Wer meine Album Ankündigung gelesen hat, der kann sich vielleicht auch denken, dass es mir nicht leicht gefallen ist, diese Rezension zu schreiben. Denn ich habe nicht nur einige Background-Chöre eingesungen oder ein bisschen geklatscht – ich durfte auch ab und zu meinen Senf zu den Songs abgeben und hatte somit das Glück, einen kleinen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Albums und der einzelnen Songs zu bekommen.
Es hat eine Weile gedauert, bis der aktuelle Longplayer fertig war – genauer gesagt stolze 4 Jahre. Und seitdem ist wieder einiges passiert bei Winterland. Die Jungs haben einige Akustik-Konzerte gegeben, Videos gedreht und so eben mal den Sänger ausgetauscht. Statt Thorsten Fries ist wieder wie gewohnt Stephan Hugo am Mikrophon zu hören. Thorsten bringt sich aber weiterhin bei den Texten und einigen Melodien ein.
Und auch wenn sich einiges geändert hat: Die Band Winterland selbst ist sich treu geblieben. Man singt deutschsprachige Texte mit tiefgründigen Botschaften, kombiniert mit einem eingängigen rockigen Melodic-Rock-Gewand, was auch live sehr gut funktionieren wird.
Line-Up:
- Stephan Hugo – Gesang, Gitarre
- Markus Pfeffer – Gitarre, Keyboards, Chorgesang
- Thomas Rieder – Schlagzeug, Percussion
- Harald Pfeil – Bass
sowie
- Thorsten Fries – Texte, Melodien
Gäste bei CD-Aufnahmen:
- Jürgen Walzer – Gitarre, Chorgesang
- Heike Dechert – Chorgesang
- Tobias Herrmann – Chorgesang, Percussion
- Andrea Jaeckel-Dobschat – Chorgesang
- Sascha Kleinophorst – Chorgesang
- Charly Knaup – Bass
- Jutta Mitschke – Chorgesang
- Daniel Ott – Chorgesang
- Ines Pawlowski – Chorgesang
- Thomas Rieder – Percussion
- Annette Schmitt – Chorgesang
- Wolfgang Sing – Akustik-Gitarre, Chorgesang
- Volker Wenzel – Chorgesang
Tracklist:
- Ewige Beginner
- Wintermeer
- Ein Leben lang
- Glaubst du
- Auf meinem Weg
- Sehnsucht
- Domino
- ! (Ausrufezeichen)
- Aufbruch (Instrumental)
- Geradeaus
- …immer weiter
- Tagträumer
- Keine Zeit
- Wer weiss wohin
- Ein Leben lang (Reprise)
- Aus und vorbei
- Freiheit (Instrumental)
- Abendstern
- Glaubst du (Piano Version)
- Wintermeer (Instrumental)
„Ein Leben lang“ – so lautet der vielsagende Titel des Albums, das stolze 20 Songs enthält. Man begibt sich auf die Reise des Lebens mit allen Höhen und Tiefen, fühlt sich in den Texten selbst oft ertappt und darf dazu dem ohrwurmverdächtigen Melo-Rock mit 80er Einflüssen lauschen. Von kantigeren Rocksongs wie „Domino“ und „Aus und vorbei“ bis hin zu Balladen wie „Wintermeer“ und „! (Ausrufezeichen)“, instrumentalen Songs wie „Aufbruch“ oder „Freiheit“ und einer Coverversion des Purple Schulz Klassikers „Sehnsucht“ ist alles auf der CD vertreten. Neuerdings sind die Songs zusätzlich mit Ethnoelementen (es lebe die Udu-Drum), Klavier und Streicherparts aufgehübscht und der ab und zu eingesetzte tiefe 8-saitige Bass ist für mich das gewisse i-Tüpfelchen.
Bei der Frage nach meinem ganz persönlichen Lieblingssong muss ich immer „Ein Leben lang“ antworten. Der eingängige Refrain, die rockigen Riffs und Stephans melancholischer und charismatischer Gesang haben es mir einfach angetan – auch wenn ich normalerweise eher auf die härteren Klänge stehe. Dieses Verlangen stillt dann aber „Domino“ mit seinen kantigen Rock-Riffs und den anspruchsvollen Bass-Parts. Beeindruckend ist auch die Coverversion des Purple Schulz-Klassikers „Sehnsucht“. Bis ins letzte Detail durchdacht, mit einem moderneren Soundgewand ausgestattet könnte der Song auch aus der Feder von Winterland stammen. Und ich glaube in die Schublade will ich Winterland auch stecken. Ich bin kein Fan von Schubladen – aber ich versuche unseren Lesern immer zu vermitteln, um welche Musik es gerade geht und das was Winterland machen, kenne ich aus den 80er Jahren. Ehrlicher Deutschrock, bei dem man entweder abfeiern kann oder auch mal über die Texte nachdenken muss!
Ein ganz besonderes Schmankerl ist der Song „Aus und Vorbei“, der auf der 2003 erschienenen CD „perSonality“ zu finden war. Dort allerdings in englischer Sprache mit dem Titel „In The End“. Und auch der 2010 erschienene Song „Abendstern“ wurde neu eingespielt und eingesungen – diesmal mit Stephan am Mikrophon, was mir persönlich sehr gut gefällt. Stephans Stimme ist eine perfekte Mischung aus düsteren Gothic-angehauchten Klängen und freundlichen, teils hellen Nuancen. Die beste Voraussetzung also, für eine gesangliche Bandbreite, die wirklich jedes Gefühl ausdrücken kann und das beherrscht nicht jeder.
Und auch die Gitarrenskills von Markus Pfeffer kommen nicht zu kurz. In den beiden Instrumental-Songs „Freiheit“ und „Aufbruch“ zeigt er was er kann – mal mit akustischer, mal mit elektrischer Gitarre.
Fazit:
Ich könnte noch viel mehr über die Songs schreiben, weil alle so herrlich vielfältig sind, aber dann würde ich Euch die Überraschung verderben. In das Album „Ein Leben lang“ muss man reingehört haben, wenn man auf anspruchsvollen Deutschrock mit Gefühl und Charisma steht. Ich hoffe, dass die sympathischen Jungs aus Kaiserslautern einen riesen Erfolg landen mit der Scheibe!
10 Antworten
Super geschrieben und DANKE für die lobenden Worte! Und um ein paar Blumen en retour zurück zu geben: Man merkt auch, wieviel Herzblut in deiner Rezension steckt! :-)
Markus Pfeffer liked this on Facebook.
Eine wirklich schön geschriebene CD-Kritik!
Danke :)
Martin Vogel liked this on Facebook.
Birgit Lingen liked this on Facebook.
Kann Birgit zur zustimmen. Da hat sich jemand wirklich Mühe gegeben, Lesern Inhalte und Wissenswertes zu vermitteln. (y) (y) (y) (y) (y) (y)
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