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Höhlenrock 2002

hoehlenrocksa03Die Höhle rockt – Thunderdome mal anders…

„26. und 27.10.02 – Höhlenrock im Sauerland“? Was ist das denn? Nicht lange nachgedacht, Auto gepackt, Pension gebucht und hingefahren – schließlich versprechen Bands wie DORO, J.B.O., AXXIS oder MESSIAH’S KISS zwei launige Tage…

Wer kennt den „Felsendom von Balve“? Na..? Gut, so ging’s mir nämlich auch, und vor dem dürftigen Hintergrundwissen, dass die „Fantastischen Vier“ hier schon mal ein Konzert mitschnitten ließen, habe ich kaum größere Erwartungen. Aber nach viereinhalb Stunden Fahrt (für 150km – danke!) endlich im Sauerland angekommen (und leider MESSIAH’S KISS verpasst habend), trift mich fast der Schlag: 2.000 Leute feiern AXXIS ab, als gäb’s kein Morgen, und Bernhard Weiß & Co. geht’s sichtlich gut dort oben auf der Bühne.

Das ganze Ambiente ist ein einziger Augenschmaus und erschlägt mich regelrecht: Aus einer großen Höhle hatte man durch die Befestigung abgestufter Zuschauertribünen und den Aufbau einer Bühne samt Lightshow, die sogar noch größeren Headlinern zur Ehre gereicht hätten, einen einzigen, gigantischen Höhlen-Konzertsaal gemacht – so macht der Begriff „Rock“ erst wirklich Sinn..!
AXXIS verwandeln den Dome jedenfalls bereits als Support-Act in ein Tollhaus, bevor sich eines von Deutschland’s Aushängeschildern in Sachen Metal die Ehre gibt: DORO hat das Publikum (Durchschnittsalter deutlich jenseits der dreißig!) von Anfang an auf Ihrer Seite, und als bereits an zweiter Stelle „True As Steel“ erklingt, weiß ich, dass sich der Weg gelohnt hat. Das Programm setzt sich wie immer aus der gesamten, mit Highlights gespickten Karriere von Frau Pesch zusammen – ob es ganz alte („Burning The Withches“), alte (das göttliche „Für Immer“) oder neuere Sachen (u.a. vom aktuellen Album „Fight“) sind – egal: Jeder Song sitzt wie ein Fausthieb, und auch das knackige Drum-Solo lässt kaum Zeit zu verschnaufen. Sollte sich DORO, was ich ja nicht recht glauben mag, eines Tages doch noch das ewige Haare-Schütteln abgewöhnen (oder war das etwa Headbanging..?), hol‘ ich mir vielleicht auch die DVD, die an diesem Abend von sieben Kamaras mitgeschnitten wurde.

hoehlenrocksa49Der Samstag beginnt mit CASCADES, die mich mit ihrer Mucke, welche in meinen Ohren unter einer gelegentlich doch ziemlich angezogenen Handbremse leidet, allerdings nicht wirklich begeistern können. Dementsprechend wird ein bisschen über’s Gelände geschlurft und der eine oder andere Euro in CDs, T-Shirts, Pilsbier oder Döner investiert, bevor mit SCAVENGER die „Mittelband“ des Abends die Höhle rockt. Die Lokalmatadoren aus Balve tun sich verhältnismäßig leicht, die heute durchschnittlich nicht mehr ganz so betagten Anwesenden zu begeistern und schrecken auch nicht davor zurück, drei (hervorragende!) Schmachtfetzen am Stück zu schmettern. Die Eigenkompositionen werden abgerundet durch Jimi Hendrix- und Nena-Cover und so manchen anderen Coversong, und vor den euphorischen Reaktionen des Publikums können sich SCAVENGER schon mal als Gewinner des Abend fühlen, bevor mit J.B.O. die Headliner des heutigen Abends die mit 2.000 Leuten erneut ausverkaufte Höhle gefährlich laut beschallen.

Los geht’s mit „Mei Alde Is Im Playboy Drin“, gefolgt von „Arschloch Und Spaß Dabei“ und „Ein Fest“ – die Höhle steht Kopf. Eine brilliante Lightshow unterstützt die Band, der man nur gelegentlich anmerkt, dass es sich heute um das erste Konzert der Tour zur neuen Scheibe handelt und man noch nicht unbedingt entenarschtight eingespielt ist. Die sympatischen „Neuzugänge“ Wolfram (dr.) und Ralph (b.) stecken zwar ebenso wie Vito und Hannes in „Rosa Armee“- Klamotten, machen aber naturgemäß nicht halb so viel Klamauk, wie die beiden Frontblödel. Zum Raggae-Doppler „Ka Alde ka G’schrei“ und „Gimme Doop Joana“ spielt Vito auf einer Hanf-Gitarre, und während „Sex Sex Sex“ bzw. „Ich Vermisse Meine Hölle“ verwandelt tiefrotes Licht und Bühnennebel die Höhle in, ähm, ’ne Hölle.

Nach einer etwas unorthodoxen Version von „Ein Guter Tag Zum Sterben“ (an dem Schluss übt Ihr aber noch was, Jungs…) macht das Quartett erstmal Schluss, kommt aber nach frenetischen Zugabe-Rufen zu „Schlaf Kindlein Schlaf“ und schließlich auch dem „Verteidiger Des Blödsinns“ sowie „J.B.O.“ auf die Bretter – gelungen!

Vermisst habe ich zwar meinen persönlichen Favoriten, den „Hofnarren“ – trotzdem wurde ich Zeuge eines Konzertwochenendes, an das ich mich wohl noch lange erinnern werde.

Die Veranstalter sind übrigens ebenfalls sehr zufrieden mit der Premiere dieses Festivals und haben bereits den Termin für nächstes Jahr rausgerückt: Am 24. und 25. Oktober 2003 gibt es dann also wieder „Music on the Rocks“, wenn es heißt: „Höhlenrock in Balve“!

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