Interview: Alex Diehl – 10.03.2014 – Hard Rock Cafe München

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RCA stellte Alex Diehl im Rahmen eines Hard Rock Cafe Showcase vor. Wir haben Alex im Hard Rock Cafe München besucht und ein Interview mit dem sympathischen Chiemgauer geführt. Alex erzählte uns einiges über sich, seine Musik und die Hintergründe.

Kathy: Hallo Alex. Wollen wir loslegen?

Alex: Hallo, ja sehr gerne.

Kathy: Alex, am letzten Freitag ist Deine Single „Robin Hood“ erschienen…

Alex: Ja, ich glaub’s bis heute nicht.

Kathy: Warum nicht? Es ist aber wahr?

Alex: Weil ich mir das als Kind immer gewünscht habe. Ich habe es vorhin schon erzählt, ich hab drei Träume. Ich hab mir das als Kind gewünscht, das zu machen, was ich jetzt mache. Wirklich ehrlich, ich hab‘ nie was anderes gemacht. War ganz dumm und naiv und bin immer diesen Weg gegangen mit allen Konsequenzen. Und auch nur deswegen, weil ich mir nie bewusst war darüber. Weil dann hätte ich das nicht gemacht, wäre ich heller im Kopf gewesen zu der Zeit. Und ich hab mir das immer gewünscht,  irgendwann mal ein großes Konzert zu spielen vor Leuten, die kommen weil sie meine Musik hören wollen. Meine eigene CD im CD-Regal bei Media Markt oder irgendeinem CD-Händler zu kaufen und da wirklich stehen zu sehen… Deswegen bin ich vorgestern zum Media Markt nach Traunstein gefahren und hab‘ mir die selber gekauft, weil ich das sonst nicht geglaubt hätte.

Kathy: Du hast dazu ein Video auf Facebook gepostet, habe ich gesehen.

Alex: Ja, weil das so ein unglaubliches Gefühl für mich war, dass da tatsächlich mein Name drauf steht. Und meine CD und das Lied, dass ich geschrieben habe, da beim Media Markt drinnen.

Kathy: Du hast Dich auch unglaublich gefreut, das kam richtig schön an.

Alex: Ich freu‘ mich über alles zur Zeit. Du kannst dir das wirklich nicht vorstellen, ich kann überhaupt nimmer schlafen, weil ich mich echt freu‘. Ich bin wahnsinnig nervös jeden Tag, wenn ich ständig was mache, was ich davor noch nie gemacht hab‘. Und es ist jeden Tag was Neues. Aber das ist die geilste Zeit.

Kathy: Aber das macht es doch spannend oder?

Alex: Das ist das geilste Leben. Ehrlich. Ganz ehrlich. Das kannst du dir nicht vorstellen…
Stell dir vor, du bist ein kleines Kind. Und dann träumst du davon und dann machst du’s irgendwann, weil dir  nie was zu blöd war, du dir nie zu schade warst, zu naiv warst, um Konsequenzen zu erkennen und in letzter Linie das so unfassbar liebst, dass du ohne das gar nicht leben könntest. Und jetzt kommt der Punkt, wo es an neue Ufer geht. Neue Ziele, nächster Schritt. Mein anderer Traum war, irgendwann einen Plattenvertrag zu haben. Jetzt bin ich bei einer Plattenfirma wie SONY unter Vertrag, hab ein unfassbar liebes Team hinter mir, ein tolles Management. Ich bin nicht mehr alleine auf meinem Traum unterwegs. Ich komm‘ so vom Dorf, vom Land und das war so, dass das jetzt passiert, ist genauso wahrscheinlich wie… Das ist ’ne Utopie.

Kathy: Das ist wie ein Märchen. Kann man das so vergleichen?

Alex: Ja. Ich hab neulich mal so ein Buch gelesen „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ und irgendwie ist das so ein bißchen wie der amerikanische Traum auf Bayerisch. (lacht) Ich weiß es auch nicht, wie man das sagen soll…

Kathy: Aber schön ausgedrückt.

Alex: Mit 17 hab ich die Schule geschmissen. Während meiner Mathe-Klausur, weil ich unbedingt Musiker werden wollte. Ich hab da geweint und gesagt, wenn ich das jetzt fertig schreibe, dann mach ich die Schule fertig, geh‘ studieren, mach‘ irgendwas, was ich nicht machen will. Etwas, was mich nicht glücklich macht und alles was ich neben der Schule gemacht hab, war nur Bands, Bands, proben, auftreten, auftreten, auftreten, spielen, spielen, spielen… Alle Instrumente und sich selber aufnehmen und alles, irgendwelche YouTube-Videos drehen mit’m iPhone und so, es gab nix anderes. Also muss es das sein. Was anderes geht halt nicht. Ich kann’s nicht. Ich hab’s probiert. Ich hab 13 400-Euro-Jobs gemacht. Ich war sogar bei der Apfelernte. Ich hab einen Monat lang mal Äpfel geerntet bis ich dann irgendwann solche Schulterprobleme gehabt hab‘ wegen dieser Auf-und Ab-Bewegung. Getränkemarkt, Kino, bei der Post. Ich hab Brillen repariert. Die wurden mit Heißluftventilatoren warm gemacht, dann hin gebogen und wieder kalt gemacht, damit sie dann so bleiben. Wie auch immer… Aber was hab ich derweil gemacht: Disc-Man im Ohr und Textzeile für Textzeile neben der Arbeit geschrieben. Egal was ich gemacht hab.

Kathy: Also, Du bist einfach ein Musiker mit Leib und Seele.

Alex: Es geht nicht anders. Das war als Kind so. Das ist jetzt so und es gibt keinen Plan B. Nicht weil ich irgendwie eine Sturkopf bin, sondern weil ich einfach nicht aus meiner Haut raus kann.

Kathy: Musst Du doch auch nicht oder?

Alex: Ne, ne, ne. Das war teilweise ’ne Bürde, weil davon leben zu wollen ist einer andere Entscheidung wie ich mach‘ jetzt dann mal Musik. Davon dann allerdings die Miete und das Auto zu bezahlen und einfach durch’s Leben zu kommen damit, und zwar irgendwie so, dass man nicht jeden Monat irgendwohin gehen muss zum Betteln. Das war ein harter Weg und das ist erst seit ganz ganz kurzer Zeit amders. Ich war immer noch auf Straßenmusik angewiesen bis vor kurzem.

Kathy: Was haben Deine Familie und Freunde dazu gesagt? Also, vorher als Du damit angefangen hast und was sagen sie jetzt?

Alex: Also meine Familie… Ich war 17 Jahre, hab die Schule geschmissen und ich wurde danach rausgeschmissen. Das war ein sehr harter Weg. Da kann man auch nicht böse sein. Die Art und Weise wie meine Eltern aufgewachsen sind, ist so konträr zu dem wie ich aufgewachsen bin. Die kommen aus Flüchtlingsfamilien mit Leiharbeiter und Putzfrau als Oma und Opa. Und dann kommt so ein forderndes Kind in die Familie, das irgendwie Musiker werden möchte und nix anderes im Kopf hat. Das ist wahnsinnig schwer zu ertragen für Eltern. Zuzuschauen wie das Kind die Schule schmeißt, einen Fehler nach dem anderen macht, keine Ausbildung macht usw. Das Abi hin pfeffert… ähm… Das war schwer zu ertragen. Und die Konsequenz daraus war, dass sie mich haben fallen lassen müssen in der Hoffnung, dass ich mich von alleine fange, weil sie nichts dazu tun konnten. Als dann klar wurde, wie Produzenten, Management so langsam dazu kamen, dass ist keine Einbildung, das ist nicht weil der faul ist, sondern das meint er todernst. Ab da hab ich jegliche Unterstützung bekommen. Das heißt mein Vater und ich… Mein Vater ist mein bester Freund. Er unterstützt mich, wo er nur kann und lebt meinen Traum mit mir. Das macht mich ganz ganz stolz und ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich ihn hab‘. Aber wir ham das beide erst lernen müssen. Ich hab’s lernen müssen, was es heißt wirklich Musiker werden zu wollen und er hat’s lernen müssen, das zuzulassen und den Sohn freizugeben. Sozusagen, dass ich so was auch wirklich mache.

Kathy: So ein bißchen loslassen, dass Du Dein eigenes Ding machst.

Alex: Ja, er wollte ja nur mein bestes.

Kathy: Natürlich, das steht außer Frage.

