Nachdem sich Britney Spears nach ihrem letzten abendfüllenden Album „Britney“ erst mal zwei Jahre kreative Schaffenspause verordnet hat – unglaublich wie schnell die Zeit vergeht – meldet sich das gefallene Popsternchen jetzt wieder zurück. Im Gepäck steckt die „neue“ Britney, die uns mit „In the Zone“ zeigen möchte, dass sie noch mehr kann, als in knappen Schuluniformen durch die Gegend zu hüpfen – weil das können mittlerweile auch schon viele andere, allen voran t.A.T.u., und die machens sogar im strömenden Regen.
Tracklist:
- (I Got That) Boom Boom feat. Ying Yang Twins
- Showdown
- Breathe on me
- Early mornin‘
- Toxic
- Outrageous
- Touch of my hand
- The hook up
- Shadow
- Brave new girl
- Everytime
- Me Against The Music feat Madonna (Rishi Rich’s Desi Kulcha Remix)
- The Answer (Bonus Track)
Aber erst mal langsam, denn angefangen hat der ganze Schlamassel ja erst, als sich Frl. Spears von ihrem Freund und Mickey Mouse Club-Spielgefährten Justin Timberlake getrennt hat. Seither ist es auch mit der Keuschheit vorbei – die Unschuld von Britney hat Justin nämlich ganz einfach mitgenommen.
Daraufhin hat sie, flexibel wie Silikon nun mal ist – einfach ihr Image umgekrempelt. Etwas freizügiger – ein bisschen so wie die Dritte aus der Mickey Maus-Gang, Christina Aguilera – musste es sein, und auch ein bisschen Knutschen mit Madonna konnte da doch nur positiv ins Gewicht fallen. Ein Kuss mit Folgen, denn Madonna ist nur einer der bekannten Namen auf der Gästeliste von „In the Zone“.
Dass Britney nicht mehr die Selbe ist, wie noch vor zwei Jahren hat dann mittlerweile auch jeder bemerkt – sogar Schnuckelchen Jeanette dürfte das aufgefallen sein, obwohl die ja zur Zeit selbst in der Metamorphose zum bösen Rock-Death Metal-Chick feststeckt. Wie Britneys neues Image designed wurde ist anhand des neuesten Albums leicht auszumachen – man musste nur nachsehen, was zur Zeit im Musikbusiness Erfolg hat und es gekonnt auf die Blondine zuschneidern (apropos schneidern: knappe Kleidung ist natürlich noch immer Pflicht). Dafür braucht man ein paar fähige Imageberater und eine Hand voll guter Songwriter, und weil es von beidem in den USA so viele gibt wie Silikon in Hollywood, war dieses Problem umgehend gelöst. Sicherheitshalber hat man dann auch ein paar bekannte Musiker wie Moby, P. Diddy, R. Kelly oder eben Madonna mit ins Boot geholt um das Ziel, mit dem Album die eine oder andere Hitsingle zu produzieren halbwegs sicher zu erreichen.
Und um eines auch gleich einmal vorweg zu nehmen „Me Against The Music“ trifft die allgemeine Aussage des Albums schon ganz gut – dass die Musik dabei nicht ganz so siegreich davongekommen ist, wäre in diesem Fall ohnehin obligatorisch.
Zu dem Song: Madonnas mediale Wirkung, sowie die beinahe schon skandalträchtige Tatsache, dass sich die Pop-Oma mit Britney Spears musikalisch zusammengetan hat, hat bei den Journalisten schon eingeschlagen wie eine Bombe – da ist es egal, wie der Song klingt. (Zusammen in einem Film hätte man sich die Beiden wohl eher vorstellen können – Swept Away und Crossroads befanden sich ja offensichtlich in der selben Niveau-Liga – aber musikalisch?) Herausgekommen ist eine Nummer, die versucht sich an den Erfolgszug vom Justin Timberlake ein bisschen anzuhängen, so ganz gelungen ist das aber nicht. Anfangs könnte man das Ganze noch als interessant betiteln, doch nach und nach verliert der Song an Kraft und wird einfach langweilig – so sind wohl alle Erfolge, die man damit verbucht hat, zum größten Teil auf die bekannten Namen der beiden Sängerinnen zurück zu führen – klingt hart, ist auch so.
Was sonst noch auf den Hörer wartet ist der Versuch den Spagat zwischen allen Musiksparten, die momentan als trendy gelten, zu schaffen und dabei noch ganz gekonnt das Höschen vorblitzen zu lassen:
Erste Zutat im Rezept für eine vermeintliche Hitproduktion ist eine Prise Hip Hop, was in diesem Fall mit der Unterstützung der Ying Yang Twins und dem Titel „(I Got That) Boom Boom“ so ein wenig bis ganz schlimm in die knappen Hosen gegangen ist, denn der Song sticht zwar aus dem Potpourri aus Sounds noch relativ deutlich hervor, hinterlässt statt einem bleibenden Eindruck eher einen fahlen Nachgeschmack.
Ganz Hoch im Kurs steht momentan auch die Abteilung Dance Pop mit Vorzeige-Hintern Kylie Minogue – deswegen darf sich also auch hier ein bisschen angebiedert werden – besonders gelungen ist auch das nicht, da kann Britney noch so lange verrucht ins Mirko krächzen.
Einen etwas besseren Eindruck hinterlässt man dann gerade noch bei „Sowdown“, dass als R’n’B Verschnitt gemeinsam mit dem Dance-Track „Toxic“ auf der Pop-Sonderschule als einer der wenigen Tracks noch die Versetzung in die nächste Klasse schaffen würde.
Eindeutige Sitzenbleiber – und das trotz R. Kelly’s Beistand – ist „Outrageous“ und „Brave New Girl“. „Shadow“ und „Everytime“ sind einfach schale Balladen ohne irgendeinen Hauch von irgendwas.
„Touch of my Hand“ macht viel Aufruhr um nichts – ein kleiner Synthesizer und der Skandal, dass Britney jetzt nicht nur keine Jungfrau ist, sondern sich auch traut das Wort Masturbation öffentlich in den Mund zu nehmen.
Fazit: Es gibt Lieder, die sind so überraschend gut, dass man sie unbedingt gehört haben muss – und es gibt das neue Album von Britney Spears, dass so schlecht ist, dass man es auch gehört haben sollte. Aus dem Versuch sich musikalisch besonders vielfältig zu präsentieren wird eine Mischung die eigentlich immer schlechter wird, je weiter sich die Sängerin aus ihrem gewohnten Umfeld in eine neue Musikrubrik hinüberlehnt.
Wir dürfen gespannt sein, wie lange das neue tolle Image der gestürzten Pop-Prinzessin diesmal halten wird – und wenn das alles nichts hilft, kann ihr vielleicht bald Jeanette zeigen, wie man ein richtig böses Rock-Luder ist.