Das Dong Open Air – Ein guter Ort um Staub zu fressen

14/7 Restevernichtung, Eis und Abschied

14/7 Restevernichtung, Eis und Abschied

Zwar hatte es nochmal geregnet, was Robert als Wetterfrosch diskreditierte, doch wurde ich auch am Samstagmorgen durch die brütende Hitze aus dem Zelt gejagt. Inzwischen rannten auch in unserem Lager zwischen den Campingstühlen Kinder durch. Zum Glück erwachte ich diesmal ohne Kater. Mein Körper hatte sogar die Symptome meiner Erkältung zurückgefahren, er musste wohl einsehen, dass ich auf diese nicht eingehen würde und notfalls uns beide ins Verderben reißen würde.

Ich füge mich den ungeschriebenen Gesetzen die auf einem Festival bestehen und reiße mir ein Frühstücksbier auf. Regel Nummer 1: Jede Zeit ist eine gute Zeit betrunken zu sein. Während ich über meiner Dose mit dem Notizbuch in der Hand versuche die gestrigen Erinnerungsscherben zusammen zu fegen fallen mir mal wieder zwei Dinge ein. Erstens, ich hab keine Ahnung wie ich in mein Zelt gekommen bin. Zweitens, ich habe gestern irgendwann Eule Keule getroffen, eine Bekannte aus meiner fast 400 km entfernten Heimat Karlsruhe. Die Welt ist wie sich immer wieder bestätigt ein Dorf. Am Samstag lass ich es ruhig angehen und halte mich für die ersten 3-4 Bier im Lager auf. Damit verpasse ich zwar die ersten paar Bands, aber ich bin ja nicht nur für die Bands da, sondern auch für die Besucher. Wer ist das, mit dem ich campe? Psychologiestudenten, Polizisten, Rettungsdienstleiter, Personalchef in der Lanxess Arena, Verwaltungsfachkräfte. Ich glaube, hier gibt es nichts, dass es nichts gibt. Ich sitze in meiner Unterhose, da mein Nebenmann eine Hosenpause vorgeschlagen hat, unterhalte mich, erzähle, witzle vor mich hin und beobachte, das im Campingstuhl lümmelnde Leben. Doch langsam geht mir ein wenig die Puste aus, drei Tage harte Feierei ohne Fitnessstaub gehen nicht so spurlos an einem vorüber. Dem entgegen wirkend, raffe ich mich auf um mir einen Kaffee im Backstage zu besorgen und näher an die Bühne ran zukommen.

Seit Donnerstag steht ein Preisschild an den Kaffeekannen, doch ich habe noch niemand gesehen, der auch nur einen Cent für seinen Kaffee gegeben hätte. Für die Burger hingegen schon. Selbst ich hatte mir am Vortag einen gekauft. Da ich all mein Geld in Biermarken investiert hatte, musste ich natürlich eine Runde mit dem Hut rumgehen, doch das klappte, wie erfahrungsgemäß bereits festgestellt, bei mir recht gut. In 5 Minuten hatte ich die 5,50 zusammen. Wie dem auch sei, mit meinem Kaffee in der Hand traf ich Freddie, gemeinsam spazierten wir zu Alvenrad. Leider konnte keiner von uns die Gitarren richtig hören. Wir gaben uns also circa die halbe Show, bis mein Kaffee leer war, dann ging Freddie zurück in den Backstage und ich zurück ins Lager. Ich musste noch meine restlichen Dosen leeren, da ich absolut keine Lust hatte die wieder hinunterzuschleppen. Doch kaum hatte ich meinen Arsch in einen der Stühle fallen lassen, raffte es mich dahin. Ich schlief den Schlaf der Gerechten, meinen Nacken über die Lehne gefallen. So dass mich die anderen, als ich nach einer Stunde aufwachte, fragten, ob ich jetzt eine Nackenstarre hätte. Das nicht, aber mit Fragen konnte ich mich jetzt auch nicht aufhalten.

