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Interview – Faun

faun-logoIch hatte bei meinem Interview doch tatsächlich das Glück, dass mir alle Mitglieder der Gruppe FAUN zur Verfügung standen.
Bevor ich allerdings anfange, möchte ich noch kurz die Musiker vorstellen:
Oliver Pade: der Organisator der Gruppe FAUN, Gesang, Schlüsselfiedel, keltische Harfe, Cister, verschiedene Lauten, diverse Percussioninstrumente
Fiona Rüggeberg: Gesang, Dudelsack, Rebab, Oud, Flöten, Chalumenaux, Pommer, versch. Rhythmusinstrumente
Elisabeth Pawelke: Gesang, verschiedene Drehleiern
Rüdiger Maul: Darabukka, Davul, Bendir, Tamborello, Riq, Berimbao, diverse Percussioninstrumente
Niel Mitra: Programming

venue: Was bedeutet der Name „Faun“?
Oliver: Das ist der Name eines Fabelwesens aus der griechischen und römischen Antike, der im Mittelalter immer noch häufig verwendet wurde. Faune sind Anhänger des Wald- und Wiesengottes Pan, der für Musik, Tanz und Liebe stand. In späterer Zeit wurde er aber immer mehr verteufelt und schließlich mit dem Teufel gleichgesetzt. Es besteht sozusagen ein gewisser Hang zur Natur.

venue: Wie ist die Gruppe Faun entstanden?
Oliver: Das kann jeder eigentlich für sich selbst beantworten. Die Gruppe gibt es schon etwas länger, früher war auch Birgit Muggenthaler dabei, die jetzt bei Schandmaul ist. Sie hat es nicht geschafft, zwei Bands unter einen Hut zu bringen. Wir haben unterdessen immer weiter nach Gleichgesinnten, die sich für diese Art von Musik interessieren, gesucht und sind mittlerweile doch eine sehr gute Mischung. Es kam einfach der eine zum anderen – so haben wir uns gefunden.

venue: Aber die Band in ihrer jetzigen Formation gibt es ja noch nicht besonders lange…
Oliver: Schon seit drei Jahren, aber Sommer 2002 ist jetzt die erste Saison mit Niel.

venue: Wie reagiert das Publikum auf euch?
Oliver: Außerordentlich fein! Wir spielen auf vielen Mittelaltermärkten, wo auch etliche Leute sind, die sich für unsere Musik interessieren. Auch über unsere CD hören wir sehr viel Positives.

venue: Ich habe bei euch Instrumente wie Drehleiern und Dudelsäcke gesehen, aber auch viele Instrumente, die ihr spielt, kenne ich gar nicht. Ich sehe die zum ersten Mal heute. Rüdiger, was ist denn das lange Holz mit der Saite und dem Bogen?
Rüdiger: Das ist ein Berimbao.

venue: Ein was?
Rüdiger: Ein Berimbao. Das kommt aus Brasilien und wird mit einem Bogen gespielt. Man kann die Geschichte dieses Instruments 16000 Jahre zurückverfolgen. Es ist quasi eines der Urinstrumente, aus denen sich später die Geige entwickelt hat.

venue: Also gehe ich recht in der Annahme, dass ihr Instrumente aus aller Welt verwendet?
Rüdiger: Kann man so sagen.

Oliver: Wir greifen das Mittelalter in unseren Texten und Themen auf, aber unsere Instrumente beziehen wir eigentlich von überallher – ja.
venue: Oliver, du hast vorhin eure mittelalterlichen Texte angesprochen. Woher bezieht ihr die denn?
Oliver: Lisa hat Runenkunde studiert, ich studiere Literatur des Mittelalters und viele mittelalterliche Texte wie altisländische Sagen oder Walther von der Vogelweide graben wir selber aus und vertonen sie.

venue: Also bekommt ihr einige Texte auch aus der Unibibliothek?
Oliver: Ja schon, was man da eben so liest. Teilweise sind auch Texte aus der Romantik dabei, also romantische Balladen, die auf das Thema Mittelalter zurückgreifen. Wir verwenden auch nicht in allen Liedern alte Sprachen, wir singen auch auf deutsch, so dass man die Texte auch verstehen kann. (Anm.d.V. Auf der CD ist auch zu jedem fremdsprachlichen Text eine Übersetzung dabei! :-) )

venue: Schreibt ihr auch eigene Texte?
Oliver: Ja, aber nicht so viele.
Lisa: Und auf lateinisch!
Oliver: Gerade haben wir auch ein Lied in lateinischer Sprache gespielt.

