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11. Wave Gothic Treffen 2002

wavegotiktreffenAuch wir mischten uns unter das schwarze Volk, welches sich anlässlich des 11. Wave Gotik Treffens wieder in Leipzig versammelt hatte. Wie immer fand es zu Pfingsten statt, wie immer stand es im Schatten der Festivalgeschwister Rock am Ring und Rock im Park und wie immer interessierte genau das hier in Leipzig niemanden.

Dieses Mal mit Sonnenschein und Wärme verwöhnt, zeigten sich die dunklen Seelen gewohnt freizügig, wandelten zielsicher zwischen den Veranstaltungsstätten umher und verliehen der Statt ums neue diesen ganz eigenen unverwechselbaren Pfingstscharm.

Unsere Konzertreise konnten wir erst am Sonntag beginnen, was unserer Stimmung und der Erwartung aber keinen Abbruch tat, sollten sich doch in den nächsten zwei Tagen noch Gruppen wie The Cassandra Complex, De/Vision, Goethes Erben, Subway to Sally, In Extremo und weitere hochkarätige Akts die Ehre geben.

Sonntag, der 19.05.2002

Kaum am Haus Auensee angekommen überschwemmten mich gleich die Erinnerungen an das letzte Jahr, die fantastischen Konzerte von Zeromancer, Oomph! und den Inchtabokatables riefen sich lautstark ins Gedächtnis.
Heute waren jedoch keine mittelalterlichen oder rockigen Klänge angesagt, eher das genaue Gegenteil, die Electro- und Wavefraktionen wollten heute um die Gunst der Besucher buhlen.
Diese waren zu Beginn des Auftrittes der Bielefelder NCOR dann aber leider etwas spärlich, was es den Jungs nicht gerade erleichterte, nach einer längeren Pause wieder Schwung in die Halle zu bringen. Diejenigen die anwesend waren hatten jedoch ihre beste Stimmung mitgebracht und dem ein oder anderen waren NCOR ohnehin schon bekannt, gewannen sie doch im Jahre 2000 den Nachwuchswettbewerb „Battle of the Bands“ vom Sonic Seducer. Nach einer halben Stunde Future-Pop verabschiedeten sich NCOR von der Bühne und konnten mit ihrem Auftritt zufrieden sein.

Platz schufen sie somit für OBSC(Y)RE. Alles was sich bis dahin im Haus Auensee befand suchte den Weg zur Bühne, um den Stimmen von Sängerin Anne Wagner und Roy Bergelt zu lauschen. Ich muss ja ganz ehrlich gestehen mein Fall war es nicht, das einschlägige Publikum war da aber ganz anderer Meinung. Jeder einzelne Song wurde bejubelt und beklatscht, mitgesungen wurde, wo es eben ging und eine halbe Stunde war sowie so viel zu kurz. Nach eben dieser verließen die Lokalmatadoren die begeisterten Fanscharen und auch wir sagten auf Wiedersehen Haus Auensee, Willkommen Haus Leipzig.

Hier sollten sich THE CASSANDRA COMPLEX die Ehre geben und das sie kein Insidertipp waren konnte man an den Menschenmassen unschwer erkennen. Die Location schien einen magischen Einfluss auszuüben. Von überall strömten Menschen zum Eingang, so dass sich hier eine lange Schlange bildete. Im Inneren das selbe Bild. Das Haus quoll förmlich über, die Innentemperatur lag jetzt schon, nach gefühlter Temperatur bei weit über 30 Grad. Das hinderte aber trotzdem niemanden am ausgelassenen Tanzen als THE CASSANDRA COMPLEX die ersten Songs darboten. Begonnen wurde das Set mit eher ruhigeren Wavenummern, das sollte sich aber nahe der Halbzeit schlagartig ändern, als mit einem Mal schwere Gitarrenriffs durch den Raum flogen. Die Müdigkeit die sich ob der späten Stunde vereinzelt eingestellt hatte war wie weggeblasen und stattdessen wurde ausgetestet was der Hallenboden und der eigene Kopf noch alles aushielten. Nach 1 ½ Stunden fantastischer Performance verließen sie die Bühne, begleitet von ohrenbetäubendem Jubel und einstimmigen Zugaberufen. Und diese machten sich auch bezahlt, sie kamen zurück, um ein weiteres Stück zum Besten zu geben. Danach war jedoch endgültig Schluss, was blieb waren verschwitzte glückliche, schwarz und weiß geschminkte Gesichter.

Nun hieß es auch für uns weiter weiter, auf in die Agrahalle, wo sich THE MISSION und GOETHES ERBEN die Aufgabe gestellt hatten, die Herzen ihrer Gäste zu erobern.
Bei THE MISSION bot sich dann ein merkwürdiges Bild. Vor der Bühne schienen sich die Zuschauer förmlich zu stapeln, tanzten und klatschten, kurz um, waren richtig begeistert von dem, was auf der Bühne vollbracht wurde.
Rechts und links von diesem nicht eben kleinen Pulk saßen, schliefen und dösten dann die restlichen Anwesenden, von Entzückung hier keine Spur. Nun ja, an manchen Bands scheiden sich die Geister und es wäre ja auch super langweilig, wenn jeder das Gleiche mögen würde.
Nichts desto trotz lieferten THE MISSION eine gewohnt souveräne Show ab, die sie nach 1 ¼ Stunden zum Ende zwang.