Alex: Das ich einen sicheren Job habe. Aus mir einen anständigen Arbeitnehmer zu machen. Dabei haben wir beide kläglich versagt. (lacht)

Kathy: Ok. (lacht)

Alex: So kann man’s ganz gut sagen. (lacht)

robin-hood-ep-alex-diehlKathy: Ich verstehe, was du meinst. (lacht)
Ich habe „Robin Hood“ gehört. Ich hab mir gestern auch auf iTunes den Song runter geladen.

Alex: Dankeschön.

Kathy: Ich finde, es ist ein sehr sehr direkter Song. Ein sehr kraftvoller Song und es hört sich so ein bißchen auch nach einer Abrechnung an. Mich würde interessieren, was der Song für Hintergründe hat und warum Du „Robin Hood“ geschrieben hast. Und auch warum Du diesem Song diesen Namen gegeben hast. Robin Hood ist ja der König der Diebe.

Alex: Genau. Erstens ich bin so ein Gerechtigkeitsfanatiker. Ich hab‘ das schon im Elternhaus nicht ertragen, wenn etwas nicht gerecht war. Also eine Verteilung von irgendwas, nicht weil ich weniger bekommen hatte, sondern ich kann’s einfach nicht ertragen. Ich war immer Klassensprecher und Schülersprecher, Betriebsrat, wenn ich wo gearbeitet hatte und hab‘ immer versucht, dass alle gerecht behandelt werden. Ich wurde auch oft deswegen rausgeschmissen, weil ich gesagt habe, dass ist aber nicht gerecht, dass könn‘ ma vielleicht anders machen. Das ist ein großes Problem in der Gesellschaft. Und das hat mich so genervt, dass Mir mein Gerechtigkeitssinn zum Verhängnis wurde. Diese Figur Robin Hood habe ich deswegen sehr gemocht, weil ich mich manchmal ähnlich gefühlt habe. Andererseits habe ich 2012 in Hamburg einen Artikel gelesen der aussagt, dass 1% der Weltbevölkerung genauso viel hat wie alle anderenzusammen und das hat mich wahnsinnig gemacht. Für einen Gerechtigkeitsfanatiker ist das ein Schlag ins Gesicht. Daraufhin habe ich mich wirklich sehr sehr genau erkundigt, wie das ganze läuft. Und ich wurde so frustriert, dass ich aufhören musste mich zu erkundigen, weil mir das Angst gemacht hat. Und ich selber bin so ein Mensch, der so Kleinigkeiten macht, z.B. wie ich esse nur dreimal die Woche Fleisch und dafür gutes Fleisch von dem Metzger aus meiner Heimat. Dafür gehe ich aber nicht in den Discounter und hol‘ mir das billige und schieb’s den großen hinten rein. Oder z.B. du kaufst dir Kleidung. Ich trag Hemden die sind bis zu 10 Euro teurer als die, die aus Thailand kommen. Aber ich will das nicht unterstützen. Das ist ein kleiner Teil, aber wenn jetzt jeder das macht, was meinst du was dann passiert. Und um das geht’s bei dem Song „Robin Hood“. Das sind jetzt nur kleine Beispiele, so ’ne kleine coole gute Tat. Das handelt so ein bißchen vom Gutmenschsein und irgendwie weil es vielleicht ganz cool ist ein guter Mensch zu sein. Ich habe versucht die Message so in Worte zu fassen, dass es ein 14jähriges Teenage-Girl bis hin zur 40jährigen Hausfrau und Fabrikarbeiter jeder versteht. Das Lied war am Anfang sehr wütend. Ich habe es ein paar Mal geändert, weil ich so wütend war in dem Moment, wo ich das geschrieben hab‘. Ich würde niemals in einem Song ein Schimpfwort verwenden. Das ist nicht meiner Art so zu schreiben. Darum hab‘ ich es immer wieder entschärft bis ich es auf den Punkt gebracht habe, dass ich meine politische Meinung so der Öffentlichkeit präsentieren kann. Und erreiche damit nicht aus kommerziellen sondern aus zwischenmenschlichen Sinne viele Menschen, die sagen: hey eigentlich so geil ist es nicht. Ich will aber nicht mit’m Zeigefinger auf Frau Merkel oder irgendwen zeigen, die anprangern und sagen: ihr seid schuld, dass es uns nicht gut geht. Sondern ich will sagen: fang‘ halt bei dir an. Und wenn du den nächsten mitnimmst und der nimmt den nächsten mit. Zum Schluss konsumiert das keiner mehr. Wenn keiner das kauft, dann kann auch keiner den Schmarrn auf Dauer herstellen. Man könnte wenn man wollte. Und ich weiß aus meinem Umfeld – ich kann auch nur von meinem Umfeld reden, das ist das einzige das ich kenne – dass es immer cooler wird uncool zu sein. Marteria hat einen ganz tollen Song gemacht über das.
„Keiner geht mir weg, alle gehen jetzt arbeiten… Alle ham nen Job…“
Und das stimmt. Es ist echt irgendwie wieder IN ein guter Mensch zu sein.  Finger weg vom Alkohol und Drogen. Oder wenig Alkohol, wenig Drogen usw. Viele Leute aus meinem Freundeskreis kaufen auf einmal Fair Trade Klamotten. Auf einmal tragen alle Bio und Fair Trade und ich denk‘ mir nur: Ist ja voll geil! Des ist ja super!
Und das find‘ ich halt gut. Jeder der irgendwie so eine Ambition hat, so was zu tun, dem möchte ich mit dem Song vielleicht noch einen kleinen Ruck geben, dass er’s durchzieht.

