Pünktlich zu Weihnachten und somit auch zu den Weihnachtskonzerten der Toten Hosen hat der Wettergott auf Winterwetter umgestellt: etwas Schnee und knackige Kälte von fast -13 Grad. Für das Ambiente absolut super, aber um in der Warteschlange eines Konzertes zu stehen absolut ungeeignet. Das bekamen dann auch meine Füße zu spüren, als wir gegen 17.20 vor dem ISS Dome in Düsseldorf ankamen. Dort würden in den nächsten 8 Tagen 6 Weihnachtskonzerte der Toten Hosen stattfinden.
Die Warteschlange vor der Halle war ziemlich gut organisiert, denn der ganze Vorplatz und auch um die Halle herum war mit Flatterband und Absperrgittern so unterteilt, dass es kein Gedränge und keinen großen Pulk vor den Türen geben konnte. Also auf bis weit nach vorne, wegen der Witterung waren zum Glück noch nicht soo viele da. Aber immerhin doch einige noch verrücktere als wir, denn Einlass sollte erst um 18.30 sein. Zeit genug also, richtig durchzufrieren.
Und genau das trat schon nach kurzer Zeit ein, ich habe einfach keine vernünftigen Winterschuhe. Alles andere war gut genug eingepackt, aber für noch so hässliche Moonboots wäre ich sehr dankbar gewesen. Unser mitgebrachter Tee hat uns aber sonst innerlich halbwegs warm gehalten. Wer keine wärmenden Getränke dabei hatte, konnte aber auch in der Warteschlange Kaffee und Glühwein kaufen. Ein sehr guter Service. Die Zeit verging nur langsam, aber wir waren froh, so früh da gewesen zu sein, denn die Schlange wuchs und wuchs.
Zum Glück hatten die Veranstalter ein Einsehen mit den frierenden Fans, denn der Einlass begann ca. 15 min zu früh. Viel länger hätte ich wirklich nicht mehr ausgehalten, was für ein Glück. Wobei es einigen noch viel schlimmer ergangen sein muss als mir, denn viele waren absolut nicht warm genug angezogen und Chucks sind im Winter auch nicht das Wahre.
Dann ging erstmal alles sehr schnell, der Einlass war super organisiert. Also erstmal ab in den Innenraum und vor die Bühne, alles andere kann noch warten. Und hurra: wir kamen vor den Wellenbrecher und auch in die erste Reihe, wenn auch am Rand. Aber das ist meist sogar von Vorteil, denn hier hat man während des Konzertes wesentlich mehr Ruhe und kann es viel mehr genießen und Abfeiern. Doch bis dahin waren es noch mehr als 90 Minuten, Zeit also für Garderobe, Toilette und Shopping am Merchandise-Stand. Die Tourshirts (girlies) waren zwar mit 22,- unverschämt teuer, aber es gab auch eine Wundertüte für 20,-€, deren Inhalt sich absolut lohnt. Denn 2 Tshirts, ein Programmheft und noch einiges mehr sind für den Preis absolut fair. Wobei man vorher wirklich nicht weiss, was genau man bekommt. Aber von uns war jeder zufrieden. Wer seine Jacke oder seine Tasche abgeben wollte, der musste 2,-€ dafür hinlegen, was ich auch sehr viel finde. Dann hieß es sich die restliche Stunde die Zeit zu vertreiben. Aber das war kein Problem, denn nette Leute lernt man immer kennen und die Musik, die von CD kam, war auch nicht schlecht. So ging die Zeit bis 20 Uhr gut rum und meine Füße wurden auch langsam warm.