venue: Ihr habt auch Lieder in altnorwegischer Sprache….
Lisa: Du meinst altisländisch. (grinst)

venue: Oh, sorry,….altisländisch. Habt ihr da eine Übersetzung dafür?
Lisa: Ja, ich habe eine Übersetzung.

venue: Worum geht’s denn da?
Lisa: Es geht um den kleinen Egil (Anm.d.V.: ein Gnom) , der die Tochter eines Freundes mit Runenzaubern heilt.

venue: Aha. Ich mache jetzt einen weiten zeitlichen Sprung in die Welt der Kommunikationstechnik, der Computertechnik und des Internets. Wie seid ihr denn auf die Idee gekommen, einen Programmierer mit in eure Band aufzunehmen?
Oliver (nach einiger Zeit): Hmm… das können wir selber nicht sagen, oder? (grinst)
Fiona: Ich denke mal, diese Erweiterung entspricht unserem Musikgeschmack und man kann auch sehr gut damit experimentieren und herumprobieren, auch bei größeren Sachen.
Niel: Vor einem Jahr, als ich noch mitten in einem eigenen Elektronik – Projekt gesteckt habe (Anm.d.V.: Niel ist Resident DJ in München und Kurator des Festivals „Digital Analog“ München 2002) hat mich Fiona gefragt, ob ich nicht Lust hätte, bei FAUN einzusteigen. Aber ich war eben erst ein Jahr später richtig begeistert davon und habe dann zugesagt.

venue: Du bist ja auch noch in anderen Bereichen musikalisch aktiv.
Niel: Eigentlich komme ich aus der Techno-Ecke aber ich habe ein breites musikalisches Spektrum. Es gibt, glaube ich, keine Musikrichtung, die ich nicht irgendwann einmal gehört habe und gerade die mittelalterliche Musik kommt momentan wieder tierisch auf. Ich weiß nicht, ob das überhaupt einem überhaupt so auffällt, aber die Harmonik der Mittelaltermusik und die Harmonik der neuzeitlichen Musik, vor allem der 90er sind sich in ihrem Aufbau sehr verwandt und ähnlich. Das passt, finde ich, wie die Faust auf ’s Auge… auch wenn mir das keiner glaubt. (grinst)

venue: Ja jetzt, wo du es sagst! (grinst)(Anm.d.V.: So unrecht hat er damit gar nicht!) Man kann ja auch viele einzelne Motive in der elektronischen Musik miteinander kombinieren und somit völlig neue Sounds schaffen…
Niel: Ja, total! Das lässt sich wunderbar kombinieren, obwohl meine Hauptaufgabe zuhause ja darin besteht, auf der Basis eines statischen Drumsounds und einem elektronischen Schlagzeugs ein Hybrid aus statischem und dynamischen Sound zu basteln.

venue: Hört sich echt interessant an, reicht aber glaub‘ ich erst mal für das Interview… Aber nun zu eurer Homepage. Ihr seid im Internet unter zu finden.
Oliver: Genau, das ist der Plural dieses Fabelwesens Faun: der Faun, die Faune. Unter findet man nämlich nur Baukräne, Beton-Mischmaschinen und so Sachen. (grinst)

venue: Naja, das interessiert mich jetzt weniger… (grinst)
Oliver: Eben. Und auf unserer Homepage findet man jede Menge Infos über die Band, Konzerttermine und diesen wunderbaren Tonträger (zeigt auf die Kiste mit den Faun-CDs). Ich hoffe, dass wir es als nächste Neuerung schaffen, einige Songs demnächst auch als MP3-Dateien und Downloads auf die Page zu stellen.

