Das Double crush-Syndrom beschreibt die Schädigung einer Nervenbahn durch mechanische Beeinträchtigung an mehr als einer Stelle.
Eine Rockband nach einer Nervenschädigung zu benennen ist durchaus eine Aussage und konsequent, schließlich dürften den Spruch „Das ist keine Musik, sondern eine Krankheit“ einige von ihren Eltern gehört haben. Aber das ist zumindest bei mir schon einige Jahre her. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Stiefvater auch dieses Album in die Kategorie „ohrenzerstörender Lärm, der für den Untergag des Abendlandes und die totale Verdummung verantwortlich ist“ einsortiert hätte (meine Mutter ist da etwas aufgeschlossener). Aber um deren Meinung geht es hier ja nicht :)
Double Crush Syndrome wurden 2013 von Andy Brings gegründet und die Band hat innerhalb der letzten Jahre eine durchaus ansehnliche Geschichte hinter sich gebracht, die in der Presseinformation aber weitgehend verschwiegen wird. So war die ursprüngliche Besetzung eine andere und es gab auch schon mit „The You Filter“ eine Veröffentlichung im Umfang eines Albums. Das aktuelle Album wird nun zum „offiziellen Debütalbum“ erklärt, während „The You Filter“ schon kurz nach dem Wechsel von der DIY-Band zum Label Arising Empire aus dem Digitalvertrieb verschwand, ein Schicksal, das auch einige der früher veröffentlichten Videos der Band ereilte. Das ist insofern schade, als dass nun die Möglichkeit zum Vergleich denjenigen vorbehalten bleibt, die sich sich das Album und die veröffentlichten Videos rechtzeitig gesichert haben. Glücklicherweise ist das hier der Fall ;)
- Gimme Everything
- Die For Rock N‘ Roll
- Unfriend Me Now
- She’s A Pistol
- On Top Of Mt. Whateverest
- Yeah! Pain!
- I Wanna Be Your Monkey
- Slow Suicide
- Can’t You Be Like Everyone Else
- Blood On My Shirt
- Revolution
- And They Say We Are the Freaks
- Fuck You Is My Answer
- Right Now
Aber selbst, wer „The You Filter“ bereits im Regal stehen hat, sollte sich das neue Debütalbum zumindest einmal anhören, man hört den Unterschied deutlich. Was nicht nur daran liegt, dass Slick (Bass) im Gegensatz zu seiner Vorgängerin eine deutlich männlichere Stimme hat, auch die Produktion ist deutlich fetter und basslastiger. Ist natürlich immer eine Geschmacksfrage, aber das Mehr an Bums tut den Songs meiner Meinung ganz gut, auch wenn es manchmal hart an der Grenze zum „too much“ entlang schrammt.
Wo wir gerade bei der Vergangenheit sind: Andy Brings und Slick Prolidol spielten bereits gemeinsam bei The Traceelords und gerade bei „I Wanna Be Your Monkey“ erinnert zumindest mich einiges an den Sound der Traceelords. Aber das ist auch nicht verwunderlich, ob aber wirklich „The Traceelords 2.0“ (nicht meine Idee, sondern von einem anderen The Traceelords-Fan so gehört) die richtige Umschreibung für Double Crush Syndrome sind, wage ich doch zu bezweifeln. Klar, es gibt Ähnlichkeiten und wer die Traceelords-Alben im Regal (oder auf der Festplatte) hat, der sollte auf jeden Fall mal ein Ohr bei Double Crush Syndrome riskieren, denn es lohnt sich. Und wo wir gerade in der Vergangenheit stöbern: And They Say We Are the Freaks und Right Now erinnern – natürlich vor allem durch Slicks Gesang – dann auch ein wenig an Slick’s Kitchen, die Band, die Slick zusammen mit dem Traceelords-Schlagzeuger Haan Hartmann nach dem Ende der Traceelords hatte. Eigentlich nicht wichtig, da es auch diese Band nicht mehr gibt, mich persönlich interessieren solche Zusammenhänge, da sich dadurch Einblicke in die Entwicklung von Bands und Musikern ergeben.
Thematisch geht es in den Songs um Rock N‘ Roll, dazu ein bisschen Sex und Party, man muss also keine Angst vor zu viel Tiefgang haben ;) Musikalisch bekommt man eine ordentliche Mischung aus Glam, Rock und Punk geliefert, die sich auch sehr gut in einer Playlist zwischen den von Andy erwähnten Vorbildern macht:
Wir sehen uns in der Tradition von Bands wie Ramones, Kiss, Skid Row, Motörhead, Mötley Crüe, ohne wie diese zu klingen oder es darauf anzulegen. Es ist unsere Version von Rock n´Roll, natürlich mit viel Punk in der Instrumentierung, starken Refrains mit Pop-Schlagseite und der Power eine Kleinstadt zu zermalmen. Also eine Kleinstadt pro Song wohlgemerkt!
Ob man es nun Glam-Punk nennt oder einfach Rock n’Roll, es macht Spaß das Album zu hören, der Titeltrack, Gimme Everything, Blood on My Shirt und And They Say We Are Freaks sind meine persönliche Favoriten, aber der Vorsprung vor den anderen Songs ist sehr knapp. Zu haben ist das Album als Download (iTunes(*)), auf CD (Amazon(*)) und Vinyl (Amazon(*)) und selbstverständlich als Stream.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von tools.applemusic.com zu laden.