Als Vorband waren für diesen Tag die Donots dran (jeden Tag würde ein anderer Support das Publikum schon mal warmspielen), was mich sehr gefreut hat, denn live habe ich sie bisher noch nicht gesehen. Mit „Big Mouth“ ging es dann direkt gut los, ein Song den man kennt. Die fünf Jungs aus Ibbenbüren wirbelten so über die Bühne und hatten sichtlich Spaß dabei. Sie regten das Publikum zu Circlepits, einer Wall of Death und jeder Menge Gehüpfe an. Kalt war inzwischen sicher niemandem mehr. So richtig ab ging es dann natürlich bei den beiden absoluten Hits der Band: „What ever happend to the 80s“ und „We’re not gonna take it“. Ja, das war was gutes zum Warm werden. Für alle ihre Fans hatte die Band ein Auge und Ohr, denn der Gitarrist kümmerte sich selbst noch kurz vor dem Auftritt darum, dass die Rollstuhlfahrer auch gut untergebracht waren (anscheinend kannte er sie aber auch).
Nun hieß es wieder Warten. Die Umbauarbeiten zu den Toten Hosen waren in vollem Gange. Und inzwischen war das auch der ISS Dome, der sich am Anfang nur zögerlich füllte. Die Ränge waren voll bis unter das Dach, schließlich war das Konzert seit einem Jahr ausverkauft. Alle warteten gespannt auf den Moment, wo das Licht aus geht und die Band die Bühne betritt. Kurz nach 21 Uhr war es dann so weit:
Das Intro ertönte, die Toten Hosen betraten die Bühne und legten mit „Wünsch Dir was“ direkt mit einem Klassiker los. Da gab es natürlich im Publikum kein Halten mehr und es wurde gefeiert, getanzt und gepogt. Campino hatte sich zur Feier des Tages eine Weihnachtsmütze aufgesetzt und alle Bandmitglieder hatten rot-schwarze Hemden an. Ein bisschen Weihnachtsstimmung muss schließlich sein. Natürlich auch bei der Musik, z.B. mit „Stille Nacht“.
Doch genug der Besinnlichkeit, der nächste Kracher folgte dann mit „Auswärtsspiel“. Egal ob neuer Song oder Klassiker: die Stimmung im Publikum wie auch auf der Bühne war super und alle feierten das Konzert. Zwischendurch wurde es immer wieder weihnachtlich, wie etwa mit „Weihnachtsmann vom Dach“. An der Setlist gab es nichts zu bemängeln, Fans der alten und neuen Stunde kamen auf ihre Kosten, „Strom“ oder „Weil Du nur einmal lebst“ trugen ihren Teil dazu bei. Klaro, dass nach dem Klassiker „Sascha“ die „Nazis raus!“ rufe aus dem Publikum kamen. Eines meiner Lieblingslieder ist ja „Nur zu Besuch“, auch wenn ich dort meist meine Tränen nicht zurückhalten kann. Campino versagte ebenfalls die Stimme und das Publikum setzte sich bei diesem den beiden verstorbenen Freunden Fryderyk Gabowicz und Uwe Faust der Band gewidmeten Song.
Doch dann ging es wieder zügiger weiter und mit „Pushed Again“ folgte ein weiterer Klassiker aus dem Jahr 1998. Die Band war absolut in Topform, auch wenn wohl zwischendurch mal eine kleine Gedächtnisstütze in Form eines Songtextes an die Monitorboxen geklebt wurde. Aber hey, was wäre ein Hosen Konzert ohne mindestens einen Text-Aussetzer von Campino?!? Dieser kündigte auch direkt an, dass sie sich für jedes Konzert etwas neues ausgedacht haben, damit die Fans, die mehrere Konzerte besuchen, nicht immer das gleiche hören müssen. So würde es in den nächsten Tagen noch die eine oder andere Rarität zu hören geben und da verzeiht man kleine Unsicherheiten bei Text und Melodie doch gerne Mal.
Nach einer kleinen Love-Song-Ecke mit „Liebeslied“ und „Alles aus Liebe“ folgte „Steh auf“ und mein absoluter Favorit: „Hier kommt Alex“. Warum müssen immer ausgerechnet bei diesem Song irgendwelche Idioten nach vorne drängeln, so dass ich das Lied nicht so richtig genießen kann?? Grml.
