Anne Clark wurde am 14.Mai 1960 in Croydon, im Süden Londons geboren. Mutter Irin, Vater Schotte. Auch die Tatsache, die Schule schon mit 16 verlassen zu haben, konnte niemals ihren unersättlichen Appetit und Hunger nach Musik und Büchern unterdrücken. Auch nicht die Neugierde und ihr praktisches Bedürfnis nach Einbindung in die sie umgebende Welt.
Sie nahm eine Reihe verschiedener Jobs an. Darunter auch den einer Pflege-Assistentin in einem psychiatrischen Krankenhauses gefolgt von einer Arbeit bei Bonaparte Records, einem lokalen Independent Plattenladen/-label. Das war zudem noch gutes Timing. Die Punk Rock Szene war kurz davor über London hereinzubrechen. Für viele Menschen der damaligen Zeit, so auch für Anne mit ihrem Bedürfnis nach Kommunikation, ihrer Missachtung formaler Institutionen, führte Punk zu einem neuen Umgang mit Musik, Kunst und der Gesellschaft selbst. Zu dieser Zeit schien alles machbar und möglich.
Nebenan von Bonapartes, befand sich das Warehouse Theater, einem weiteren Independent Unternehmen, das wegen seiner miserablen Finanzlage vor dem Aus stand. Anne ging mit der Idee, von der Punk und New Wave Szene beeinflusste Shows und Acts aufzuziehen, für 18 Monate dorthin. Nicht nur Bands wie The Damned, Siouxsie and The Banshees und Generation X, waren Teil der lokalen Szene, sondern auch zahlreiche Theaterstücke, Comedy-, Poetry- und Tanzprojekte drückten an die Oberfläche. Zunächst waren die Theaterbosse nicht begeistert von der Vorstellung, das Warehouse von ledergewandeten, gepiercten Punkrockern belagert zu sehen, doch schließlich gaben sie klein bei und Anne arbeitete als unbezahlte Administratorin für fast 2 Jahre – und füllte das Theater mit Künstlern wie Paul Weller, Linton Kwesi-Jhonson, French & Saunders, The Durutti Column, Ben Watt etc etc…
Während dieser Zeit experimentierte Anne mit Musik und Texten und legte ihr eigenes Konzertdebüt bei Richard Strange’s Cabaret Futura in London ab – an der Seite von Depeche Mode. Ebenso war sie Mitherausgeberin von Paul Weller’s Riot Stories – Verlag, welchen der Jam – Frontmann ins Leben gerufen hatte, um die Arbeit junger Schriftsteller zu promoten, die sonst von den großen Verlagshäusern ignoriert worden wären. Als Folge trug der Faber Verlag eine Anthologie junger Autoren zusammen und veröffentlichte diese unter den Titel „Hard Lines“, welche noch 3x nachgedruckt werden musste.
Anne war ebenso an zahlreichen Fernsehprojekten beteiligt. Unter anderen an Programmen der BBC, sowie an einem Film für Channel 4, „Sketch for Someone“, für welchen sie das Script schrieb und das Beiträge von Patrick Fitzgerald und The Durutti Column enthielt.
Anne´s Experimente als Songwriterin trugen erste Früchte, als 1982 ihr erstes Album „The Sitting Room“ herauskam. Dies enthielt auch eine Zusammenarbeit mit Dominic Appleton, der später später bei This Mortal Coil und Breathless spielte.
Während ihrer Zeit im Warehouse traf Anne auf David Harrow, der bei ihrem 2. Album „Changing Places“ 1983, „Joined up Writing“ 1984 und „Hopeless Cases“ 1987 als co- writer fungierte. Anne und und David´s Experimentierfreude an Keyboards, Synthies und Samplern, ließen sie Songs und Sounds kreieren, die als Meilensteine der elektronischen Musik der 80er und 90erJahre zu bezeichnen sind – Von „Sleeper in Metropolis“ bis „Our Darkness“
Nie grenzte Anne ihren Ausdruck und ihre Musik ein; sie experimentierte auch mit den unterschiedlichsten Sounds, entdeckte und widmete sich vieler musikalischer Stilrichtungen. Von Jazz über Folk bis hin zur Klassik. Diese Elemente spielen heute sogar noch eine größere Rolle in Anne´s Arbeit.
