Feuerschwanz – Das Elfte Gebot

In den vergangenen 15 Jahren gab es im Hause Feuerschwanz einige Veränderungen und aktuell ist die Truppe aus Erlangen eine der heißesten Bands im Folk Rock-Bereich. Und auch wenn der Weg oftmals steinig war und man es mit lustigen Texten als Band oft schwer hat, sie haben sich nie unterkriegen lassen. Mit dem Vorgängeralbum „Methämmer“ haben sie sich allerdings die Messlatte für ihr neues Werk selbst so dermaßen hoch gelegt, dass die Erwartungshaltung der Fans auch entsprechend groß ist. Ich hatte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass man das Album noch toppen kann. Doch Feuerschwanz haben es geschafft und legen auf ihrem neunten Album mit einem noch härteren und direkteren Ansatz eine Schippe drauf.

„Die Botschaften unserer Texte kommen von Herzen, sind uns sehr wichtig und deshalb konkret formuliert – ohne um den heißen Brei herumzureden. Das braucht einen Sound, der weiß, was er will“, so Sänger Prinz „Hodi“ Hodenherz.

Und der Sound hat es wirklich in sich. Man verbeugt sich vor Idolen wie Iron Maiden, Testament, Ghost oder auch Gloryhammer und gemischt mit dem ganz eigenen Fingerabdruck entstand „Das Elfte Gebot“. Apropos mischen: hier sorgte mal wieder Subway To Sally’s Simon Michael für den perfekten Sound.

Als vor einiger Zeit Stück für Stück das Artwork zur Platte enthüllt wurde, konnte man schon erkennen, in welche Richtung die neue Platte gehen wird. Der damals eher niedlich wirkende „Kumpeltyp-Drachen“ musste weichen und herausgekommen ist eine echte Kriegsmaschine und ein entsprechend kantiges neues Logo. Wow! Wie sehr man sich von der Optik beeinflussen lässt – passend zum Artwork war auch meine Erwartungshaltung, was die neuen Songs betrifft. Es muss krachen. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Tracklist:

  1. Meister der Minne
  2. Metfest
  3. Das Elfte Gebot
  4. Kampfzwerg
  5. Im Bauch des Wals
  6. Mission Eskalation
  7. Schildmaid
  8. Malleus Maleficarum
  9. Lords Of Powermet
  10. Totentanz
  11. Unter dem Drachenbanner

CD 2 (Die sieben Todsünden):

  1. Ding (Seed)
  2. Hier kommt Alex (Die Toten Hosen)
  3. Amen & Attack (Powerwolf)
  4. I See Fire (Ed Sheeran)
  5. Gott mit Uns (Sabaton)
  6. Limit (Deichkind)
  7. Engel (Rammstein)

Mit orientalischen Klängen geht es los. „Meister der Minne“ hat sich schon während dem ersten Hördurchgang in mein Herz gespielt. Ein echt rockiger Ohrwurm mit exotischen Elementen, Screams und einem fetten Gitarrensolo. Alles, was ein moderner Minnesänger heutzutage so braucht, um sich in das Herz seiner Angebeteten zu spielen. „Metfest“ wurde ja schon als Single ausgekoppelt und ist der Song auf dem Album, der einen mit seinem Mitgöhl-Refrain direkt abholt und in Feierlaune versetzt. Auch ausgekoppelt wurde „Das Elfte Gebot“ – lebt jeden Tag so, als wäre es Euer Letzter und vergesst dabei nicht zu lieben, als gäbe es kein Morgen mehr. Hymne und Lebenstipp zugleich. „Kampfzwerg“ klingt im ersten Moment, als hätte man einige Feuerschwanz-Songs genommen, zusammengeschmissen und ordentlich durchgemischt. Heraus gekommen ist ein Trinklied über „Kampfzwerge“ – echte Männer also. Ok, sorry: Echte Männer – und Frauen – mit Bärten. In „Im Bauch des Wals“ geht es wieder nachdenklicher zu und der Song zeigt, wieso Feuerschwanz keine reine Comedy-Band mehr sind oder wieso man sie zumindest nicht mehr nur als solche bezeichnen sollte. Es geht um die Schäden, die der Mensch der Umwelt zugefügt hat, verpackt in ein Folk-Metal-Gewand, das für einige musikalische Überraschungen sorgt. Aber nach einem ernsteren Song, muss wieder ein Partysong folgen, damit das Gemüt nicht allzu sehr abkühlt. „Mission Eskalation“ lässt uns eskalieren und ich meine im Refrain den typischen „Kissin‘ Dynamite“-Style herauszuhören. Mit irischen Klängen wird uns die „Schildmaid“ vorgestellt mit singbarem Refrain und harten Gitarrenriffs. Eindrucksvoll ist auch der nächste Song „Malleus Maleficarum“ über den „Hexenhammer“, ein Werk zur Legitimation der Hexenverfolgung, das der Theologe und Dominikaner Heinrich Kramer im Jahre 1486 in Speyer veröffentlichte. Feuerschwanz verarbeiten das Werk in einem gewaltigen Powermetalbrett mit einem Killer-Gitarrensolo und gewaltigen Chören. Und wo wir gerade bei Powermetal waren: „Lords Of Powermet“ passt genau in diese Schublade und es scheint, als wäre der Song eine Steigerung der Krieger des Mets. Als würde er aus der Feder von Luca Turilli höchstpersönlich stammen. Eine bombastische Hymne mit fetten Screams von Hodi und erneut krassen Gitarrensoli von Hans, die einem die Kinnlade auf die Tischplatte knallen lassen. Eigentlich bräuchte ich jetzt eine Verschnaufpause, aber die ist mir nicht gegönnt, denn „Totentanz“ und „Unter dem Drachenbanner“ hauen in die gleiche Kerbe und lassen das Album mit viel Schwung enden. 