Mit „Schönen Gruß, auf Wiedersehen“ beendeten die Toten Hosen den Hauptteil des Konzertes. Wie viele Zugaben würden wohl noch kommen?? Denn dass das noch nicht alles gewesen sein konnte, spürte das Publikum und war schon ganz heiss auf mehr. Und natürlich, die Band betrat – teils umgezogen – wieder die Bühne, um noch mal richtig abzurocken, z.B. mit „Bayern“ (Klaro, das darf nicht fehlen) und „Freunde“. Nach dieser ersten Zugabe verschwand die Band dann wieder von der Bühne, aber nur, um mitten auf dem Rang wieder aufzutauchen. Dort haben sie dann die nächsten drei Songs („Altbierlied“, „Düsseldorf“ und „Schön sein“) gespielt. Natürlich musste Vom mit seinem Schlagzeug auf der Bühne bleiben, währen Campino auf dem Rang durch die Menge lief. So waren auch die Zuschauer oben auf dem Rang ganz nahe am Geschehen. Wieder unten angekommen, wurde es wieder sehr weinachtlich, denn nach „Little Drummer Boy“ war „Goldkehlchen“ Kuddel dran: „Still, still, still“ war nun an der Reihe. Wofür er sich da aber seine Brille aufsetzen musste, weiss ich nicht.Sah total ungewohnt aus. So brav ;)
Nach diesem Weihnachtsteil gab es natürlich noch „Auld lang syne“, „10 kleine Jägermeister“ und als Abschluss „Walk on“, bei dem dann rote und weiße Papierfetzen über das Publikum regneten. Wir standen direkt vor den Kanonen davon und die sahen schon recht furchteinflößend aus. Zum Glück waren das keine Pyros, das wäre ein bisschen zu warm geworden…
Schon zu Ende?? Wie schade. Es hätte ruhig noch vieeel länger gehen können, wobei 2,5 Std. und insg. 35 Songs schon ein ordentliches Set sind.
Die Stimmung war absolut super und das Konzert einfach nur genial. Die Ordner haben aber sicher wieder einen halben Herzinfakt bekommen, als Andi mit seinem Bass mit Schwung von der Bühne ins Publikum gesprungen ist. Natürlich ließ sich auch Campino einen Sprung ins Publikum nicht nehmen. Allerdings hatte er im ISS Dome keine Traversen zum Klettern, was er vor allem auf Open Airs immer wieder gerne macht. Prominente Gäste gab es auch, denn es waren nicht nur Fans der Hosen extra aus Argentinien angereist, sondern auch die komplette Mannschaft von Fortuna Düsseldorf direkt von Rostock eingeflogen. Die einzigen, für die der Abend sicher nicht gut gelaufen ist, waren die drei Mädels, die bereits nach der Vorband ohnmächtig von den Ordner aus dem Publikum getragen wurden. Man sollte eben wirklich genug Essen und Trinken vor so einem Konzert (natürlich besser keinen Alkohol). Doch ansonsten lief alles ziemlich friedlich ab und auch die Ordner waren super drauf. Die Organisation im ISS Dome ist wirklich gut, nur der Getränkestand ging in der Warteschlange für die Garderobe ziemlich unter. Allerdings war die doch erstaunlich gut organisiert, so dass es auch da unerwartet schnell ging. Man musste nur durch den ersten Pulk durch. Dann war alles geregelt. Der Sound ging ebenfalls absolut in Ordnung, das Licht war ziemlich klasse, was für das Fotografieren aus der ersten Reihe sehr förderlich war. So konnte ich trotz der Position sehr außen an der Bühne einige gute Fotos machen. Die Stimmung im Publikum war genial, alle haben nur gefeiert. Die vollen Ränge im ISS Dome sahen schon genial aus. Die Band hat alles gegeben und so war es ein absolut perfekter Abend. Die halb erfrorenen Füße vom Warten vorher waren natürlich längst vergessen. Dann hieß es nur noch ab in den Shuttlebus und nach Hause, was trotz der späten Uhrzeit relativ schnell ging. Da hatten es die Besucher am Sonntag schon schwerer, denn im Schneegestöber anstehen und auch heim kommen ist doch noch mal nen ganzes Stück übler. Schade, dass ich nur für einen Abend Karten hatte, aber das Warten von über einem Jahr hat sich eindeutig gelohnt. Rock on!