Am 9.12. öffnete die Turbinenhalle in Oberhausen für die Fans dreier Bands die Tore, die das Metaller Herz höher schlagen lassen. Die beiden Melodic Death Metal Bands Killswitch Engage und In Flames gaben sich gemeinsam mit der Metalcore Band Heaven Shall Burn die Ehre. Ich war voller Erwartungen und meine Vorfreude bezog sich insbesondere auf In Flames, die ich dieses Jahr zum ersten mal auf dem Wacken Open Air erleben durfte. Doch zunächst sollten zwei Vorbands dafür sorgen, dass die Menge angeheizt wird.
Den Anfang machte eine Metalcore Band aus Birmingham. Maylene and the sons of desaster waren plötzlich auf der Bühne und begannen zu spielen. Zunächst ging ich davon aus, dass die Menschen auf der Bühne die Instrumente einstimmen wollten, doch da hatte ich mich offensichtlich getäuscht. Zwanzig Minuten vor dem eigentlichen Konzertbeginn, stimmten sie den ersten Song an. Die Akustik war jedoch nicht sonderlich gut und ein Teil der Bandmitglieder wirkte regelrecht gelangweilt, wodurch sie ihr Ziel verfehlten und nicht zur Stimmungssteigerung in der Turbinenhalle beitragen konnten.
Nach fünf Liedern folgte die US-amerikanische Southern–Metal-Band Everytime I die, welche dem Saal schon ein wenig mehr Publikum bescherte. Sie gaben sich große Mühe das Publikum anzuheizen und rockten auf der Bühne, so dass es schon alleine ein Spaß war, sie dabei zu beobachten. Ihr Einsatz verfehlte sein Ziel nicht und so drehten bald die ersten Circle Pits ihre Kreise. Leider hatte sich auch hier nichts an der Akustik verändert und der Bass hatte weiterhin die Oberhand. Ich hatte es schon nach den ersten Tönen von Maylene and the sons of death bereut, keine Ohrstöpsel bei mir gehabt zu haben. Der Bass war sehr eindringlich und ging einem durch Mark und Bein, was ich jedoch eigentlich sehr gerne mag! Dennoch machte ich mich für die nächsten Tage auf den Tinnitus gefasst.
Nach kurzen Umbauarbeiten folgte endlich Heaven Shall Burn. Ich war sehr gespannt auf die Jungs und hatte noch nicht viele Vorstellungen, wie sie live sein würden. Als die fünf die Bühne betraten, bereute ich es urplötzlich, in der ersten Reihe zu stehen. Die aus Deutschland stammende Band hatte es ohne weiteres innerhalb kürzester Zeit geschafft, dass scheinbar niemand ruhig auf seinen Beinen stehen blieb, abgesehen von denen, die sich in den ersten Reihen wieder fanden. Durch die Circle Pits und das Pogen wurde die Menschenmasse ein wenig komprimiert, wodurch es nahezu unmöglich war sich zu bewegen, geschweige denn umzufallen. Ich schrieb es sofort ab, weiterhin irgendwelche Fotos zu machen und zwängte meine Hand mit Kamera Richtung Hosentasche, um sie dort verschwinden zu lassen. Die zusammengepferchte Menge hinderte mich leider auch daran das Konzert mit vollem Köpereinsatz mitzuerleben, doch ich blieb stur vorne, in der illusorischen Hoffnung, dass es ja wieder ein wenig luftiger werden könnte. Trotz des engen Klimas empfand ich den Auftritt als äußerst positiv und habe mir für das nächste mal einen Platz in der Mitte vorgesehen.
Die Umbauarbeiten zwischen den Bands nutzten alle, um sich ein wenig Luft zu verschaffen und mal frei durchzuatmen. Die Turbinenhalle verfügt zwar über eine scheinbar recht gute Klimaanlage, aber deren Wirkung schien während der Auftritte jedoch verloren gegangen zu sein. Von großem Vorteil ist die Bar ganz in der Nähe der Bühne. Man hatte es nicht sehr weit, um sich ein scheinbar erlösendes Getränk zu besorgen und dann mit alter Frische bei der nächsten Band durchzustarten.
