Bei den winterlichen Temperaturen hatten wir keine Lust, lange vor der Halle zu stehen. So waren wir ca 17.10 Uhr an der Turbinenhalle und kurz darauf wurden auch die Türen geöffnet. Der Andrang war noch nicht sonderlich groß, so war es einfach, noch einen guten Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Mitte erste Reihe? Ob das bei dem Line-Up so eine gute Idee ist? Naja, wir würden sehen. Erstmal die Jacken abgeben und abwechselnd zum Merch. Doch im weiteren Verlauf des Abends hätten wir uns die Jacken wieder gewünscht, denn in der Turbinenhalle war es -zumindest ganz vorne- eiskalt. Im Sommer ist das immer schön, doch im Winter echt unangenehm. Selbst mit Skiunterwäsche, 2 Paar Socken, Halstuch und 3 Shirts an habe ich den Rest des Abends gefroren, meine Füße wurden erst nach dem Konzert daheim wieder warm.
Zeitplan:
- 17:00 Uhr Einlass
- 17:45 – 18:15 Nexus Inferis
- 18:30 – 19:05 Suicidal Angels
- 19:20 – 19:55 Misery Index
- 20:15 – 21:00 Legion of the Damned
- 21:30 – 22:30 Behemoth
- 23:00 – 00:00 Cannibal Corpse
Nachdem der Einlass zu spät begonnen hatte, fürchteten wir für den weiteren Verlauf des Abends schon das schlimmste, aber überpünktlich ging es mit Nexus Inferis als erste Band los. Noch war es in der Halle nicht sonderlich voll, die Stimmung daher noch nicht so richtig in Schwung. Allerdings konnte mich die Band auch nicht überzeugen, auch wenn sie den „Rock the Nation Award 2011“ gewonnen haben. Das Outfit war ja schon mal interessant und passte auch zur Musik: gnadenloses Genüppel. Leider war der Sound noch nicht optimal, vielleicht wäre die Band sonst noch besser angekommen. Der Bassist Chris Clark hat für etwas Stimmung auf der Bühne gesorgt und Lyn Jeffs am Schlagzeug hatte einiges zu tun, bei dem Tempo kein Wunder. Nexus Inferis haben am 27.01.2012 ihr Debutalbum „A Vision of The Final Earth“ veröffentlicht, von dem sie unter anderem den Titeltrack gespielt haben.
Zu den Suicical Angels war es dann schon etwas voller. Auch die Thrash-Metaller aus Griechenland hatten eine brandneue Scheibe im Gepäck: „Bloodbath“ ist ebenfalls seit dem 27.01.2012 in den Läden. Mit dem gleichnamigen Song begannen die Jungs ihr Set. Hier war dann nicht nur auf der Bühne Stimmung. mit im Set waren ebenfalls „Bleeding Holocaust“ (vom Album „Dead Again“) und „Apokathilosis“ (vom Album „Sanctify the Darkness“) . Der Sound bei den Suicidal Angels war ebenfalls um einiges besser, so dass es wirklich Spaß gemacht hat. Ja, das war schon eher meine Kragenweite. Ich steh ja eh nicht so auf die ganz harte Musikecke. Mein Freund allerdings schon und live ist das immer noch eine ganz andere Geschichte, da habe ich dann auch Spaß. Besser dann was schnelles als langsamer Kram zum Einschlafen. Da gehe ich dann auch gerne mal mit zu Bands, die ich sonst eher nicht hören würde. Und einmal pro Monat ein Konzert muss einfach sein ;)
Als nächste waren Misery Index an der Reihe. Sie haben mir zwar etwas besser als Nexus Inferis gefallen, auch hatten sie mehr Glück mit dem Sound, doch auch sie konnten mich nicht wirklich überzeugen. Die US-Amerikaner um Jason Netherton kamen bei vielen anderen im Publikum aber gut an, inzwischen war die Halle gut gefüllt. Aber kalt war es vorne immer noch. Brr…