Kathy: Das hast du bestimmt schon getan. Die Message kommt ganz klar an. Es gibt ja auch ein Video dazu, da wird es auch nochmal sehr schön dargestellt. Mir persönlich gefällt es sehr gut und auch allen denen ich es vorgestellt habe und weitergeleitet habe. Ich denke, du wirst noch ganz viel Resonanz bekommen und es wird noch sehr viel passieren in die Richtung.

Alex: Ja, das hoff ich sehr.

Alex_Diehl_Robin_Hood_06Kathy: Ich mach‘ jetzt mal einen Schlenker mit zum Album. Am 21. Mai erscheint Dein Album mit dem Titel „Ein Leben lang“. Was erwartet uns denn auf dem Album? Wie werden denn die Songs gestaltet sein? Gibt es da einen fortlaufende Geschichte oder sind es unterschiedliche Songs?

Alex: Das ist ein musikalisches Tagebuch. Ich kann nur über das Singen oder das Reden was ich kenne und das erzählt meine ersten 25 Jahre. Ich bin jetzt 26 Jahre alt und hab‘ durch diesen Weg, für den ich mich entschieden habe, auch wahnsinnig viel erleben dürfen, wahnsinnig viel reisen dürfen und hab‘ das alles aufgeschrieben. Und die Quintessenz daraus, das was mich am meisten bewegt hat im positiven wie im negativer Richtung, habe ich als Songs verpackt und  mich entschieden diese Lieder auf’s Album zu packen. Da ist meine Jugendliebe vertreten, da ist der Tod eines guten Freundes – der erste Pianist in der Alex Diehl Band – vertreten, da ist ein himmelhochjauchzendes Lied, das so lebensbejahend wie es nur sein könnte, „So fangen Legenden an“ drauf. Da ist eine politische Meinung mit „Robin Hood“ drauf. Da ist ein Trennungslied drauf, das wohl jede Beziehung irgendwo beschreibt, die zu Ende geht. Meine Schwester war totkrank letztes Jahr und hätte das fast nicht überlebt, in dem Moment als ich das erfahren habe, habe ich ein Lied geschrieben, dass es weitergeht. Das ist da drauf. Und dann ist wiederum ein Lied drauf, wo ich einfach nur erzähle, dass ich ein Platz für dich hab, wenn du’s grad brauchst. Dann bin ich da. (lacht) Man kann es kitschig nennen, muss man nicht, es kann jeder für sich interpretieren. Aber das Album erzählt einfach nur vom Menschsein, wie ich das sehe. Und ich versuche in meinen Worten, in einfachen Worten, es so zu sagen, dass es jeder versteht und sagt: seh ich so, seh ich nicht so. Oder was ich immer am liebsten mag: Hey, das hilft mir. Ich habe total viele Nachrichten von Leuten bekommen, die auf meinen letzten Konzerten waren und die haben entweder danach ihren Job geändert oder wöllen abnehmen oder haben ihre Beziehung wieder auf Vordermann gebracht. Man sagt immer: Eine Rockshow kann die Welt verändern. Im Kleinen glaub ich daran. (lacht)

Kathy: Naja, vielleicht steckt ja in dir so ein kleiner Musik-Coach.