Ihre Popularität in Europa und Nord Amerika stieg und stieg, während die Ideale ihrer Arbeit, die in England so unumstößlich und stark schienen wegbröckelten oder von der multinationalen Globalisierung der Musikszene schlichtweg vereinnahmt wurden.
Auf dem Kontinent Europa selbst schafft es eine musikalische Zuhörerschaft noch heute sich zu halten, die nicht von den Medien diktiert wird. Hier gibt es immer noch Raum und Möglichkeiten für JEDE Art von Musik.
1985 kam es zur Veröffentlichung von „Preasure Points“, sowie einer Zusammenarbeit mit John Foxx, dem Gründer von Ultravox. 1986 begann Anne mit dem klassischen Pianisten Charlie Morgan zu arbeiten, der sie auf ihrer ersten Amerika – Tour begleitete. Charlie Morgan schrieb auch mit am Material für das „Hopeless Cases“ – Album von 1987.
1988 war das Jahr des releases von Anne´s erstem Live – Album „RSVP“.
Ende 1987 ging Anne nach Norwegen, wo sie 3 Jahre lang lebte. Der Umzug nach Skandinavien ermöglichte ihr weitere Experimente mit Sound und Musik . Sie begann mit Norwegischen Musikern wie Tov Ramstad und Ida Baalsrund zu arbeiten. Zusammen mit Charlie Morgan veröffentlichte sie 1991 das Album „Unstill Life“.
Die Projekte, die sie mit Charlie 1992 begonnen hatte mussten aufgegeben werden, als dieser schwer krank wurde. Im Sommer des Jahres kam heraus, dass Morgan an Krebs erkrankt war und im Herbst wurde klar, dass seine Krankheit unheilbar war. Im Dezember 1992 starb Charlie Morgan mit gerade einmal 36 Jahren.
Nach Monaten der Neuorientierung und des Wandels wurde 1993 „The Law is an Anagram of Wealth“ aufgenommen und veröffentlicht. Ebenso führte sie ihre Zusammenarbeit mit Tov Ramstad fort und begann weitere mit Paul Downing, Martyn Bates und Andy Bell.
Durch all die Kooperationen mit anderen Musikern, durch die Einflüsse verschiedenster Stilrichtungen und Experimente, liegt etwas Unverwechselbares und Beständiges in Anne´s Arbeit – etwas Einzigartiges, das in jedem Projekt präsent ist. Etwas, wodurch Anne allerdings auch nie komplette Akzeptanz in der Mainstream Musik Industrie fand, sich aber dadurch als absolut originelle Künstlerin ihrem wichtigsten Element ihrer Arbeit präsentiert – Ihrem Publikum. Ein Publikum aus der ganzen Welt, aus allen Schichten. Dies ist mit Sicherheit die wichtigste Aufgabe eines Künstlers: „To bring people closer together“
Durch den Zusammenbruch des Kommunismus erreichten Anne’s Arbeiten ein noch größeres Publikum. Die Menschen in Ostdeutschland, Polen, Russland, der Tschecheslowakei, in Ungarn und Rumänien verfolgten ihre Karriere über Jahre hinweg mittels geschmuggelter Tapes und MW – Radioübertragungen. Heute werden ihre Texte von Englisch – Studenten dieser Länder genutzt.
1994 entschied Anne das Risiko einzugehen, mit einer reinen Akustik – Band zu touren. Das Resultat kann man auf dem Livemitschnitt „Psychometry“, aufgenommen in der Berliner Passionskirche im gleichen Jahr, hören.
1995 veröffentlichte sie mit „To Love and Be Loved“ ein weiteres magisches elektronisch-akustisches Highlight in Zusammenarbeit mit Martyn Bates, Paul Downing, Andy Bell und Chris Elliot.