Drone hatte ich soeben verschlafen, jetzt wollte ich mir wenigstens Jinjer ansehen. Die Band aus der Ukraine, die vor Bürgerkrieg flüchteten und deren Drummer aus dem vierten Stock fiel, zumindest wenn ich das richtig verstanden hatte. Die klangen auch ziemlich gut, mir nur eben wieder zu Core-lastig. Doch viel traurigeres spielte sich bei diesem Auftritt ab. Mein Rosa-Schlüpfer-Boy hatte sich den Zivilisationsfesseln gebeugt und sich eine Hose angezogen. Das stimmte mich schon etwas traurig, ich dachte darüber nach, als ich wieder zurück ins Camp pendelte. Dort erwarteten mich freudigere Dinge. Ein Glenfidich, eine Wasserpfeife des kleinen runden Kalibers und ein Beutel Eis. Mit letzterem machte ich noch eine Runde zu Dixis zurück. Auf dem Weg bot ich den Passanten meinen Beutel zur schnellen Kühlung an. Das Feedback war kaum überraschend äußerst positiv. Ich wurde zum Engel und Heiligen erklärt und stellte fest: Wenn ihr den Leuten auf einem Festival eine Freude machen wollt, lasst euren Lustprügel da wo er ist und schnappt euch einen Beutel Eis.

Der war allerdings auch schnell geschmolzen, ich musste ohnehin weiter zu Mantar. Diese beiden Jungs aus Bremen stellten eine Art Enigma dar. So genau konnte keiner sagen was die an Musik machen, nur das es wohl geil ist. An dieser Stelle muss ich zugeben das auch ich keine Ahnung hab, nicht mal nachdem ich sie sehen und hören durfte. Doch genau wie die anderen kann ich sagen, dass die Mukke fetzt. Mantar lässt sich eben nicht richtig einordnen, aber das ist ja nicht weiter schlimm. Man muss ja auch nicht immer alles kategorisieren. Was ich sagen kann, ist das die beiden Bremer unglaublich Bock haben auf das was sie tun. In einer Art selbstvergessenen Eskalation holzten sie den kompletten Auftritt von vorn bis hinten durch. Dabei kam es mir so vor, als würde ihnen lediglich gelegentlich bewusst, dass da noch ein Publikum vor ihnen steht. Was bei anderen Bands vielleicht negativ auffallen würde passte jedoch einfach zu der brachialen und, zumindest auf mich so wirkenden, in sich Gekehrtheit. Ich kann nur empfehlen sich hier selbst ein Bild zumachen. Den Tyler Leads Jungs schenkten sie sogar im späteren ihre Wertmarken, wovon auch ich profitierte, da wir die Marken teilten und jeder mal hier mal da was ausgab.

Als Nächstes enterten Skindred die Bühne. Leider muss mein Feedback zu ihnen recht schmal ausfallen, da ich viel zu beschäftigt mit springen, moshen und headbangen war. Skindred richtete einfach eine derbe Party für diejenigen der 2000- 3000 Besucher die zugegen waren aus. Die Gitarren schnarren, die Mischung fetzt.

Nach so viel Anstrengung war es dann auch wieder an der Zeit sich zurückzuziehen und Bier zu tanken. Betontod bekam ich so nur am Rande mit, wobei ich auch das Gefühl hatte mit 15-16 genug Betontod gehört zu haben. Der letzte Tag drehte sich, wie man sicher bereits herauslesen konnte um die Vernichtung von Resten. Verpflegungsvorräte, Dosenbier, Wertmarken, alles musste weg. Dem nahm ich mich auch an. Zuletzt gingen die Wertmarken raus und ehe ich mich versah, war es plötzlich halb 2 (oder war es schon zwei). Dj Benne legte sein letztes Set auf, als alle um mich rum anfingen auf die Bühne zuströmen. Natürlich ließ auch ich mich nicht lumpen und ging mit und feierte den Abschluss der drei grandiosen Tage mit allen die mir die letzten Tage im Kampf gegen Nüchternheit, Langeweile und Ordnung beigestanden hatten. Keule, Scardust, Tyler Leads und die deren Namen ich mir um’s verrecken nicht merken konnte, alle standen wir zu Wind of Change auf der Bühne und winkten, uns wiegend, vor uns hin. Der Moment schien perfekt um zu einem Ende zu kommen, also verabschiedete ich mich herzlich von allen und machte mich auf den Weg zu meinem Zelt. Dass, ich da eine weitere Dose fand und nochmal zurück schwankte, bis Keule mich bei Sonnenaufgang dann letztendlich an meinem Zelt absetzte, ist eine andere Geschichte.

Alvenrad

Drone

Jinjer

Mantar

Skindred

The Monolith Deathcult

Torian

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