Alex: Meine Lieblingsband z.B. ist Coldplay , weil mich diese Melodien so berühren. Und die ham mich schon verändert. Sag ich ganz ehrlich. Ich bin kein so Fanatic-Typ, der für seine Band irgendwie durch die Hölle geht oder irgendsowas. Ich mag einfach nur ganz viele verschiedenen Musikrichtungen und wenn ich ein Lied habe, dass mich mit Text und Musik gerade erfasst, dann kann dieses Lied wahnsinnig viel in mir bewegen. Und mir einen Stups in die richtige Richtung geben. Und ein Konzert, wo du das live vor deiner Nase hast und dann jemand auf der Bühne steht, der keine Show ist, sondern echt ist und über echte Sachen singt. Der an seinem eigenem Leben zeigt, z.B. guck, ich komm vom Land und das ich das jetzt gemacht hab, ist schon eine Utopie, aber ich kann’s dir ja beweisen, dass es geht. Weil wenn du’s willst, dann geht’s. Und das ist ja nicht blöd daher gesagt, wie vielleicht irgendein gecasteter Popstar oder irgendwas, sondern das ist ja Realität und das ist ja für alle in dem Moment spürbar.

Kathy: Ich find‘ es schön, du kamst jetzt gerade selber auf das Thema „Castingshows“. Was hältst du denn so von diesen ganzen Castingshows?

Alex: Ich kann nur jedem raten, dass er es nicht tut. Ganz ganz ehrlich. Ich mach‘ da auch kein Hehl draus. Ich versuch‘ da auch nicht besonders freundlich zu sein oder das es gute Seiten hat. Ich find’s einfach nicht so gut. Mir tut das total leid, wenn ich das ab und zu sehe, dass ein Typ oder ein Mädel, die eine außergewöhnliche Stimme haben – und ich google die dann auch. such‘ sie auf Facebook und hör‘ mir alles an – dass diese Leute nicht versuchen, es sich richtig zu erspielen und Produzenten zu begeistern. Es gibt so viel Möglichkeiten über Social Networks dich selbst zu vermarkten, warum machst du es so. Du wirst so und so verbraten. Es wird nicht klappen. Hat nie geklappt zu mindestens in Deutschland. Und das tut mir echt an der Künstlerseele weh für denjenigen, der sich für den Weg entschieden hat. Ich hab‘ selber Angebote bekommen von ‚The Voice Of Germany‘. Dreimal. Ich kann’s nicht tun. Ich kann es mit mir nicht vereinbaren. Ich bin nämlich so erzogen worden. Mein Papa, der baut alles selbst. Er ist Handwerker. Der macht alles selber und dann schaut er sich das an, was er gemacht hat-  Und selbst wenn es 10 Jahre dauert die Garage zu bauen, dann macht er des. Aber das ist halt seine Garage. Und das ist mein Plattenvertrag, das ist mein Album, das ist meine Hard Rock Cafe Tour. Und das hab ich mir erarbeitet mit ganz viel Hilfe und ich bin sehr dankbar. Aber das hab ich ohne Einschaltquoten geschafft. Und ohne dabei irgendwas zu sein, dass ich nicht bin.

Kathy: Was erwartest du dir denn von den Hard Rock Shows? Du bist ja nicht nur hier in München, sondern hast ja noch ein paar weitere Shows.

Alex: Ich muss ehrlich sagen, das ist meine erste eigene Tour ohne dass ich Support bin von irgendwem. Das wird ’ne kleine Tour. Wir sind heute in München und es ist wirklich restlos ausreserviert und ich bekomm‘ hier schon ständig Nachrichten „Ich komm nicht rein , Alex. Ich krieg keinen Platz. Kannst du irgendwas machen?“ Ja, ich komm‘ dann schon. Und das ist so ein geiles Gefühl. (lacht) Das ist absolut geil, weil ich heute im Hard Rock Cafe spiele. (lacht) Das ist halt so ein kleiner Ritterschlag für’n Musiker, der mit der Gitarre groß geworden ist, hier zu spielen. Und heute kommen viele Leute, um das zu sehen. Ich versuch‘ meine Nervosität in den Griff zu kriegen und mich den Leuten da draußen zu präsentieren. Ihnen das bestmöglichste Konzert zu geben, so viel Gefühl wie möglich rüber zubringen, und dass sie alle sagen: Das ist es.

