Über 2 1/2 Jahre nach Ihrem letzten Album geben die Düsseldorfer mit „Zurück zum Glück“ wieder ein Lebenszeichen von sich. Laut Campino soll der Titel die aktuelle Situation in Deutschland zeigen, in der viele Menschen Angst vor der Zukunft haben und sich zurück zum Glück, also zu den vergangenen guten Zeiten, sehnen. Aber das Motto „Zurück zum Glück“ gilt auch für die 5 Jungs. Denn das Album erinnert stellenweise an die Alben der 90er Jahre. Allerdings kommen komplett neue Einflüsse und Experimente nicht zu kurz.
Tracklist
- Kopf oder Zahl
- Wir sind der Weg
- Ich bin die Sehnsucht in dir
- Weißes Rauschen
- Alles wird vorübergehen
- Beten
- Wunder
- Herz brennt
- Zurück zum Glück
- Die Behauptung
- How do you feel?
- Freunde
- Walkampf
- Goldener Westen
- Am Ende
„Kopf oder Zahl“ beginnt mit einem kurzen Schlagzeugintro bevor es dann irgendwie rockig wird.
Mit „Wir sind der Weg“ wird es dann noch einer Nummer härter. Textlich gesehen geht es wohl um die Vergangenheit und die Zukunft der Toten Hosen.
„Ich bin die Sehnsucht in dir“ war die Vorab-Single-Auskopplung des Albums. Ein zu Anfang eher ruhiges Lied mit einer richtig schönen Melodie, die dann gegen Ende immer wieder durch bretternde Gitarren unterbrochen wird. Der Titel dieses Stücks gibt auch gleich den Text sehr gut wieder. Es handelt sich in diesem Lied um die Sehnsüchte der Menschen und wie sie den Menschen beeinflussen.
Mit „Weißes Rauschen“ wird es dann richtig laut und krachend. Einfach Punkrock in seiner besten Form. Textlich kann man es auf verschiedene Arten deuten, meiner Meinung nach steht dieses „Weiße Rauschen“ für Drogen.
Anschließend folgt mit „Alles wird vorübergehen“ die erste richtige Ballade des Albums, die auch schon bei Rock am Ring gespielt wurde. Einfach ein richtig schönes Liebeslied.
Durch „Beten“ geht es textlich dann in die religiöse Ecke. Die Toten Hosen auf der Suche nach Gott und Antworten auf religiöse Fragen. Musikalisch ist das Lied etwas gewöhnungsbedürftig, es ist irgendwie eine Art von Rock.
Richtig abgehen tut es dann danach mit „Wunder“, wieder einfacher straighter und ehrlicher Punkrock. Textlich geht es in die Richtung von „Wünsch dir Was“, mit der Hoffnung durch Wunder in eine bessere Zukunft zu blicken. Insgesamt ist das Lied für mich das absolute Highlight des Albums. Die Toten Hosen wie man sie liebt.
„Herz brennt“ ist dann wieder eine richtige Ballade, eine richtig schöne Liebesballade. Ich glaube treffender kann man Liebeskummer nicht ausdrücken. Auch wenn es vielleicht teilweise etwas sehr schnulzig ist.
Mit „Zurück zum Glück“ kommen wir nun zum Titeltrack des Albums. Musikalisch, wieder nicht zu beschreiben, es geht wohl am besten mit: ?typisch Hosen?. Textlich verbirgt sich hier das erste richtige Gesellschaftskritische Lied der Hosen auf dem Album. Auf jeden Fall ein Lied zum Nachdenken.
Als ich das erste mal „Die Behauptung“ gehört habe, dachte ich mir: sind die Hosen nun vollkommen verrückt? Denn in diesem Lied befinden sich kaum Gitarren, denn sie wurden durch Cello und Geige ersetzt. Wer jetzt denkt, es handelt sich wieder um eine Ballade, liegt daneben. Cello und Geige spielen sehr aggressiv und Campinos Gesang, der zu Anfang noch ruhig ist, wird ebenfalls immer aggressiver bis er nachher fast schreit. Es ist wohl das ungewöhnlichste Stück des Albums, aber auch das Faszinierernste. Wenn man sich das Stück genau anhört, wird man von ihm in einen Bann gezogen.
Mit „How Do You Feel“ haben wir dann das einzige englischsprachige Stücke des Albums. Musikalisch ist es einfacher Punkrock in Hosenmanier. Auffällig ist hier eigentlich nur, dass Vom zum ersten mal auch bei den Background Vocals mitsingen darf.
„Freunde“ ist dann wieder ein etwas ruhigeres Stück, was musikalisch auch wieder in die experimentelle Ecke einzuordnen ist. Textlich ist es der totale Gegensatz zum Toten Hosen-Klassiker „All die ganzen Jahre“.
Kein Toten Hosen-Album ohne Mitgröhlhymne. Dieser Platz wird durch „Walkampf“ ausgefüllt. Wer Lieder wie „10 kleine Jägermeister“ liebt, wird diesen Song auch lieben. Für mich persönlich ist es wohl das schlechteste Lied der 22 jährigen Geschichte der Hosen, da kann auch der lustige Dudelsack in diesem Lied nicht helfen.
Mit „Goldener Westen“ geht es dann wieder zurück zum Punkrock. Textlich gesehen wieder Gesellschaftskritik, genauer gesagt geht es hier um die Freiheit.
„Am Ende“ ist dann wieder eine Ballade in der sich alles um den Tod dreht. Gewidmet ist sie Boris von Holst.
Fazit
Natürlich wird man die Toten Hosen immer an ihren Alben messen, wie z.B. „Ein kleines bisschen Horrorschau“, „Kauf mich“ oder „Opium fürs Volk“ und an diese Alben reicht „Zurück zum Glück“ nicht ganz ran. Aber mit diesem Album ist den 5 Düsseldorfern trotzdem ein recht großer Wurf gelungen. Sowohl musikalisch als auch textlich können sie in ganzer Linie überzeugen. Dadurch zeigt die „Opel-Gang“ neu aufkommenden Punk- bzw. Rockbands wie „Silbermond“ oder „Etwas“ die Rücklichter und macht ihnen vor wie man klasse Lieder schreibt und das noch nach 22 Jahren. Ein kleines Problem gibt es nun bei der Punktevergabe. Wenn ich „Zurück zum Glück“, wie schon gesagt, an den alten Alben messe dürfte ich nur 8 oder 9 Punkte verteilen. Wenn ich aber daran denke, was sich heut zu Tage alles Rockband nennt müsste ich volle 10 Punkte vergeben und daher folgt dann auch die Wertung mit 10 Punkten.