Yondr – keine Smartphones mehr auf Konzerten dank Case?

Stellt Euch vor, Ihr geht auf ein Konzert und vor Euch in der Menge zückt die Mehrzahl der Konzertbesucher ihr Smartphone, um die Show zu filmen oder zu fotografieren. Neben Euch steht jemand, der lautstark telefoniert oder gelangweilt auf sein Smartphone starrt, um ja nichts zu verpassen, was in den sozialen Netzwerken gerade so passiert. Die Show scheint dabei uninteressant zu sein und der ein oder andere Besucher und die Musiker sind genervt. Oder ihr seid etwas kleiner gewachsen und müsst das ganze Konzert durch die Smartphone-Displays der anderen Besucher sehen.

Auf welcher Seite befindet Ihr Euch? Seid Ihr selbst die ausdauernden Filmer, Knipser oder Telefonierer? Oder seid Ihr extrem genervt davon?

yondr-caseAuf Mobile Geeks bin ich über einen Artikel zu einem Produkt gestolpert, das diesem ganzen Smartphone-Getöse ein Ende bereiten soll. „Yondr“ heisst das gute Stück und ist eine Smartphone-Tasche aus Neopren, welche mit einer Art Schloss bestückt ist und zum Beispiel am Einlass an die Smartphone-Besitzer verteilt wird. In der Tasche verschwindet dann das Smartphone und Ihr könnt es in der Halle nicht mehr herausholen – vor der Halle allerdings schon, denn dort kann man die Tasche wieder öffnen.

Ist das nun gut oder eher schlecht, wenn keiner mehr sein Smartphone in die Hand nehmen kann? Viele – ich glaube vor allem ältere – Musikfans wird’s freuen, weil es keiner mehr mit der Filmerei übertreibt oder wie ein Zombie auf sein Display starrt. Prima, oder? Oder doch nicht so toll?

Ich als Musikbegeisterte, die öfter auf Konzerte geht, finde das eher reichlich dämlich als cool, kann aber jeden verstehen, der die Methode befürwortet. Wenn ich auf ein Konzert gehe, dann bin ich persönlich als Fan dort, oder weil ich für venue music arbeite und fotografiere. Als Fan habe ich das Smartphone dabei, um meine Freunde erreichen zu können, die gerade in der Halle herumirren und mich suchen und um ein paar Fotos zu schießen. Filmen geht gar nicht und wenn ich in der ersten Reihe stehe, dann starre ich nicht auf mein Display. Wenn ich arbeite, dann zücke ich – nachdem ich im Photopit war – gerne mal das Smartphone, um unsere Social Media Kanäle schnell zu befüllen, damit Ihr immer auf dem Laufenden seid. Das wars dann aber auch. Und genau das will ich weiterhin tun können.

Wenn ich mich in die Bands und Musiker hineinversetze, dann kann ich es einerseits verstehen, dass sie ungern in ein Meer von Smartphone-Kameras schauen, sondern lieber in fröhliche Gesichter. Und ich würde es auch mehr schätzen, wenn keiner den Eindruck vermittelt, dass die Show stinklangweilig ist. Auf der anderen Seite darf man aber den Werbefaktor nicht vergessen. Ja, Smartphone-Videos sind meist schrecklich in Bild und Ton (es gibt allerdings auch Ausnahmen), aber sie verbreiten sich rasend schnell in der Fangemeinde und im Internet und machen Lust auf mehr. So überlegt sich der ein oder andere vielleicht, ob er nicht doch am Wochenende abrocken will, statt faul vor der Glotze zu sitzen. Die Band hat zudem auch noch Material zum Verteilen, lernt vielleicht auch ihre Fanbase ein wenig besser kennen. Das ist nämlich die andere Seite der Medaille.

Oder was ist, wenn man plötzlich einen wichtigen Anruf erhält und bekommt es nicht mit? Nicht jeder hat eine Smartwatch am Handgelenk, auf die er schauen und bei Bedarf schnell aus der Halle rennen kann, um denjenigen zurück zu rufen – nachdem er sein Smartphone aus dem Neopren-Gefängnis befreit hat natürlich. Was ist, wenn man im Notfall Hilfe rufen möchte?

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Für mich gibt es bei der Sache mehr Kontra- als Pro-Argumente. Mir wäre es am liebsten, wenn sich jeder ein wenig zusammenreissen würde, was die Smartphone-Nutzung auf Konzerten angeht. Aber das wird wohl nicht passieren. Vielleicht fangen aber auch die ein oder anderen Musikfans an, über das Thema nachzudenken – vor allem bei den Methoden, die mittlerweile angewandt werden. Denn Künstler wie Alicia Keys nutzen dieses Case bereits bei ihren Konzerten.

In dem Sinne:

Liebe Musiker – Ihr kennt das Problem, Ihr seid davon vielleicht angenervt, aber die Zeiten ändern sich. Macht das Beste draus oder appelliert an Eure Fans, dass sie die Smartphone-Nutzung einschränken sollen.

Liebe Fans – Nehmt mehr Rücksicht auf Eure Lieblingsband oder Euren Lieblingsmusiker und die anderen Konzertbesucher. Dann muss auch keiner irgendwelche seltsamen Dinge erfinden, um Euch vom Filmen, Knipsen, Telefonieren oder Chatten abzuhalten.

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Eine Antwort

  1. Ich kann deine Argumentation gut verstehen und wenn man das so betreibt wie du es beschrieben hast (Fotos und normale Handynutzung) ist IMHO auch nichts einzuwenden. Problem ist nur, dass das eben nicht die Realität ist. Realität ist, dass man nur noch Smartphone-Displays sieht und nicht mehr die Bühne. Realität ist, dass Musiker bedauern, dass sie nicht mehr mit den Fans connecten können weil sie sozusagen nicht mehr durch kommen und Realität ist, dass Spontanität auf Konzerten verloren geht, weil der Musiker befürchten muss, dass jeder unbedachte Kommentar und jeder Fehler noch vor allem anderen auf YouTube oder in Social Media verbreitet wird… viel mehr als alles andere. Ich empfehle hierzu durchaus den Artikel dazu in der Süddeutschen Zeitung. Ich persönlich wünsche mir so ein Case für zu Hause, weil meine traurige Realität ist, dass mein Freund eine Konversation in jeder seiner WhatsApp-Gruppen vorzuziehen scheint. Er hängt daran wie ein Süchtiger auf der Suche nach dem nächsten Kick. Von demher kann ich alle Musiker nur zu gut verstehen, die diese Technologie einsetzen. Ich denke aber die Diskussion sollte nicht darüber gehen ob das richtig oder falsch ist, sondern vielmehr warum es solche Mittel überhaupt gibt, denn sowas entsteht nicht, wo es keinen Bedarf gibt.

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