Chris Impellitteri kann die Vergleiche mit Yngwie Malmsteen sicher schon lange nicht mehr hören. Aber ich muss trotzdem damit anfangen. Der Ausnahme-Gitarrist macht nicht den Fehler, seine Soli über den Song zu stellen, sondern ordnet sie einem kurzweiligen Songaufbau unter. Ein Gespür, das Malmsteen völlig abgeht – da werden Songs eher um Soli herumgestrickt. Rasend schnelle Flitzefinger-Einlagen in melodischen Songs machen Impellitteri für mich viel spannender. „Wicked Maiden“ heißt das aktuelle Album, für das diesmal wieder Rob Rock am Mikro Platz nimmt. Herausgekommen ist ein Heavy-Metal-Album mit Anleihen bei Power Metal und Hard Rock.
Zwei schnelle Nummern eröffnen das Album, die den Hörer auf Betriebstemperatur hochfahren. Danach nimmt die Band das Tempo etwas zurück und gewährt auch ihrem Gitarrero etwas mehr Freiraum. In „Weapons of Mass Distortion“ und „Garden of Eden“ sind die ersten spektakulären Gitarrenläufe von einem der schnellsten Saitenhexer der Welt zu hören. Immer kurz und pägnant, ohne den Song zu zerschneiden.
Tracklist:
- Wicked Maiden
- Last Of A Dying Breed
- Weapon Of Mass Distortion
- Garden Of Eden
- The Vision
- Eyes Of An Angel
- High School Revolution
- Wonderful Life
- Holyman
- The Battle Rages On
Line-up:
- Chris Impellitteri – Gitarre
- Rob Rock – Gesang
- James Pulli – Bass
- Brandon Wild – Schlagzeug
In den zehn Tracks werden auch mal klassische Hard-Rock-Riffs und symphonische Keyboard-Parts eingestreut, aber unterm Strich bleiben Impellitteri eine Metal-Kapelle. Flirrende Gitarrenparts wechseln sich immer wieder mit Rob Rocks verboten hohen Screams ab. Überhaupt leistet der Sänger, der schon bei M.A.R.S., Axel Rudi Pell und Avantasia gesungen hat, auf „Wicked Maiden“ einen erstklassigen Job.
Woran es bei Impellitteri noch etwas hapert, ist das Songwriting. Die ganz großen Melodien wie bei Axel Rudi Pell bleiben aus, einige Riffs und Harmonien wirken eher belanglos. Die Zutaten stimmen, das Album ist unterhaltsam und abwechslungsreich, aber der letzte Kick bleibt aus. Eine schöne Ausnahme ist „Eyes Of An Angel“, ein guter Titel mit erstklassiger Gitarrenarbeit und eingängigem Refrain. Auch der Titelsong „Wicked Maiden“ kann sich sehen lassen. „High School Revolution“ groovt und rockt dagegen sehr entspannt, nur die Finger flitzen aberwitzig schnell. Fans von Axel Rudi Pell, Tim „Ripper“ Owens, Richie Blackmore und Yngwie Malmsteen sollten Impellitteri unbedingt mal ein Ohr leihen.