Chris Laney ist bisher vornehmlich als Produzent, Songwriter und Gitarrist für so unterschiedliche Künstler wie Candlemass, Bruce Kulick oder Randy Piper’s Animal in Erscheinung getreten und hat in seiner Karriere bereits zwei Mal den schwedischen Grammy gewinnen können. Was – so gebe ich freimütig zu – mir vorab einen gewissen Respekt einflößt.
Denn hierzulande werden Musikpreise meiner Erinnerung nach schwerpunktmäßig doch an Künstler vergeben, die a) die unter akuter Feuchthösigkeit leidende weibliche Zielgruppe in die Ohnmacht performen, b) als amtierender Ghettomeister im Billigreimen die aktuelle Problemkindgeneration unterhalten oder c) als internationaler Act gerade nicht rechtzeitig vom Ort der Verleihung fliehen konnten. [Ob das 2009 anders war, konnte ich wegen meiner schlimmen Oliver Pocher-Allergie leider nicht nachprüfen]
In dem Land aber, wo sich die Einheimischen zum Frühstück gerne mal eine herzhafte Scheibe Metall über ihr Wasa-Vollkorn streuseln, dürfte eine solche Auszeichnung um einiges mehr wert sein.
Tracklist:
- Situation
- I Dunno
- Make You Cry
- The Stranger In You
- Fire & Ice
- I Hate Yer Guts
- Get U Down
- Pissed At What Ya Missed
- Make My Day
- Last Man Standing
- Skin On Skin
- Pride B4 The Fall
Die Tracks 7, 8 und 12 lassen in mir schon vorm ersten Anhören den Verdacht aufkommen, dass hier gleich Sleaze-Rock aus den Lautsprechern erschallen könnte. Denn bei u bzw. ya statt you sowie b4 an Stelle von before denke ich immer automatisch an breitbeinig posierende Partyrocker, Zottelmähnen sowie BHs am Mikroständer. Und höre da, knapp 45 Minuten später ist die Vorahnung zur Tatsache geworden: Pure ist satt produzierter Hardrock mit ordentlichem Druck auf den elektrisch verstärkten Saiten, luftgitarrengriffreflexauslösenden Soli, alles gebender Chorusfraktion und Refrains zum Mitgrölen.
Stimmlich gibt sich Chris Laney keine Blöße und liefert auf für ihn ungewohntem Terrain eine mehr als ordentliche Leistung ab. Von den 12 Songs sind mir besonders angenehm im Ohr hängengeblieben: „I Dunno“, das an Def Leppard in ihrer Brunftzeit erinnert, „Last Man Standing“, dessen Refrain jeden Kiss-Fan begeistert zur weißen Schminke greifen lässt, die gelungene Ballade „Skin On Skin“, die eingängige Midtempo-Nummer „Get U Down“ sowie die beiden Stampfer „Make You Cry“ und „Pride B4 The Fall“ (letzteres mit feinem orientalischem Outro). Der Rest bewegt sich auf erfreulich hohem Niveau, lediglich „Make My Day“ schwingt etwas belanglos an mir vorbei und beim Opener Situation hat man trotz des groovigen Riffs den Einstieg zum Refrain so hoch angesetzt, dass es mir doch ein wenig im Zahnschmelz zieht.
Fazit:
Wer an den 80er-Nummern von Kiss, Mötley Crüe, Def Leppard oder Poison seinen Spaß hatte oder aktuell den Soundtrack zum Kinofilm The Wrestler zu seinen Favoriten zählt, kann mit dem Kauf von Pure sicherlich nichts falsch machen.