Kathy: Ich freue mich auch sehr drauf. Ich bin sehr sehr gespannt.

Alex: Ja ich auch. (lacht)

Kathy: Du hast ja schon gesagt, du bist bereits als Support unterwegs gewesen. Du hast auch Support für Volbeat und Haudegen gemacht. – Die Haudegen-Jungs kenn‘ ich ja auch. Da schau‘ ich immer aus wie die Beilage von ’nem Sandwich bei den zwei Riesenkerlen.

Alex: (lacht) Hahahaha, stimmt.

Kathy: Wie war das denn auf dieser Tour? Auch mal vor Fans zu stehen, die jetzt nicht deine eigenen waren, sondern wirklich vom Hauptact. Wie war denn da die Atmosphäre?

Alex: Es war jeden Abend eine Herausforderung. Ich war alleine mit Gitarre und beim größten Konzert standen 3000 Leute vor mir. Und die hatten keinen Schimmer, wer ich bin.

Kathy: Und wie haben sie auf Dich reagiert?

Alex_Diehl_HRCMunichAlex: Fantastisch. Wirklich fantastisch. Wie soll ich das erklären… Zum Beispiel mit Haudegen, da hatte ich noch 150 Gefällt-mir auf Facebook und ging auf ’ne Tour mit ca. 5000 und ein paar Zerquetschten Besuchern. Als ich nachhause kam, hatte ich 4500 Gefällt-mir. So viele Menschen haben sich nachhaltig nach mir erkundigt und haben sich meine EP –  die ich nur für die Tour aufgenommen habe – gekauft. Das war unfassbar. Ich bin teilweise drei Stunden da gestanden und hab einfach nur Fotos gemacht, Autogramme gegeben, meine EP signiert und dachte mir: Das gibt’s ja gar nicht. Die kannte mich nicht. Aber ich hab‘ mich hingestellt, erzählt wer ich bin und mein erstes Lied, was ich immer gespielt habe, war „Wer nicht wagt“. Und ich hab‘ gesagt: Wisst ihr was? Ich steh jetzt hier, ich hab‘ viel gewagt und hab‘ es geschafft, dass ich vor 3000 Leuten spielen darf und hab‘ ganz ehrlich gesagt, dass ich Riesen-Schiss hab‘, aber dass das mein großer Traum ist. Und dass ich mich freu‘, dass sie alle dabei sind. Und dann ham die mir das gegönnt. Ich hab‘ vieles Fans, die würden vieles vieles tun , damit ich meinen Traum auch im Namen vieler, erreiche. Weil die das einfach auch schön finden, dass das klappt. Ohne Casting, ohne Model zu sein, einfach nur weil man ein Talent in die Wiege bekommen hat, vielleicht ’ne schöne Stimme hat oder gut singen kann. Und Lieder schreibt, die vielleicht viele Menschen ansprechen. Das ist so ein krasses Gefühl. Das ist unfassbar schön.

Kathy:  Jetzt kommen noch ein paar Fragen, die gar nicht so viel mit Musik zu tun haben, sondern vorwiegend Dich selber betreffen. Du hast vorhin schon die Frage beantwortet, Du hättest gar nichts anderes gemacht als Musiker, weil das ist genau Dein Ding.. Mich würde es jetzt trotzdem mal interessieren, wenn das jetzt nicht gewesen wäre, dass Du Musiker geworden wärst auch wenn Du es Dir noch so sehr gewünscht hättest. Was würdest Du denken, was Du heute machen würdest?

Alex: Oh Gott. Das ist ganz fiese Frage. Ich weiss nicht. Da fragst jetzt einen Menschen, der nie anders gedacht hat. Ich hab‘ mir nie Gedanken gemacht. Ich hab‘ immer mein Geld verdient und war bereit dafür irgendwelche 400-Euro-Jobs zu machen und so, um das aufzustocken, um irgendwie klar zu kommen. Aber ich hätte das nie übernommen, dass ich das jetzt Vollzeit mache. Ich hätte die Musik nie aufgegeben. Ich hab‘ jahrelang in irgendnem kleinen WG-Zimmer gelebt, sogar mal ein Jahr ohne Heizung. Das war mir Wurscht. Das war mir lieber, ich hab‘ meine Band und kann auftreten. Das wär‘ auch jetzt noch so. Lieber würde ich jetzt wieder in eine WG ziehen, meinen alten Astra wieder nehmen, aber ich hab mein Traum noch.

