Eisbrecher nehmen wieder Fahrt auf und schockgefrieren mit ihrem neuen Album „Sturmfahrt“(*) am 18. August 2017 die Industrial-Metal-Welt. Vielleicht ist es deshalb so kalt da draussen und vielleicht werden wir nur auf dieses gelungene Scheibchen vorbereitet. Begonnen hat für die Band alles 2003 mit dem Duo Alex Wesselsky und Noel Pix, die das Eisbrecher-Schiff sicher gesteuert haben, bis die Band zu einer echten Institution in der Szene geworden sind. Und auf dieser Fahrt haben Eisbrecher mit der Veröffentlichung jeder neuen Platte eine echte Entwicklung durchgemacht. Damals steckte man die Band noch in die „Neue Deutsche Härte“-Schublade, dann wurde mit Melodien experimentiert, die schon eher in den Schlagerbereich gingen und jetzt ist man wieder bei härteren Gitarrenriffs angelangt, wobei ein paar „Wohlfühlmelodien“ immer mal wieder ans Licht kommen.
Line-Up:
- Alex Wesselsky – Vocals
- Noel Pix – Guitar
- Jürgen Plangger – Guitar
- Rupert Keplinger – Bass
- Achim Färber – Drums
Tracklist:
- Was ist hier los
- Besser
- Sturmfahrt
- In einem Boot
- Automat
- Eisbär
- Der Wahnsinn
- Herz auf
- Krieger
- Das Gesetz
- Wo geht der Teufel hin
- Wir sind Rock’n’Roll
- D-Zug
- Das Leben wartet nicht
- Wir sind Gold
Die Single und das Video zu „Was ist hier los“ wurde vor einigen Tagen veröffentlicht: Harte Riffs, einige wenige Industrial-Elemente und ein sehr übersichtlicher Text, der dennoch den Hörer anschubsen möchte. Mit Video funktioniert der Song deutlich besser, da so klar wird, dass es in dem Song um das geht, was täglich auf der Welt passiert – das, was man täglich im TV sieht und mit dem man irgendwie klarkommen muss: Horror-Bilder und Schreckensnachrichten. Ein Song, der bereits zur Veröffentlichung des Videos kontrovers in den Sozialen Medien diskutiert wird.
Hast Du Liebeskummer, Hass auf jemanden oder hast Du einfach nur mit einer Person abgeschlossen, die ganz und gar nicht gut für Dich war? Dann ist „Besser“ DEIN Song! Danach geht’s Dir nämlich besser…ganz bestimmt. Die harten Riffs und der eingängige Refrain tun ihr übriges.
Der Titeltrack „Sturmfahrt“ besteht auch vorrangig aus harten Riffs, stampfenden Drums und mit dezent eingesetzten Industrial-Elementen. Auch hier wird der Refrain live wieder funktionieren und das Publikum wird eifrig und lauthals mit gröhlen.
„In einem Boot“ beginnt nostalgisch mit der Titelmelodie von „Das Boot“ und geht dann in eine tolle Ballade über und auch zwischendurch kommt immer mal wieder die „Das Boot“-Melodie zum Vorschein.
Die Coverversionen des Grauzone-Klassikers „Eisbär“ ist den Jungs von Eisbrecher wirklich gelungen. Stilistisch haben sie sich sehr vom Original inspirieren lassen, haben dabei aber ihren ganz eigenen Stempel und Sound aufgedrückt und verleihen dem Ganzen einen wesentlich frischeren und moderneren Touch. Well done!
Sehr 80s angehaucht ist auch der Song „Wo geht der Teufel hin“ mit seiner Intro und Grundgerüst-Melodie, die mich sehr an „Running Up That Hill“ von Kate Bush erinnert. Viele bezeichnen den Song als typischen Schlager, aber dazu ist der Song immer noch zu düster und retro angehaucht. Mit Unheilig will ich ihn aber auch nicht vergleichen, das haben Eisbrecher nicht verdient. Den Song kann man jetzt gut finden oder nicht, wenn er nicht gefällt, einfach weiter-skippen. Songs hat das Album ja schließlich genug und mit „Wir sind Rock’n’Roll“ wird es auch wieder elektronischer. Mit dem klassischen Rock’n’Roll-Sound hat der Song allerdings so überhaupt gar nichts zu tun – hier geht es eher um das rebellische Lebensgefühl, was man dem Rock’n’Roll nachsagt. Die drei letzten Songs nimmt man mal so mit, sie bleiben bei mir allerdings nicht mehr wirklich hängen, auch wenn es bei „Wir sind Gold“ wieder etwas härter zugeht, so wie man es eigentlich von Eisbrecher gewohnt ist.
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Fazit:
Was bekommt man also bei dieser „Sturmfahrt“ mit der Eisbrecher-Crew an Board geboten? Ich gebe zu, die Vorgänger-Alben sind ein wenig an mir vorbeigegangen. Es gab den ein oder anderen Song, den ich rauf und runter gehört habe, aber so wirklich hängen blieb fast kein Song. Einige waren mir auch zu sehr mit einem Schlagerfeeling behaftet. Das ist hier nicht so, auch wenn der ein oder andere „schmalzigere“ Song dabei ist. Fans bekommen das, was sie von Eisbrecher erwarten und das in gewohnter Qualität: Musikalisch und technisch mit der unverwechselbaren Stimme von Alex am Mikrofon. Das Cover von „Eisbär“ ist mehr als gelungen und der Song war fast schon überfällig. Danke Jungs!