4 Termine binnen 5 Tagen sind schon hart, aber was will man machen, wenn nun mal alles nacheinander dazu kommt? Daher auf zu Cannibal Corpse in die Matrix – das verspricht, kein Kindergeburtstag zu werden.
Ansich wollten wir ja erst zur zweiten Band da sein, alles andere hätten wir zeitlich nicht geschafft. Doch um 19.30 Uhr in der Matrix angekommen, waren viele noch entspannt (und vielfach rauchend) an der Bar. Es war ziemlich still, Musik war aus der Konzerthalle nicht zu hören. Naja, erst einmal Jacken abgeben und zum Merch.
Und da gab es dann eine herbe Enttäuschung. Mal wieder. Schon auf der letzten Tour gab es bereits keine Tourshirts mehr, als Cannibal Corpse in der Matrix waren. Und nun ebenfalls nicht. Auf den letzten beiden Konzerten wurde alles leer gekauft. Das kann doch nicht sein, das muss doch besser kalkuliert werden. Wenn das EINMAL passiert – OK. Aber schon wieder? Echt sch**. Zum Glück sollte das der einzige negative Punkt des Abends bleiben.
Also auf in die Halle. Auch hier war es noch erstaunlich leer und sogar ein Plätzchen in der ersten Reihe war noch frei. Perfekt. Eine Frage an die bereits wartenden Fans: „Sagt mal, jetzt kommt doch die zweite Band? Wann fangen die denn an?“ – „nö, die erste„. Hä? Es sollte 18 Uhr Einlass und 18.45 Uhr Beginn sein. Grade am Vortag noch auf der Matrix-Seite nachgeschaut. Tja, aber einen Tag zu früh, denn am Konzerttag wurde alles nach hinten geschoben. Um 20 Uhr sollte es nun los gehen. Na, das erklärte die relaxte Menge in der Halle. Aber egal, so konnten wir doch alle 3 Bands schauen. Auch nicht schlecht.
Die Band „No Return“ sagte uns nichts, obwohl sie bereits seit 1984 auf der Bühne stehen. Doch egal, manchmal entdeckt man ja erst spät eine neue Band. Jedenfalls legten die Metaller aus Frankreich schon mal gut los. Eine halbe Stunde heizten sie den Fans ein und die ersten fingen bereits mit einem kleinen Moshpit an. OK, es waren nur 2 und noch hatten alle Umstehenden nicht so richtig Motivation, aber das störte die beiden wenig.
Auf jeden Fall passten No Return musikalisch gut zu Cannibal Corpse, manchmal habe es Supportbands ja eher schwer. Vor allem, wenn ihre Musik vom Stil her so gar nicht zum Mainact passt.
Da aber schon alle 3 Drumkits auf der Bühne standen, war es für die 4 Musiker (der Schlagzeuger hatte ja seinen Platz) doch ganz schön eng. Viel Bühnenshow und Seitenwechsel war da nicht drin. Egal, sie haben auch so gut abgerockt.
Nach dem Umbau hatten „The Black Dahlia Murder“ schon etwas mehr Platz, den Sänger Trevor Strnad dann auch nutzte. Nun gab es auch ein bisschen mehr Moshpit hinter uns. Und nachdem Trevor das Publikum zum Crowdsurfen aufforderte, kam auch der eine oder andere mal von hinten angeflogen. Vorne war also schon richtig Stimmung.
Gerade mal eine Fotografin verirrte sich doch in den Fotograben. Schon komisch, dass bei so einem Konzert so wenig Medieninteresse zu bestehen scheint. OK, die Matrix ist vielleicht nicht die beste Location für Fotos (und auch generell mag ich sie nicht besonders – zu schmal und lang). Und ich z.B. war ja schließlich auch lieber im Publikum und somit mittendrin statt nur dabei. Aber dennoch hätte ich mehr erwartet. Vielleicht würden zu Cannibal Corpse ja mehr auftauchen.
Auch The Black Dahlia Murder kamen richtig gut an und sorgten dafür, dass einem endgültig warm wurde. Die Band aus Detroit ist derzeit mit ihrem achten Album „Nightbringers„(*) (2017) unterwegs, seit 2003 haben sie alle 2 Jahre eine Scheibe veröffentlicht. Fleissig, fleissig.
Um kurz nach 22 Uhr war es dann so weit: Corpsegrinder Fisher – der Mann ohne Nacken und Meister des Helikopterbangens – und seine Mannen betraten die Bühne. Im Gegensatz zum letzten Konzert in der Matrix, wo alle eher vor sich hin bangten und es kaum Bewegung vorne im Publikum gab, ging es dieses Mal ein bisschen heftiger zu in Sachen Moshpit. Aber alles noch easy. Ein paar Nervbacken sind ja immer dabei, aber es war alles im Rahmen. Durch das Gedrängel standen wir dann auch ziemlich schnell beide in der ersten Reihe. Umso besser zum Headbangen.
Die Setlist war ein Querschnitt durch die gesamte Zeit von Cannibal Corpse, von insgesamt 12 verschiedenen Alben waren Titel dabei, nur von der „Gore Obsessed„(*) und der „Gallery of Suicide„(*) war kein Song vertreten. Dafür aber insgesamt 5 vom aktuellen Silberling „Red before Black„(*).
Ein „Laberkonzert“ war es definitiv nicht, ein Kracher jagte den nächsten. Doch George machte auch zwischendurch kurze Ansagen und im Gegensatz zu seinem „bösen“ Gesang konnte man ihn da auch lachen sehen (habe zwar nicht genau verstehen können, worum es dabei ging, aber der Anblick war mal etwas ganz anderes).
Alex Webster ist bisher der einzige Bassist, den ich mit einem Handschuh habe spielen sehen. Naja, schont sicher die Finger, aber beim letzten Mal musste ich erst zweimal hinschauen, bis ich gemerkt habe, warum das irgendwie komisch aussieht. Eine große Bühnenshow gab es trotz des inzwischen ausreichenden Platzes nicht, aber das war auch nicht nötig, die Songs sprachen für sich. Und wie immer machte der Corpseginder es vor, wie man richtig headbangt. Mehr Fotografen waren immer noch nicht aufgetaucht, schon komisch. Aber wer weiß, was alles so parallel noch an Events in der Umgebung stattfanden.
Nach nicht mal 90 Minuten war dann aber schon wieder Schluss – wir hätten gerne noch mehr gesehen. Doch 17 Songs sind schon eine vernünftige Setlist. Am Ende konnten wir dann sogar noch eine Setlist, ein Pleck und sogar einen Drumstick abstauben. Aber die hatten wir uns auch verdient, haben wir doch zumindest versucht, mit George mitzuhalten ;)
Nach dem Konzert direkt erst einmal Flüssigkeit – die Cola war bestimmt so schnell aus dem Glas geleert, wie das Eingießen gedauert hat. Ein bisschen Zeit zum Ausruhen war noch, bevor es dann Richtung S-Bahn ging. Die kam – oh Wunder – sogar pünktlich. Blöd immer nur, das sie genau 3 Minuten, nach dem der Nachtexpress los fährt, in Essen ankommt. Da hilft dann nur ein Taxi, schließlich wurde es auch so kurz vor 1 Uhr, bis wir daheim waren. Und ein kleiner Absacker musste dann noch sein, auch wenn der Wecker um 5.30 Uhr wieder klingeln würde. OK, OK, ich gebe es zu: so ganz pünktlich saß ich nicht im Zug am nächsten Morgen, aber immerhin nur 40 Min später als normal. Urlaub nehmen nach einem Konzert ist eben kein Metal ;)
Setlist Cannibal Corpse