Kathy: Ich hab‘ noch eine andere Frage. Stell Dir mal vor, Du wärst einen Tag lang unsichtbar. Einen ganzen Tag lang. Du kannst machen, was Du willst. Was würdest Du als erstes tun?

Alex: Ich würde auf ein Konzert gehen in die Olympiahalle oder -stadion und würde mich auf die Bühne schleichen, um zu wissen wie es ist. Um zu wissen, wie sich das anfühlt, was ich mir so sehr wünsche.

Kathy: Eine Frage stelle ich Dir noch. Welcher Song darf denn in Deinem Soundtrack des Lebens nicht fehlen?

Alex: Da gibt’s so viele. Coldplay – Fix you. Weil’s mir einfach Trost gibt, wenn ich traurig bin. Und weil’s ein so trauriger Song ist, der mich in meiner Trauer erst unterstützt und zum Schluss mit jedem dazu kommenden Instrument wieder nach oben schweben lässt. Und seitdem er veröffentlicht wurde, höre ich ihn immer und immer wieder. Und jedes Mal wenn ich traurig bin, hör‘ ich ihn mir an. Der dürfte nicht fehlen.

Kathy: Sehr sehr schöner Song mit einer schönen Message, aber auch traurig.
Alex, die letzten Worte gehören Dir. Was möchtest Du Deinen Fans bzw. den Menschen mit auf den Weg geben?

Alex: Es ist mal an der Zeit, dass ich auch DANKE sage. Ich hab‘ vorher von den Menschen erzählt, die mir das jeden Tag gönnen und die mich wirklich über den Maßen unterstützen. Street-Teams bilden, die Sticker verteilen, selbstgebastelte Flyer machen für die Hard Rock Cafe Tour, sich vor’n Saturn stellen als lebendes Robin-Hood-Schild mit „Ab heute hier erhältlich“. Und die mich jeden Tag vor der Bühne oder im Netz so dermaßen toll unterstützen. Die Videos die ganze Zeit teilen, irgendwelche Freunde versuchen zu infizieren.. (lacht) oder so. „Jetzt wird wieder gediehlt“, sagen meine Fans auch immer gerne. Und das macht mich so glücklich, dass ich gar nicht mehr so viel Angst davor hab‘, dass es nicht klappt seitdem ich so tolle Leute hinter mir hab‘. Und da möchte ich bei zwei Parteien danke sagen: Einmal bei den Fans, die mich auf eine so tolle loyale Art und Weise unterstützen, ohne dabei in irgendeiner Form extrem fanatisch zu sein. Sondern einfach sagen: Alex ist ein symphatischer Kerl, der macht Musik, die berührt mich und das unterstütz‘ ich jetzt einfach so gut ich kann. Und dann möchte ich noch danke sagen bei meinem ganzen Team. Allen die mit der SONY zusammenhängen, meinem Management, Produzenten, die einfach  so lange mit an meinem Traum gearbeitet haben. Und jetzt darf ich auf Hard Rock Cafe Tour gehen und jeden Tag in einer anderen Stadt vor Publikum meine Lieder spielen. Dafür möchte ich mich bei allen, die dazu beigetragen haben, bedanken. Auch dass ich heute so viele Interviews geben durfte. Ehrlich mir macht das richtig Spass – Da sag ich danke. Weil das hab‘ ich mir irgendwann mal gewünscht in meinem Kinderzimmer als ich vorm Spiegel stand… (lacht)

Kathy: Da hast du schon mal geprobt…

Alex: Ich hab‘ da geprobt mit’m Besen von der Oma. (lacht)

Kathy: So fangen Musikerkarrieren an.
Ich bedanke mich ganz herzlich für das Interview und Zeit, die du Dir genommen hast. Ganz viel Erfolg bei Deiner Show und Tour. Wir sehen Dich dann später auf der Bühne.

Alex: Sehr gerne wieder.

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Mehr Infos zu Alex Diehl findet ihr unter auf seiner Website.

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