Erstaunlich super klappte der Umbau zwischen den Bands. Legion of the Damned fingen sogar fast 10 Minuten zu früh an. Um so besser :) Das letzte Mal hatte ich die Niederländer 2009 ebenfalls auf der Full of Hate Tour in der Turbinenhalle gesehen. Inzwischen hatte sich das Line-Up geändert, Richard Ebisch ist 2011 aus gesundheitlichen Gründen aus der Band ausgestiegen. Schade, auf der Bühne habe ich ihn immer gerne gesehen und bewundert, wie er es geschafft hat, beim Bangen mit seinen Haaren nicht irgendwo an der Gitarre hängen zu bleiben. Okok und ich gebs ja zu: lange Haare sind halt einfach cool. Der Sound hätte besser sein können, doch gerockt haben sie die Halle so richtig gut. Eröffnet wurde die Show mit dem Song „Legion of the Damned“, die Chöre des Publikums hätten aber ruhig noch lauter sein können. Mit „Son of the Jackal“ kannte ich dann zumindest noch einen Song und konnte sogar teils mitsingen. „Cult of the dead“ und „Taste of the Whip“ beendeten das aus insg. 10 Songs bestehende Set. Mehr war in der Spielzeit leider nicht drin.
Die nächste Band sagte mir wieder nichts, dafür aber vielen vielen anderen im Publikum, von denen einige vor allem wegen Behemoth da waren. Auch ich fühlte mich gut unterhalten, show-mäßig war es wirklich gut. Die Stimmung wurde mit dem Licht schön umgesetzt und passte auch zum Bühnenoutfit der polnischen Black-/Death-Metaller. Die Augen von Sänger Adam Michał „Nergal“ Darski stachen leuchtend hervor und erinnerten irgendwie ein bisschen an „Ra“ aus Stargate. Leider ließ auch hier der Sound zu wünschen übrig, die Gitarren konnte man meist nur erahnen, das Schlagzeug war viel zu übersteuert. Ob die Jungs deswegen nach jedem Song abrupt von der Bühne gegangen sind? Vielleicht gab es ja mit der Crew was zu bereden. Oder es ist immer so, das kann ich ja nicht beurteilen, da ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Naja, da sie zu jedem der insg. 12 Song auf ihrer Setlist zurück gekommen sind, war das egal, fiel nur irgendwie auf: Zack, Song zu Ende, runter von der Bühne.
Noch eine Umbaupause und schon war es Zeit für den Headliner: Cannibal Corpse. Auch sie waren zwar zu früh dran, aber ob sie in einer guten Stunde wirklich 16 Songs schaffen würden? Geplant waren sie jedenfalls. Naja, man würde sehen. Als Opener hatten sich die Jungs um George „Corpsegrinder“ Fisher „Evisceration Plague“ ausgesucht. Wobei ich ja sagen muss, dass ich eh so gut wie keinen Song erkenne. Und der immer noch schlechte Sound hat es nicht besser gemacht. Ich muss immer schmunzeln, wenn der Corpsegrinder am Werke ist, denn selbst wenn man den Text kennt, versteht man so gut wie nichts. Er ist auch der „Mann ohne Nacken“, denn -durch das viele Headbangen?- ist der breiter als der Kopf. Wenn er nicht grade den Text ins Mikro growlt, dann bangt er, was das Zeug hält. Da kann nicht jeder mithalten (ich schon mal gar nicht). Was dann aber meist zur Folge hatte, dass das Mikro zwischen den Haaren verschwand, sein Gesicht war eher selten zu sehen. Erinnerte ein bisschen an Vetter It aus der Addams Family ;) Auf jeden Fall ging es gut ab, auch im Publikum, wobei die Musiker -im Gegensatz zu Legion of the Damned und den Suicidal Angels, die viel rum geflitzt sind- eher auf ihrem Platz blieben. An Songs habe ich dann noch „Fucked with an knife“ erkannt (OK, den hat er eh angekündigt) und natürlich „Hammer Smashed Face“, der ja früher in Deutschland nicht gespielt werden durfte. Da ging es dann noch mal so richtig zur Sache. „Stripped“ beendete danach das Set, den Auftritt und damit das Konzert. MMhh… aber da haben doch Songs auf der Setlist gefehlt? Wahrscheinlich wurde die Zeit dann doch zu knapp und sie haben mind. „A Skull full of Maggots“ nicht gespielt. Bei „Make them Suffer“ sind wir uns da nicht mehr so sicher.