Als letzte Band an diesem Abend wurden GOETHES ERBEN erwartet. Wohl keine andere Band vermag es auf diese Art und Weise Musik und Schauspiel miteinander zu verbinden und es lag Spannung in der Luft, als die Zeit zum Auftritt nahte. Was durfte man heute, zu dieser späten Stunde erwarten? Oswald nahm den Hörer mit auf eine Reise, beginnend beim aktuellen Album „Nichts bleibt wie es war“ und führte sie Stück für Stück in die Vergangenheit von GOETHES ERBEN. Es war ein Fest für die Sinne. Oswald hatte Tags zuvor festgestellt, dass man die Künstler auf der Bühne immer nur bis zur Hüfte sehen konnte und sich deshalb kurzer Hand eine kleine Erhöhung ’gebaut’, um dem entgegen zu wirken. Zu Anfang war noch viel Abwechslung geboten, ruhige und besinnliche Lieder machten Platz für gefühlsgeladene und drängende, teils tanzbare Stücke. Dies änderte sich aber zum Ende hin, was sich mit der Hitze in der Halle und der frühen Morgenstunde (wie hatten es bereits 2.00 Uhr) nicht sonderlich gut vertrug. Es kam Bewegung in die Massen, die Positionen wurden gewechselt. Was vorne stand ging hinter und umgekehrt.
Nach einem regulären 1 ¼ stündigen Programm verließen GOETHES ERBEN die Bühne, auf die sie aber nach kurzer Verschnaufpause durch laute Zugaberufe aufgefordert zurückkommen sollten.
Es war ein absolut würdiger Abschluss für einen großartigen Tag, der schon jetzt in uns die Vorfreude auf morgen hervorrief.

Montag, der 20.05.2002

Den letzten Tag begannen wir in der Agrahalle, in der das diesjährige Feuertanzfestival stattfinden sollte. Im letzten Jahr waren die Mittelalterfans noch im Haus Auensee untergebracht, doch die Besucherzahlen schrieen nach einer größeren Location und die Verlegung in die Agrahalle war auf jeden Fall zu begrüßen.

DADDY LONG LEGS eröffneten dann eben jenen Tanz vor einer, in den frühen Nachmittagsstunden nicht eben zu erwartenden Vielzahl von Besuchern, die bereit und willig waren, sich nach der Mischung aus Rock, Pop, Folk und EBM zu bewegen. Und sie wurden regelrecht beflügelt, denn wann bekommt man schon mal ein Schlagzeugsolo zweier Schlagzeuger zu hören und zu sehen? Dementsprechend gab es auch langanhaltenden, schon fast standing ovations verdächtigen Applaus, als DADDY LONG LEGS nach einer halben Stunde ihr Programm beendeten.

Danach folgten die Nordthüringer SCHOCK, welche sich schon zum dritten Male auf dem WGT den Besuchern präsentierten. Und auch sie hatten einen ordentlichen Fankreis mitgebracht, der zu ihrem deutschen Gothicrock die Matte fliegen ließ. Neben Songs vom aktuellen Album „Erwacht“ stellten sie auch ein neues Stück „Tanz“ vor, vom im Frühjahr nächsten Jahres erscheinenden zweiten Albums. Man darf gespannt sein, ob sich damit Michels Wunsch erfüllt, zu späterer Stunde spielen zu dürfen.

Im Werk 2 fand wir uns dann gegen 18.30 Uhr ein, um mit großer Erwartungshaltung und regelrechter Anspannung die Performance von ZERAPHINE entgegenzufiebern. Die Halle war gut gefüllt und es waren viele mit Dreadful Shadows T-Shirts bekleidete schwarze Menschen in den vorderen Reihen zu finden. Diese nahmen dann auch begeistert die Stücke vom Erstling „Kalte Sonne“ entgegen, welches bis auf „Deine Welt“ komplett gespielt wurde. Sven Friedrich war sichtlich erfreut über diese positiven Reaktionen und eben diese spürbare Zufriedenheit und Zuversicht übertrug sich ins Publikum. Er stellte dann auch noch klar, dass HELIX, als die sie in den meisten Programmen noch angekündigt waren und ZERAPHINE „dat gleiche“ sind. Zum Abschluss spielten sie dann ein Lied, welches er mit den Worten „Man wird es kennen. Ja, das wird man wohl.“ angekündigte. Und als dann die ersten Töne von Depeche Mode’s „In your room“ erklangen und Sven seine Stimme erhob, gab es kein Halten mehr. Für einen Augenblick musste sich die Band dem Applaus und den Beifallsrufen unterordnen, was sie mit strahlenden Gesichtern gerne akzeptierten.
Auch der abschließende Applaus bestätigte, dass sich ZERAPHINE schon jetzt als Liebling in den schwarzen Herzen verewigt haben.

Das letzte Konzert für uns fand wiederum in der Agrahalle statt. Diese war gegen 21.00 Uhr rappelvoll. Man wollte den Spielleuten von IN EXTREMO lauschen und diese hatten in altbekannter Tradition allerlei Feuer, Fontänen und Goldregen mitgebracht, um die Emotionen in der ohnehin schon heißen Halle überkochen zu lassen. Das ihnen das während ihres 1 ½ stündigen Auftritts gelang steht außer Frage. Nachdem verkündet wurde, dass Das letzten Einhorn heute seinen 25. Geburtstag feierte, wurde ihm auch glatt ein Ständchen gesungen. Ansonsten gab es nur eine weitere Verschnaufpause. „Es ist Zeit für ein Liebeslied.“ und „Die Gier“ erklang. Ansonsten spielten sie was das Publikum hören wollte, „Die Merseburger Zaubersprüche“, „Der Spielmannsfluch“, „Vollmond“ und „Herr Mandalais“.
Beendet wurde diese grandiose Vorstellung mit den „Merseburger Zaubersprüchen Teil 1“.

Leipzig, wir werden dich auch im nächsten Jahr zu Pfingsten besuchen.

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