Und schon war der letzte Tag des Rock Hard Festivals angebrochen. Schon zur zweiten Band des Tages war das Amphitheater prall gefüllt, dabei war es doch grade mal 13 Uhr und die Musik eine der Bands, die musikalisch etwas aus dem Rahmen fallen. Doch nicht nur weil Frontfrau Elin Larsson viele Männerherzen höher schlagen lässt, sondern wegen der Musik der Newcomer aus Schweden war das Publikum begeistert. Sicher, eine Band zum Crowdsurfen und für dicke Moshpits sind sie nicht, aber vielleicht war genau das der richtige Einstieg für den Tag. Auf das Debut der jungen Band werden sicher viele gespannt sein, bisher haben sie zwei EPs veröffentlicht.
Iron Savior schwitzen noch sichtlich von ihrem Auftritt und der Mittagshitze, während sie für die Fans und auch die von allen Bands unterschriebene Gitarre signierten.
Etwas ganz besonderes gab es dann als nächstes auf der Bühne mit Orphaned Land. Sie vermischen harten Metal mit orientalischen Klängen. Erst auf der Rock Guerilla TV DVD Nr. 23 (RH Ausgabe 315) war Holger Stratmann zu Besuch bei Orphaned Land in Israel gewesen, um sich mit Sänger Kobi Farhi und seinem palästinensischen Kumpel Abed Hathout (Khalas) über Politik, Musik und Religion zu unterhalten. Nun hat die Band einen Gegenbesuch gestartet und das direkt aufs Rock Hard Festival.
Einige Leute kann man ganz leicht glücklich machen mit einem „die geben gleich da oben Autogramme!“ – „echt?? – da muss ich hin!“. Und schon war auch der Nachwuchs daheim glücklich, denn der durfte noch nicht mit, hatte aber ausdrücklich Fotos verlangt – und nun sollte es gleich auch noch ein Autogramm werden ;)
Viel Moshpit und Crowdsurfer waren zwar immer noch nicht unterwegs, aber es blieb voll und die Stimmung gut.
Als Überraschungsgast spielte dann Marcus Siepen von Blind Guardian mit Orphaned Land zusammen die Songs „Brother“ und „Birth Of The Three“. 2015 können wir dann Orphaned Land zusammen mit Blind Guardian auf Tour erleben – was hier direkt angekündigt wurde. Ein besonderes Schmankerl des eh absolut überzeugenden Auftritts. Man merkt – wie auch Sänger Kobi Farhi ansagt – Musik verbindet einfach. Alter, Religion und dergleichen sind da vollkommen egal.
Für die Band ging es nach dem Auftritt direkt hoch zur Autogrammstunde, eine Verschnaufpause blieb nicht, da sie einen engen Terminplan hatten und direkt wieder los mussten. Für ein Gruppenfoto nach Ende der Autogrammstunde hatten sie dann aber doch schnell noch ein paar Sekunden übrig ;)
Die nächsten auf der Bühne waren Insomnium, deren Musik definitiv besser in die Abendstunden gepasst hätte. Aber auch so gaben sie auf der Bühne alles – und die Fans vor allem in den ersten Reihen auch (sie standen schließlich im Schatten). Einige andere schwächelten aber, war es nun doch richtig warm unten im Kessel.
Zwischendurch gibt es zawr kurz Soundprobleme, aber ansonsten ist es ein richtig ordentlicher Auftritt. Einen Keyboarder haben sie – wie Orphaned Land auch – nicht mit dabei, aber es stört niemanden, dass diese Parts von Band eingespielt werden. Ein bisschen voller hätte es sein können, aber dadurch ließen sich die Finnen nicht irritieren und spielten vor allem Songs von ihrem neuen Album.
Vielleicht standen auch schon einige für Annihilators Autogrammstunde an, denn die Schlange war so lang, dass definitiv nicht alle dran kommen würden. Da beschloss die Band kurzerhand, nach der letzten Band am Zelt noch eine zweite Autogrammstunde zu geben. Daumen hoch dafür!
Bereits 25 Jahre auf dem Buckel haben Monster Magnet, die nun die Bühne entern. Von dern Gründungsmitgliedern ist zwar nur noch Dave Wyndorf dabei, aber ich war auch gespannt, wie der Auftritt wohl werden würde. An die Single „Space Lord“ vom Album „Powertrip“ aus dem Jahr 1998 kann ich mich noch gut erinnern – lief sie doch jedes Wochenende in der Disco.
Natürlich war das dann auch der Abschluss des Sets, der am meisten von allen Songs gefeiert wurde, doch auch der Rest konnte sich sehen lassen. Es wurden vor allem alte Songs gespielt – was viele sicher gefreut hat. Auch wenn man die Ansagen von Dave kaum verstehen konnte, tat das der Stimmung im inzwischen wieder prall gefüllten Amphitheater keinen Abbruch und es wurde richtig gerockt.