venue: Habt ihr da keine Bedenken, dass sich dadurch eure CD schlechter verkauft?
Niel: Es kann sowohl ein Nutzen als auch ein Schaden sein. Für FAUN wird es aber wohl eher von Nutzen sein, weil unser Name dadurch bekannter wird. Wirklich schmerzhaften Verlust hat hier vorwiegend die Musikindustrie, die dann keine Nachwuchsförderung oder ähnliches mehr vornehmen kann. Wir jedenfalls erreichen durch diese Maßnahme Leute, die man ohne Downloads und MP3s vielleicht nicht erreicht und werden dadurch etwas bekannter. Abgesehen davon ist die Qualität von MP3s in der Regel nicht so gut wie CD-Qualität.

venue: Seid ihr nur auf Festivals und Events live zu sehen oder gebt ihr auch eigene Konzerte?
Oliver: Wir kommen ja aus dem Großraum München und wir arbeiten schon daran, dort mehr eigene Konzerte zu geben, wenn der Rahmen gegeben ist. In München gibt es eine sehr schöne Konzertbühne auf der wir im September oder Oktober hoffentlich spielen können. Den ganzen Sommer sind wir aber noch unterwegs auf verschiedenen Festivals, Mittelaltermärkten, Burgfesten, Ritterturnieren auch auf dem Wave-Gotik-Treffen haben wir gespielt, also überall, wo das Thema Mittelalter – auch am Rande – vorkommt.

venue: Das kann man ja alles auf euerer Homepage nachlesen…
Oliver: Ja, die wird auch immer so aktuell wie nur möglich gehalten.

venue: Und wer kümmert sich darum?
Oliver: Das machen wir alle gemeinsam. Niel wird demnächst auch ein paar Soundeffekte und Geräusche mit einbauen.

venue: Habt ihr noch weitere Neuerungen auf der Homepage geplant?
Oliver: Abwarten. Ich denke, die Homepage wird mit der Zeit sowieso wachsen.
Lisa: Als nächstes kommt vermutlich ein Gästebuch, in dem wir mit unseren hartnäckigen Fans kommunizieren können. (grinst)

venue: Sehr gut! Gibt es bei euch in der Band eigentlich auch so eine Art Kopf oder Leiter?
Oliver: Darauf gebe ich jetzt keine Antwort! (alle lachen)

venue: Okay, dann ist die Frage, glaube ich schon beantwortet! (grinst)
Fiona: Wir spielen in 10 Minuten! (Leichte Unruhe macht sich breit)

venue: Ich bin auch gleich fertig.
FAUN: Gut! (Ruhe kehrt wieder ein… g)

venue: Was macht ihr denn, wenn ihr nicht bei FAUN Musik macht?
Oliver: Andere Musik.

venue: Gut. Und was macht ihr beruflich?
Lisa: Musik. (lacht)

venue: Nur Musik?
Rüdiger (der mit den Fingern auf einer Streichholzschachtel herumtrommelt): Trommelunterricht.

venue: Bist du Berufsschlagzeuger oder hast du irgendwann mal professionellen Unterricht gehabt?
Rüdiger: Hauptsächlich spiele ich Latin-Percussion, aber ich spiele auch andere Sachen.

venue: Gut, dann wär’s das von meiner Seite. Gibt es noch irgendetwas Weltbewegendes, dass ihr den Lesern unbedingt mitteilen wollt?

(allgemeines Überlegen…)

Venue: Irgendein intelligenter Spruch oder so? Oder habt ihr vielleicht noch irgendwelche Fragen?
(Kopfschütteln… Doch da fällt einem Bekannten von mir, der im Laufe des Abends zu FAUN gestoßen ist, noch eine Frage ein!!!)
Alex: Welcher war denn der größte Auftritt, den ihr bisher hattet?
FAUN: Das Doppelkonzert mit Garmarna.

venue: Wieviele Zuschauer waren da da?
Fiona: Die Halle war total voll! Das war schon super.

venue: Kennt ihr Garmarna wohl auch?
Fiona: Mittlerweile schon! (grinst)

venue: Okay, sonst noch was?
(keine Antwort) Gut, na dann bedanke ich mich recht herzlich bei euch allen und wünsche euch viel Erfolg bei eurem nächsten Auftritt!
Niel: … in 10 Minuten.
Fiona: … 5 Minuten… nicht mehr mal.

Venue: Na dann…. (grinst) Tschüss und danke!!
FAUN: Tschüss!

Das Interview führte Gabi.

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