Aber wir haben ja noch eine zweite CD, auf der sich Feuerschwanz an Coversongs heran trauen, von denen man nie gedacht hätte, dass sie mit Folk-Elementen funktionieren oder dass sie in einem Rock-Gewand auch oder sogar noch besser funktionieren. So wurden beispielsweise “Ding“ von Seeed und „Limit“ von Deichkind in ein Feuerschwanz-Gewand gepackt und es funktioniert bei beiden Songs gut. Im Powermetal-Bereich traute man sich an „Amen & Attack“ von Powerwolf und „Gott mit uns“ von Sabaton heran. Funktioniert! Ed Sheerans „I See Fire“ rockt nun aus den Boxen und ich muss sagen, nun gefällt mir der Song noch viel besser als vorher. Einzig und allein „Hier kommt Alex“ (Die Toten Hosen) und „Engel“ (Rammstein) sind meiner Meinung nach etwas schwach ausgefallen, da sie sich zu sehr am Original bleiben. Keine schlechten Cover, aber ich hätte etwas anderes erwartet – mehr Feuerschwanz.

Fazit:

Ein gestandenes Heavy-Metal Album mit folkloristischen Elementen und teils ernsten und teils humorvollen Texten. „Hans der Aufrechte“ ist bei den Arrangements so präsent wie noch nie. Sei es mit fetten Gitarrenriffs, eindrucksvollen und verspielten Soli oder auch einem donnernden Gitarrengewitter, Hans ist und bleibt der Aufrechte und zeigt, wie breit gefächert sein musikalisches Spektrum ist. Die Texte sind geradeaus, ohne groß um den Brei herum zu reden und vermitteln – eingepackt in ein Metal-Brett – in einigen Songs eine Botschaft, die nichts mehr mit reiner Comedy zu tun hat. Es gibt aber keinen ständig erhobenen Zeigefinger, denn auf der Platte wird natürlich auch ans Feiern gedacht und das kommt wahrlich nicht zu kurz. Die Partysongs regen zum Mitmachen an und man kann sich beim Hören von „Metfest“ oder auch „Mission Eskalation“ schon die Mitsingchöre des Live-Publikums vorstellen. Rohrkrepierer sucht man hier vergebens. Das Album macht von Anfang bis Ende Spaß.

Ich bin gespannt wie es noch weitergeht im Hause Feuerschwanz. Ich habe ja schon bei der letzten Platte gesagt, dass das Ergebnis schwer zu toppen ist und ich wurde eines Besseren belehrt. Es bleibt spannend und nun freue ich mich erst einmal auf das Release-Konzert morgen und dann auf die Konzerte, die hoffentlich nächstes Jahr wie geplant stattfinden können.

Feuerschwanz: 
Das Elfte Gebot
Ein gestandenes Heavy-Metal Album mit folkloristischen Elementen und teils ernsten und teils humorvollen Texten. Ich bin gespannt wie es noch weitergeht im Hause Feuerschwanz. Ich habe ja schon bei der letzten Platte gesagt, dass das Ergebnis schwer zu toppen ist und ich wurde eines Besseren belehrt. Es bleibt spannend und nun freue ich mich auf die Konzerte, die hoffentlich nächstes Jahr wie geplant stattfinden können.
Unsere Wertung: 100%
Das Elfte Gebot 
wurde am 26. Juni 2020 
über Napalm 
veröffentlicht.
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