Doch nun war es so weit, der „Meister der Grimassen“ Jeff Waters betrat mit Annihilator die Bühne. Grade erst mit neuem Bassisten rissen die Kanadier alles ab, jetzt tobte die Menge. Jeff Waters flitzte über die Bühne und als Fotograf hatte man mal wieder gefühlt binnen Sekunden duzende geile Fotos mit verschiedenen Grimassen. Wahrscheinlich braucht er das einfach, um so grandios seine Gitarre zu beherrschen ;)
Songs wie „King Of The Kill“ oder „Set The World On Fire“ wurden gefeiert, ein absolutes Highlight war natürlich „Alison Hell“. Richtig genial. Alle Bandmitglieder holten das letzte aus sich heraus und als es dann nur noch 2 Songs waren, wollte die Band schon fast noch zwei Mal „Alison Hell“ spielen ;) Nein, es wurden dann „Brain Dance“ und „Human Insecticide“. Ein grandioser Auftritt, der heute wohl nicht mehr zu toppen sein würde. Einzig „Phantasmagoria“ hat für viele in der Setlist gefehlt.
Dass die Security gerne ihren Job macht und auch Spaß auf dem Rock Hard Festival hat, zeigte Lars Hauke von CCS Security, der mal in die Rolle der „anderen Seite“ schlüpfte und sich auch genüsslich über die Menge tragen ließ – Qualitätskontrolle könnte man es auch nennen ;) Man muss ja mal schauen, was die eigenen Leute so drauf haben ;)
Bei der Autogrammstunde von Testament habe ich mich dann für nen Kumpel angestellt, um dessen Kutte signieren zu lassen. Er selber musste auf dem Festival arbeiten und kam grade nicht weg. Zum Glück musste ich mich nicht ganz hinten anstellen, sondern wurde mit in die Schlange genommen – dafür gabs dann als Dankeschön ein Foto mit Sänger Chuck Billy. Und zwar ein ganz besonderes, denn nicht jeder Fan hat das Cover des Albums „Dark Roots Of Earth“ über den Rücken tätowiert. Vielen Dank noch mal für die Hilfe bei der Autogrammstunde! Sonst hätte ich es nicht geschafft, musste ich doch bei der nächsten Band wieder im Fotograben sein..
Nach dem Oberkracher Annihilator hatten es Tesla deutlich schwerer, das Publikum zu begeistern, viele brauchten wohl auch schlichtweg eine Pause und etwas Schatten. Das Hardrock-Urgestein hat auch schon 30 Jahre zusammen auf dem Buckel und dabei nur eine einzige Neubesetzung seit 1984 mit Dave Rude an der Gitarre mit dabei. Das muss man auch erst einmal schaffen!
Die Band gab auf der Bühne jedenfalls alles und im Laufe des Auftritts wurde auch die Stimmung wieder besser. Vielleicht lag es an den Songs, vielleicht hatten aber auch viele inzwischen genug Flüssigkeit nachgetankt, um wieder richtig mitmachen zu können. So wurde die Band am Schluss doch noch gut gefeiert, auch wenn es doch nicht mehr so voll wurde wie bei der Band zuvor.
Währenddessen schrieben sich Blues Pills die Finger wund und man konnte nicht nur die hübsche Sängerin, sondern auch die anderen durchweg sympatischen Bandmitglieder einmal von Nahem erleben. Noch reichlich schüchtern lächtelten sie für und mit den Fans und signierten was das Zeug hielt. (bevor Annihilator dies dann zum zweiten Mal an diesem Tag machten)
Tja, und dann war es auch schon so weit: der Headliner Testament stand auf der Bühne. Doch eigentlich hätten Annihilator heute diese Position verdient gehabt, denn Testament konnte da definitiv nicht mithalten, auch wenn ihre Fans sie feierten und es vor der Bühne voll war. Der Sound hätte auf jeden Fall besser sein können und müssen. Die Bandmitglieder um Chuck Billy, dessen Gesangsperformance einiges zu wünschen übrig ließ, rockten zwar gut ab und auf der Bühne war Stimmung, doch vollkommen überzeugen konnten sie trotz cooler Pyros heute nicht, wobei die Setlist auf einen richtig guten Abschluss des Festivals schließen ließ. Nun ja, es muss ja auch nicht jedem gefallen.
Eigentlich waren auch Megadeth als Sonntagsheadliner geplant gewesen, doch 3 Wochen vor dem Festival mussten sie ihren Auftritt absagen und Testament waren eingesprungen. Allerdings konnten sie viele enttäuschte Fans vor allem mit ihrem nicht so grandiosen Auftritt dafür entschädigen.
Auf jeden Fall insgesamt ein super-Sonne Festival mit viel guter Stimmung, meist gutem Sound, vielen netten Leuten, einer tollen Security und prima Bands. Allen voran Carcass, Obituary und die beiden Oberhighlights Annihilator und Sacred Reich. Mal schauen, was für Bands uns das nächste Jahr so bringt! Rock on!
Sonntag – 08. Juni
Running Order:
12:00 – 12:40 – IRON SAVIOR
13:00 – 13:40 – BLUES PILLS
14:05 – 14:50 – ORPHANED LAND
15:15 – 16:00 – INSOMNIUM
16:30 – 17:40 – MONSTER MAGNET
18:10 – 19:30 – ANNIHILATOR
19:50 – 21:00 – TESLA
21:30 – 23:00 – TESTAMENT
Autogrammstunden:
14:00 – 14:45 – IRON SAVIOR
15:15 – 15:45 – ORPHANED LAND
16:00 – 16:45 – ANNIHILATOR
17:00 – 17:45 – INSOMNIUM
19:00 – 19:45 – TESTAMENT
20:00 – 20:45 – BLUES PILLS