Dick Brave – Dick This

Cover: Dick Brave - Dick This
Cover: Dick Brave - Dick This

Richard Löwenherz – ach nein, das war ja ein anderer – Richard Leoncoeur Junior, alias Dick Brave ist gebürtiger Kanadier und stellt mit seiner Band „The Backbeats“ (das sind Adiano BaTolkba, Matt L. Hanson, Mike Scott und Phil K. Hanson) gerade die mitteleuropäische Musikwelt ein bisschen auf den Kopf.
Früher hat sich Dick die Zeit damit vertrieben, mit geklauten Motorrädern über den zugefrorenen Lost Lagoon zu brettern. Jetzt macht er – wie sein Vater, der früher ein ganz berühmter Rock’n’Roll Star gewesen sein soll – Musik.


Tracklist:

  1. Get The Party Started
  2. Walk This Way – Album Version
  3. She’s The Most
  4. Take Good Care
  5. Be The One For Me
  6. Twenty Flight Rock
  7. Slippin‘ ’n‘ Slidin‘
  8. Freedom
  9. Buona Sera
  10. Teenager In Love
  11. Black Or White
  12. Hallelujah I Love Her So
  13. Here I Go (I’m A Hobo)
  14. Smokey Joe’s Café
  15. Complicated
  16. Give It Away
  17. They Remind Me Too Much Of You

Und wer diese Geschichte noch immer glaubt, befindet sich in einer prominenten Glauben-Gesellschaft – denn immerhin glaubt Britney Spears auch noch immer, dass das was sie da fabriziert wirklich Musik ist – aber bitte.

Dick Brave ist natürlich niemand anders als Popstar Sasha, der quasi über Nacht von einer ganz bösen und hartnäckigen Retro-Welle gestreift wurde. Gleich am nächsten Tag hat er dann sein Teenie-Pop und Mädchenschwarm Image für viel Geld an die Macher von DSDS verkauft – keine Sorge, die finden sicher jemanden, den sie da reinzwängen können – und auf dem Speicher des Elternhauses noch schnell nach Vati’s alten Discoklamotten gesucht. Mutti durfte der ganzen Band dann schnell noch die Haare gegen den Willen von Newton Richtung Himmel föhnen und dann konnte es eigentlich schon los gehen:
Entgegen allen aktuellen Trends, nämlich Klassiker vergangener Musikepochen mit Bass und Beats gegen ihren Willen ins neue Millenium zu prügeln, hat das „Dick Brave & The Backbeats“ Projekt eine komplett gegensätzliche Richtung eingeschlagen – Songs wurden Schmalzlockengerecht auf Fifties frisiert. Das war der frische Wind, den das musikalische Zielpublikum – gebeutelt von der mittlerweile viel zu lang anhaltenden Welle der 70er und 80er Revivals – gebraucht hat. Oder anders gesagt: Jeder Mensch erträgt nur eine begrenzte Dosis Nena und das Maß war schon vor 25 Jahren mehr als voll.

Aber zurück zum Wesentlichen: „Dick This“ enthält neben einer Auslese musikalischer Perlen der letzten Jahrzehnte auch zwei gelungene eigene Stücke („Here I go (I’m a hobo)“ und „Be the one for me“). Dabei sind die Neuauflagen der Nummer 1 Hits von Avril Lavigne „Complicated“ oder Pink’s „Get the Party started“ auf den ersten Blick doch ziemlich gewöhnungsbedürftig, weil sie total aus ihrem gewohnten musikalischen Klangfeld herausgerissen und neu eingebettet wurden.
Wo bei den Billig-Cover-Versionen auf einen gewissen Wiedererkennungswert bei der Melodie gesetzt wird, schreckt man hier eher mit den Worten „Den Text kenne ich doch irgendwoher“ panisch vor dem Grammophon auf.

Die erste Singleauskopplung des Albums – „Walk This Way“ – stammt im Original von Aerosmith und macht vor allem durch das charakteristische Gitarreriff im Refrain schnell richtig Laune und Little Richards „Slippin‘ ’n‘ Slidin‘ aus den 50ern spielt da energisch in der gleichen Liga.
Mit „Teenager in Love“, von Dion & the Bellmonts, zeigt Sasha, dass er die Sache mit den gefühlvollen Nummern doch noch nicht ganz verlernt hat. Absolut gelungen ist auch die Neuauflage von „Black or White“ aus den 80er Jahren – und seien wir uns doch mal ehrlich – wie, wenn nicht so kann man in Zeiten wie diesen noch einen Michael Jackson Song mit gutem Gewissen anhören?
Die einzige Ballade auf dem Album ist gleichzeitig der einzige Elvis Song „They Remind Me Too Much Of You“. Wobei bei dem ganzen Projekt ist auch zu bedenken, dass es im deutschsprachigen Raum nur wenige Pop-Sänger gibt, die aufgrund ihrer stimmlichen Qualitäten im Stande wären solche Stücke auf diese Weise zu singen. Da muss man schon eine ganze Menge gesangliches Talent und Stimmvolumen mitbringen um der Aufgabe gewachsen zu sein – zumal man sich bei so einem Album vor Vergleichen mit dem King himself ohnehin nicht verstecken kann. (Das war jetzt übrigens ein Kompliment an den Sänger).

Nach dem Elvis-Cover – stunden später – findet sich auf dem Album noch ein Hidden-Track (ich denke das gehört in Musikerkreisen bereits zum guten Ton), bei dem Dick Brave and The Backbeats zeigen, dass sie auch Live richtig gut klingen können.

Fazit: Ich denke nicht mal jetzt darf man mit wohlwollenden Reaktionen rechnen, wenn man sich als Besitzer eines richtigen Sasha Albums outet – aber – diese CD ist eine der besten aus der Sparte „Gute Laune & Unterhaltungsmusik“ die in diesem Jahr auf unser Trommelfell losgelassen wurden – und da könnte man fast ein bisschen wehmütig werden, wenn es Dick Brave zufolge wirklich nur ein einmaliger Ausflug in dieses Zeitalter gewesen sein soll. Die Jungs haben Spaß bei dem was sie da tun und das hört man nicht nur das spürt man auch.

– ach und Grüße von Eddie Rodriguez.

Dick Brave: 
Dick This
Unsere Wertung: 70%
Dick This 
wurde am 3. November 2003 
über Wea (Warner) 
veröffentlicht.
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