Musik, und das kommt wahrscheinlich daher.
venue: Okay, wir haben darüber gesprochen, wie du nach Hause paddelst und Freunde triffst, auch deine Soulmates kommen zu Besuch und ihr kocht zusammen. Ian Anderson hat gesagt, du bist der „Masterchef“ in der Küche. Was kochst du besonders gerne?
Leslie: Alles Mögliche. Koreanisch, japanisch, mexikanisch, mediterran. Selten ungarisch, aber auch das.
venue: Gibt es ein spezielles Gericht, das du gerne kochst?
Leslie: Ich koche alles. Küche ist wie Musik, entweder gut oder schlecht.
venue: Was ist deine liebste Kindheitserinnerung?
Leslie: Ursprünglich wollte ich Maler oder Dichter werden, und beides mache ich auch. Dann kam eine väterliche Intervention und ich wurde Musiker. Was für ein Glück! Aber ich kann immer noch malen und Gedichte schreiben.
venue: Welche Erfindung der letzten 50 Jahre hat deiner Meinung nach den größten Einfluss auf die Musikindustrie?
Leslie: (schiebt das Smartphone in die Mitte des Tisches) Das Smartphone. Es hat einen Paradigmenwechsel ausgelöst und wahnsinnig viel verändert, vor allem durch die Verkürzung der Aufmerksamkeitsspanne. Ich schätze es sehr, dass ich in einer Zeit aufgewachsen bin, in der wir nachmittags als Studenten in meinem Zimmer zusammenkamen und Alben hörten. 80 Minuten Musik ohne Ablenkung durch Social Media oder ähnliches. Unsere „Influencer“ waren damals Philosophen, große Musiker, Dichter, Schriftsteller und bedeutende Filmemacher, sowie Politiker wie Herr Gorbatschow. Ich gehöre zu einer glücklichen Generation.
venue: Kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich gehöre auch noch zu denjenigen, die teilweise ohne Handy aufgewachsen sind.
Leslie: Ja, wäre Social Media nur auf dem PC, wäre es anders. Aber wir leben nun mal digital. Es ist erstaunlich, wie viel Zeit wir darauf verbringen.
venue: Absolut. Jetzt habe ich noch ein paar andere Fragen für dich. Nenne spontan drei Dinge, die dir zu unserer Welt und Gesellschaft einfallen.
Leslie: Also, wir sind in einer Zeit vieler Krisen ohne Kompass. Unsere Aufgabe ist es, einen Soundtrack für diesen Kompass zu schaffen und irgendwie ein Licht am Ende des dunklen Tunnels zu sein. Wir müssen Verantwortung übernehmen in einer Zeit, in der viele das nicht tun, obwohl sie dazu da sind. Wir haben Krisen in allen Bereichen der Gesellschaft: Bildung, Rente, Gesundheit, Finanzen. Es gibt Rezessionen und Allzeithochs an der Börse, Spekulationen, die Spirale dreht sich. Wir haben Krieg und eine Klimakrise. Meine Generation hat unglaublich viel Unheil angerichtet, seit 1989 regnet es einfach Luft vom Himmel, ohne dass wir etwas Vernünftiges damit angefangen hätten. Wir tragen Verantwortung für die nächste Generation. Ich bin in Freiheit und Frieden aufgewachsen, das ist etwas, das geschützt werden muss.
venue: Stell dir vor, du könntest einen Tag tun, was du willst. Was würdest du als erstes machen?
Leslie: Ich würde vermutlich eine Gruppe von Philosophen aufsuchen, die über Denk- und Schreibstuben verfügen, um zu versuchen, die Welt vor sich selbst zu retten. Die Welt scheint gerade dabei zu sein, sich selbst zu zerstören, und das bereitet mir Sorgen, da ich Kinder habe.
venue: Verständlich. Wir haben auch schon darüber gesprochen, was du geworden wärst, wenn du kein Musiker geworden wärst: Dichter oder Maler. Dein Vater hat dir ja geraten, deinen Traum zu lieben, und das machst du ja offensichtlich, zusammen mit deinen Soulmates. Du bist aus Ungarn geflohen und hierher gekommen. Gibt es noch andere Träume, die du dir erfüllen möchtest?