Generell ging die Zeit einfach zu schnell rum, auch dank der wirklich kurzen Umbaupausen. Das war wirklich super.
Mein Fazit: auch wenn die Musikrichtungen der Bands beim Full of Hate eher nicht so mein Fall sind, hatte ich dennoch viel Spaß und habe meine Haare schütteln können. Die Musiker haben alles gegeben und haben die Halle gerockt. Die Umbaupausen gingen sehr zügig und der Zeitplan wurde mehr als eingehalten. Einzig der Sound war leider -zumindest vorne- ziemlich mies. Und es war sch*** kalt. Mal wieder gab es Getränkemarken, aber das ist ja inzwischen normal in der Turbinenhalle (blöd finde ich es aber immer noch). Die Preise für die Shirts waren teils mal wieder recht hoch, doch das war je nach Band unterschiedlich. Allerdings gab es massig Auswahl, da musste man schon standhaft sein, um nicht zu viel Geld auszugeben. Fast jede Band hatte ein extra „Full of Hate“-Tourshirt mitgebracht. An der Garderobe hat es nach dem Konzert ziemlich lange gedauert, sie war dieses Mal an einer anderen Stelle untergebracht als sonst. Das war etwas nervig.
Nervig waren auch die Raucher, die während den Auftritten der Bands unbedingt rauchen mussten. Denn man kann noch so aufpassen: wenn hinter einem ein Moshpit ist, kann man immer mal wen in den Rücken bekommen und schwupps hat der vor einem die Fluppe an den Klamotten oder im Nacken. Ist zum Glück nicht passiert, aber ich habe auch immer, wenn einer eine Zigarette an hatte hinter uns, darauf die ganze Zeit aufgepasst. Bier auf den Klamotten ist ja schon bäh (vor allem bei der Kälte), aber Brandlöcher müssen ja nur echt nicht sein. Und sich genau dann eine anzuzünden, wenn „Hammer Smashed Face“ angekündigt wird und klar ist, dass es dann ab geht, ist mehr als blöde. Nun ja, das wird sich leider nie ändern, aber ist mir mal wieder extrem aufgefallen. Auch waren einige Leute ziemlich unentspannt vorne. Die Ordner haben mind. 2 aus dem Publikum geholt, die sich daneben benommen haben. Generell haben sie sehr gut auf uns vorne aufgepasst (vielen Dank für den guten Job!) und jede böswillige Drängelei im Keim erstickt. Wobei man aber sagen muss, dass wir immer noch auf einem Metalkonzert waren und nicht in der Oper. Da ist es nun mal so, dass durchaus gedrückt und gedrängelt wird, man mal wen gegen den Rücken bekommt. Schließlich wird gepogt und gemosht und es gibt einen Pit. Solange das nicht böswillig ist, gehört das auch schon mal dazu und wer in der ersten oder zweiten Reihe steht, sollte das wissen und ab können. Da waren einige schon sehr sehr zimperlich vorne. Nen Metalkonzert ist nun mal kein Ponyhof! Und das war alles noch wirklich harmlos.
Auf jeden Fall ein schönes Festival mit einem guten Line-Up. Das nächste Mal im Winter in der Turbinenhalle ziehe ich mich aber dicker an ;)
Weitere Fotos findet Ihr in der Galerie zu dem Konzert.