Was für ein Geschrei war es: Heino covert Rocker und die Rocker sind alle ganz furchtbar böse und drohen mit Klagen und schimpfen und alles. Nun ja, diese Geschichte kann man dann mal unter „Promo-Getöse featured by Bild-Zeitung“ ablegen. Schade, dass man keine bessere Promo-Idee hatte, wobei man auf der anderen Seite natürlich zugeben muss: Es hat funktioniert. Wann wurde ein neues Heino-Album zum letzten Mal oder auch überhaupt in Netzwerken und Blogs so ausführlich diskutiert? Und sogar in Technik-Blogs beschäftigt man sich mit dem Album. Also war die Kampagne ein Erfolg, aber leider verliert – zumindest für mich – das Album dadurch auch einiges von seinem Charme. Die Idee dieser Coverversionen ist großartig, auch wenn sie alles andere als neu ist, auch Johnny Cash und natürlich Pat Boone hatten so eine Idee schon deutlich früher. Und wie viele Punkbands haben schon Schlager gecovert? Unzählige :) Durch diese unsägliche Kampagne entsteht aber der Eindruck, dass es sich bei diesem Album um eine rein finanziell motivierte Veröffentlichung handeln würde. Dabei dürfte Heino das nicht wirklich nötig haben: Seit 50 Jahren ist er in dem Geschäft und in der Zeit hat er über 50 Millionen Tonträger verkauft.
Aber mal unabhängig vom unschönen Drumherum: Handwerklich und technisch gibt es an diesem Album nichts auszusetzen, der Mann beherrscht einfach seinen Job – auch wenn die Art von Musik, die Heino seit einigen Jahrzehnten macht für manchen eher unter Körperverletzung fällt. Im Gegensatz zu dem ein oder anderen Original-Interpreten kann Heino aber wirklich singen ;) Und das R kann der Mann definitiv am besten rollen, das tut mir für Herrn Lindemann von Rammstein wirklich leid, aber Heino hat einfach mehr Übung. Und wie die Wirkung mancher Songs auf einmal eine ganz andere ist, obwohl sie nur anders interpretiert aber nicht bearbeitet wurden: Es ist einfach ein gewaltiger Unterschied, ob „Junge“ von Farin Urlaub oder von Heino gesungen wird.
Beim Hören des Albums mischt sich zwischen die Belustigung auch an einigen Stellen die Erkenntnis, dass viele Rock- und Pop-Songs am Ende doch viel mehr mit Schlager und Volksmusik gemeinsam haben, als die Urheber zugeben wollen.
Wer ein Faible für Coverversionen hat, der darf bei diesem Album beruhigt zugreifen: Das Album macht Spass, auch wenn man sonst mit Heinos Musik nichts am Hut hat kann man das Album geniessen – umgekehrt könnten auch Heino-Fans durch das Album an Songs gefallen finden, die sie sonst nie hören würden. Endlich mal ein Album, das man beruhigt beim nächsten Familienfest auflegen kann ;)
Neben dem Promotion-Lärm gibt es aber noch etwas anderes, was mir an dem Album so gar nicht gefallen mag: Während auf der CD 12 Songs sind, gibt es als Download 13 Songs – dabei aber unterschiedliche Songs bei iTunes und Amazon. Nicht sehr fanfreundlich, aber wenigstens kann man die Bonus-Songs auch jeweils einzeln kaufen.
Tracklist:
- Junge
- Haus Am See
- Ein Kompliment
- Augen Auf
- Sonne
- Gewinner
- Liebes Lied
- Leuchtturm
- Vogel Der Nacht
- Mfg
- Kling Klang
- Willenlos
- Download-Bonus-Tracks: Was soll das (Amazon) / Songs für Liam (iTunes)
Aus rein musikalischen Erwägungen verdient das Album meiner Meinung nach locker 9 von 10 Punkten, müsste ich bei der Bewertung die Promotion und die Sache mit den Bonus-Tracks mit einbeziehen, dann blieben von den 9 Punkten nur noch 5 übrig. Aber hier geht es ja nur um die Musik. Mal schauen, ob Heino in der Richtung noch mehr veröffentlicht und ob es dann auch ohne wilde Geschichten über böse Rocker geht.
17 Antworten
RT @venuemusic: Heino – Mit freundlichen Grüssen: Was für ein Geschrei war es: Heino covert Rocker und die Rocker sind … http://t.co/A …
Bin auch gerade dabei… also lustig ist es ja auf jeden Fall!
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Aus Musik-Marketing-technischer Sicht der genialste Schachzug der letzten Jahre. Mit Abstand.
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