Leslie: Frieden in meinem Sprachverständnis. Vielleicht weil ich ein Kind von Woodstock bin, klingt das seltsam, das auf Deutsch zu sagen, „kriegstüchtig“ zu sein. Meine poetische Sprache verweigert sich dem. Anstatt von Kriegstüchtigkeit spreche ich lieber von Friedenstüchtigkeit. Das ist intellektuell anspruchsvoller, aber wir haben ein gutes Beispiel: 1989 gab es unglaubliche Diktatoren, und wir haben es geschafft, die Berliner Mauer friedlich zu Fall zu bringen, ohne einen einzigen Toten. Und jetzt gibt es wieder Kriegsrufe. Das ist eine schlimme Situation. Als Künstler habe ich einen natürlichen Platz bei den Opfern, den Unterdrückten, den Frauen, denen Schande angetan wurde. Das ist schrecklich.
venue: Welcher Song darf auf keinen Fall in deinem Soundtrack des Lebens fehlen?
Leslie: Es gibt viele Songs, die nicht fehlen dürfen. Mein Soundtrack des Lebens ist eine Sammlung von vielen Dingen.
venue: Gibt es einen speziellen Song, der auf gar keinen Fall fehlen darf?
Leslie: Ich habe viele, aber auch eigene Songs. Es wäre schwer, einen einzelnen zu nennen, weil sie alle miteinander verbunden sind.
venue: Es gibt immer wieder Gerüchte über Künstler. Was war das Beste oder das Schrägste, was du über dich oder die Soulmates gehört hast?
Leslie: Das Schrägste war wohl, dass es uns ums Geld ginge, aber das sollte nach über 30 Jahre klar sein, dass dem nicht so ist. Wir sind sehr demütig und dankbar gegenüber unserem Publikum und der Musik.
venue: Welche Frage würdest du gerne gestellt bekommen, die dir bisher noch keiner gestellt hat?
Leslie: Ich bin dankbar dafür, dass ich immer positiv und konstruktiv von den Medien behandelt wurde. Es gibt Musiker, die glauben, dass Medien und Journalisten ihre natürlichen Feinde sind, aber ich wurde immer fair behandelt.
venue: Welche Fragen magst du gar nicht?
Leslie: Komischerweise hatte ich das Privileg, dass ich nie zu Privatem befragt wurde, insbesondere nicht zu meinem Privatleben mit meiner Frau, mit der ich seit beinahe vier Jahrzehnten zusammen bin und die die Mutter meiner Kinder ist. Ich bin dankbar dafür, dass niemand darin herumstochert. Ich führe ein sehr stabiles und bürgerliches Familienleben, und es ist schön, dass es so ist. So soll es bleiben.
venue: Wir sind auch am Ende unseres Interviews. Gibt es etwas, das du unseren Lesern, Leserinnen oder den Menschen auf der ganzen Welt noch mitgeben möchtest?
Leslie: Ja, lasst uns alles daran setzen, gemeinsam aus dem Labyrinth der Krisen herauszufinden. Was ich euch hier anbiete, ist der Soundtrack dafür.
venue: Vielen Dank, Leslie, für dieses tolle Interview und dass ich mir das Studio anschauen durfte. Ich wünsche euch viel Erfolg mit dem neuen Album und den kommenden Shows!
Leslie: Vielen Dank auch an dich! Es war mir ein Vergnügen.
Unser Review zum aktuellen Album „A MEMORY OF OUR FUTURE“ der MANDOKI SOULMATES findet ihr hier.
Weitere Informationen zu MANDOKI SOULMATES findet ihr unter:
Webseite:
https://mandoki-soulmates.com/