Gegen 19:30 Uhr betreten wir die Freiheitshalle in Hof, bereits nach Einlass aber das stellte sich keineswegs als Fehler heraus, wir mussten nicht bei – 10 Grad in der Kälte warten und auf den ersten Blick hin ist das J.B.O.-Konzert in diesem Jahr nicht so frequentiert wie auf der SexSexSex Tour…
Sei es wie es ist, einen Platz in der ersten Reihe konnte man trotzdem vergessen da sich der vorwiegend minderjährige Anteil der Besucher gegen die Absperrung drückte noch bevor das Konzert überhaupt losging. Alle die volljährig und älter waren, zogen es vor, dem Gedränge etwas aus dem Weg zu gehen und positionierten sich diskret in der Peripherie. Nun, was mach ich dann jetzt? Nach vorne gehen?? Aufgrund meines jugendlichen Aussehens und meiner geringen Körpergröße wäre es zwar kein Problem gewesen, mich in die erste Reihe zu begeben, aber ich will ja in meinen Fotos auch nicht ständig Arme, Haare und dergleichen mehr haben und scharf sollten sie nach Möglichkeit auch noch sein. Oder soll ich hinten bleiben um dann stecknadelkopfgroße Musiker auf den Bildern zu haben? Doch während ich noch meine Wahl zwischen Skylla und Charybdis hegte, sprach mich ein Fotograf an, der meinen Fotoausweis bemerkt hatte und sagte mir, ich solle doch mit ihm in den Fotograben (das ist der Bereich zwischen Bühne und Absperrung) kommen. Ich folgte ihm also, und mein Fotografierproblem hatte sich demnach aufgeklärt.
Wir unterhielten uns noch ein Weilchen – untermalt von Fangesängen im Background – bis Support Götz Widmann auf die Bühne kam und die Hofer Fans auf J.B.O. vorbereiten sollte. Götz, der nach eigenen Angaben auf der Bühne aussieht wie Reinhard Mey investierte eine beeindruckende Menge an thematischer Vielfalt in seine Texte (es ging ausschließlich um Drogen, Frauen und Alkohol) aber trotz allem waren die 45 Minuten mit ihm äußerst unterhaltsam – es kommt ja auch immer darauf an, wie man den Stoff in Liedtext und Melodie verpackt und Songs wie „Politiker beim F*****“, „Spucken geh’n“, „Chronik meines Alkoholismus“ oder „Holland“ sind halt einfach schön, außerdem erfuhren wir von Drogen, die Männer für einen Tag zu Frauen machen oder von Dingen, die diverse Liebespärchen in der S-Bahn treiben. Götz Widmann verging wie im Fluge und der Großteil des Saales hätte gerne noch etwas mehr von ihm gehört, trotzdem dauerte es einigen ungeduldigen Fans zu lange, was sie durch Zwischenrufe wie „J.B.O.!“, „Geh nach hause!“ oder „Kitzmann!“ zum Ausdruck brachten aber Götz und den Rest wenig beeindruckte, schließlich wurde er auch mit einem anständigen Applaus entlassen.
In der folgenden Umbaupause vernahm ich den vermutlich absurdesten Sprechchor, den ich je auf einem Konzert vernommen haben und dessen Text ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Auf die ständigen „Der Stuhl muss weg!“ – Rufe reagierte Backlinerin Tina und entfernte selbigen von der Bühne worauf sie frenetischen Applaus erntete. Na gut, von mir aus.
Gerade als es anfing, langweilig zu werden, ertönte der Intro von „Wem nutzt das schon“, der schwarze Vorhang vor der Bühne fiel und Veit, Hannes, Wolfram und Ralph powerten mit ihrem Programm los. Die Anwesenden taten dergleichen und rockten kräftig mit, einige sprangen wie pubertierende Känguruhs herum und ich war langsam wirklich froh, dass ich einen Platz im Fotograben hatte. Nur weil weniger Besucher als bei der letzten Tour da waren, hieß das noch lange nicht, dass weniger los war. Die Band zog ihre Show in der gewohnten professionellen Art und Weise mit viel Witz, Spielfreude und Liebe zum Detail durch. Die Mischung aus neuen Songs wie „Ich will Lärm“, „Arschloch und Spass dabei“ oder „1001 Nacht“ und den alten Stücken, ja fast schon Klassikern wie dem guten alten „Kuschelmetal“, „Ein Fest“ „Mei Alde is im Playboy drin“ oder „Mensch ärgere dich nicht“. Damit die Zuschauer auch auf ihre Kosten kommen, hatten J.B.O. hohen Besuch eingeladen. Mr. Bob C. Marley war da und sang 2 Songs „Ka Alde ka Gschrei” und „Gimme Doop Joanna”. Da sagt man doch lieber Peace als J.B.O.! ;-)
Frage ist nur, ob das „die kleine Sirene in der ersten Reihe“ (O-Ton Vito) auch verstanden hat, die so markerschütternd gekreischt hat, dass Vito das doch glatt akustisch festhalten musste. Erwähnenswert ist zudem noch Wullies Schlagzeugsolo, bei dem er 3 Minuten lang seine Schießbude malträtierte und das Publikum in Ehrfurcht erstarren ließ. Ein Super-Mega-Extra- Lob, das Solo hatte ich nämlich bei der letzten Tour vermisst. Wolfram war offensichtlich der einzige der Band, der sich nicht für die kommenden drei Zugaben rüsten musste – und die Autogrammstunde danach, denn dabei hatte die Band doch noch ordentlich zu signieren.
Fazit: Wer anderen eine Grube gräbt, ist Bauarbeiter! Nee, mal im Ernst jetzt: Sicherlich nicht das beste Konzert der RAF-Tour, da sich das Publikum phasenweise nur schwer begeistern ließ, aber die Band hat’s wie immer gut gemacht :-)
Bericht von Gabi