Nun endlich betraten Killswitch Engage die Bühne und es gab kein Halten mehr. Die Menge sang lauthals die Texte der einzelnen Lieder mit und endlich gab es auch eine gute Akustik. Zum ersten mal an diesem Abend konnte ich den Sänger verstehen, was schon Voraussetzung für ein gutes Konzert sein sollte. Doch nach zwei Liedern beschloss ich, meinen hart verteidigten Platz zu verlassen und bereute es in keiner Weise. In der Mitte konnte ich richtig rocken und hatte einen heiden Spaß! Leider fiel mir auf, dass ich in der vorderen Masse meine Kamera verloren hatte. Eigentlich hätte ich das voraussehen können. Killswitch Engage sind vor allem in den USA erfolgreich, doch auch in Deutschland steigt die Zahl der Fans. 2009 veröffentlichten Killswitch bereits ihr fünftes Album, welches denselben Namen trägt, wie die Band: „Killswitch Engage“. Von der Band war ich wirklich sehr positiv überrascht und ich werde ganz bestimmt nicht das letzte mal auf einem ihrer Konzerte gewesen zu sein. Es schien, dass es auf diese Euphorie keine Steigerung mehr geben konnte.
Doch dann folgte, von vielen sehnlich erwartet, In Flames. Der Saal platze aus allen Nähten und In Flames machten ihrem Namen alle Ehre und brachten den Saal zum kochen, dass das Kondenswasser von der Decke tropfte. Es gab ausnahmslos niemanden mehr, der stillhalten konnte. Man wurde von der guten Stimmung der guten Musik mitgerissen, ob man wollte oder nicht. Die Kehle war trocken und der Schweiß lief einem überall hinunter, doch alle sangen aus vollen Kehlen die Texte mit, ließen die Köpfe kreisen und dem Pogo habe ich so einige blaue Flecken zu verdanken. Aber das gehört zu einem solchen Konzert definitiv dazu und mein Weg würde mich immer wieder in die wirbelnde Masse in der Mitte führen.
Diejenigen unter euch, die es ruhiger mögen, müssen auf einen ruhigeren Platz am Rand hoffen. Ob es diesen jedoch gibt, ist eine andere Sache
Wie immer war die Bühnenshow der Band wieder sehr auf Lichteffekte ausgerichtet und auf den Leinwänden im Hintergrund liefen Videos mit. In Flames spielten auf dem Konzert viele Lieder von den beiden letzten Alben „Come Clarity“ und „A Sense Of Purpose“. Ältere Klassiker waren doch selbstverständlich auch vertreten, wie zum Beispiel „Only For The Weak“ oder auch „Pinball Map“, beide von dem Album „Clayman“. Die bereits im Jahre 1990 gegründete Band aus Schweden kann bereits auf neun veröffentlichte Alben zurück blicken und wurde schon mit drei Grammy-Musikpreisen geehrt. Wohl zu recht! Leider ließ die Band um Frontmann Anders Fridén verlauten, dass es für die nächsten zwei Jahre keine Live Auftritte der Band in Deutschland geben wird. Grund dafür ist ein neues Album, welches in der nächsten Zeit entstehen soll. Einerseits ist dies zwar Grund zur Freude für die Fans, aber andererseits ist es auch bedauerlich, für diesen Zeitraum die Band nicht live erleben zu können.
Es war ein rundum gelungener Abend, auch wenn die Akustik zu Beginn etwas zu wünschen übrig lies und was den Spaß jedoch nicht sonderlich eingeschränkt hat. Die Bands hatten in der perfekten Reihenfolge ihre Auftritte und der ganze Abend war sehr gelungen. Der Kartenpreis von 38€ im Vorverkauf war vollkommen in Ordnung und die Turbinenhalle ist zwar nicht sehr groß, aber ausreichend, um einen Haufen hemmungsloser Fans den Platz zum Rocken zu bieten. Wer jedoch auf ein ruhiges Konzert aus ist, auf dem man in Ruhe der Musik lauschen kann und Körperkontakt vermeiden will, ist bei den Bands wohl eher falsch….aber da werde ich sicherlich nichts Neues berichten.