Ende 1996 stellten einige Bands, Producer und DJ’s eine Dokumentation Anne’s Arbeit zusammen, als Tribut an den Einfluss, den ihre Arbeit auf so viele Musiker seit Mitte der 8oer Jahre bis heute hatte. Remixe von Kultsongs wie „Our Darkness“ , „Sleeper in Metropolis“ , „Wallis“ oder „Virtuality“ wurden zusammengetragen und unter dem Titel „Wordprocessing“ veröffentlicht…..
1998 kehrte Anne erneut zurück zu den acoustic- und Folk-/ Klassikeinflüssen welche zunehmend bedeutend für ihrem Ausdruck wurden. Wieder sehr zum Missfallen der Major Labels, aber unter Beifall ihres Publikums und der Kritiker wurde „Just After Sunset“ herausgebracht- Übersetzungen des Poeten Rainer Maria Rilke und in musikalischer Zusammenarbeit mit Martyn Bates.
2002 markierte die Rückkehr von Anne Clark uns stand wieder im Zeichen der accoustic, mit einer Wiederveröffentlichung von „Just After Sunset“ und einer europaweiten Tour mit ihrer neuen Gruppe bestehend aus Murat Parlak (Gesang/Piano), Jann Michael Engel (Cello), Niko Lai (Schlagzeug/Percussion) und Jeff Aug (Gitarre). Während der Tour 2002 entstanden in den Slowenischen Radiostudios in Bratislava Liveaufnahmen die als Album im September 2003 mit dem Titel „From The Heart – Live In Bratislava“ veröffentlicht wurden.
Seit 2002 widmete sich die Sängerin wieder der elektronischen Musik und war fortan als Gastsängerin in Songs verschiedener Künstler zu hören. Im Herbst 2003 veröffentlichte Anne Clark ihr vor allem für den deutschsprachigen Raum bestimmte Buch „Notes Taken, Traces Left“, welches auf 300 Seiten alle Texte ihrer seit 1982 veröffentlichten Songs enthält. Zusätzlich beinhaltet es auch deutsche Übersetzungen, sowie persönliche Kommentare, Interviews und Fotos. Ein Jahr später wurde dann das gleichnamige Hörbuch veröffentlicht, auf denen sie die wesentlichen Passagen des Buches rezitiert.
Ab 2004 war sie mehrfach mit der belgischen Elektroband „Implant“ auf der Bühne zu erleben und übernahm für diverse Implant-Songs den Gesangspart.
2007 folge die Nominierung für den „Live Entertainment Award“ in der Kategorie „Best Club Act of 2007“ und im September begann Anne Clark bei Musker und Produzenten Xabec in Leipzig mit den Aufnahmen des neuen Studioalbums „The Smallest Act Of Kindness“, welches seit September 2008 erhältlich ist.
Ihre aktuelle Band (Stand 2008) besteht aus:
- Jeff Aug – Gitarrist (und Booker)
- Niko Lai – Schlagzeug und Percussion
- Murat Parlak – Piano
- Jann Michael Engel – Cello
- Rainer von Vielen – Soundeffekte
- Xabec aka Manuel G. Richter – Programming
Discographie:
- 1982 The Sitting Room (Affiliate-Link)
- 1983 Changing Places (Affiliate-Link)
- 1984 Joined Up Writing (Affiliate-Link)
- 1985 Pressure Points (Affiliate-Link)
- 1986 An Ordinary Life
- 1987 Hopeless Cases (Affiliate-Link)
- 1988 R.S.V.P. (Affiliate-Link)
- 1991 Unstill Life (Affiliate-Link)
- 1993 The Law Is an Anagram of Wealth (Affiliate-Link)
- 1994 Psychometry (Affiliate-Link)
- 1995 To Love and Be Loved (Affiliate-Link)
- 1997 Wordprocessing: The Remix Project (Tribute-Album)
- 1998 Just After Sunset – The Poetry of Rainer Maria Rilke (Affiliate-Link)
- 2003 From the Heart – Live in Bratislava (Affiliate-Link)
- 2004 The Sitting Room (Affiliate-Link)
- 2004 Notes Taken, Traces Left (Affiliate-Link)
- 2008 The Smallest Acts of Kindness (Affiliate-Link)
Weblinks: