Wer in den letzten Wochen Fernsehen gesehen, Radio gehört oder Zeitung gelesen hat, dem dürfte Casper kein völlig neuer Begriff mehr sein. Ob Rolling Stone, Musikexpress, Viva oder MTV – der Musikliebhaber von heute kommt zurzeit nur schwer am viel gelobten, neuen Stern des Hip Hop vorbei. Obwohl Casper mit xoxo kein Debut feiert, sondern vielmehr nachlegt was das Zeug hält, scheint die Musikwelt den charismatischen Rapper erst seit ein paar Wochen endgültig in den Olymp des deutschen Hip Hop heben zu wollen. Dabei ist Casper weder Newcomer, noch One-Hit-Wonder. Casper war eigentlich schon immer da, und das nicht einmal wenig erfolgreich. Trotzdem ist irgendetwas anders, denn Casper hat nun geschafft, wonach so viele Musiker streben und was nur so wenige erreichen: mit xoxo mauserte er sich vom Geheimtipp zum Pflichtprogramm.
Mit dem Eröffnungssong „Der Druck steigt“ zeigt Casper, dass dieses Album mit großer Sicherheit nicht das ist, womit der traditionelle Hip Hop – Hörer gerechnet hatte. Aber frei nach dem Motto: „Ich bin ganz sicher nicht so, wie du mich einschätzt!“ beweist Casper mit genau diesem Track, dass er viel mehr zu sagen hat, als so viele andere deutsche Musiker, die sich das Genre mit ihm teilen. Zurückhaltende Beats teilen sich den Raum mit ausdrucksstarken Texten, die es unmöglich machen diesen Longplayer nur so nebenbei zu hören. Fast schon ungewohnt friedlich hält sich der junge Musiker mit verbalen Entgleisungen soweit zurück, dass man voller Freude seine Hoffnung in inhaltlich anspruchsvollen Hip Hop setzt. Thematisch zwischen verlorener Liebe, Hoffnung, Enttäuschung, ziellosen Reisen und Resignation – weit weg von Drogen, Alkohol und wahllosem Sex, mit beliebig vielen Müttern.
Aber bei dieser Platte geht es nicht allein darum, dass Casper neue Richtlinien in Hinblick auf Textinhalt und Kreativität aufstellt, sondern vielmehr darum, dass es ganz so scheint, als gäbe es doch mal wieder einen ambitionierten Musiker, der sich traut ein Genre neu zu definieren. Man wirft ihm gern vor, er wäre weich und hätte einen unnatürlichen Hang hinzu allzu deprimierten Texten, dabei schafft Casper zwei Hände voll mit lyrischen Texten, die durch ihre Ehrlichkeit entwaffnen und eine Hoffnung vermitteln, die man bei Bushido doch eher vergebens sucht.
Dabei vereint Casper Elemente aus Rock, Pop und Hip Hop, schafft eine neue musikalische Richtung, die zusammen mit seinen mitreißenden Texten einen Rundumschlag schafft, der seine neue Medienpräsenz mehr als nur rechtfertigt. Unterstützung bekommt Casper dabei unter anderem von Materia.
Wer sich diese Platte entgehen lässt, der lässt auch einen 100 Euro-Schein auf der Straße liegen. Oder besser noch, wer sich diesen Longplayer entgehen lässt, der findet auch Bushido gut!
Tracklist:
- Der Druck steigt
- Blut sehen
- Auf und davon
- Xoxo
- Michael x
- Alaska
- Das Grizzly Lied
- So Perfekt
- Die letzte Gang der Stadt
- 230409
- Arlen Griffey
- Kontrolle/Schlaf