„In Medias Res“ ist das erste Album von Sebastian Lohse, der den meisten durch sein Mitwirken als Sänger, Texter und Komponist der Band „Letzte Instanz“ (1998 – 2004) bekannt sein dürfte. Geboren wurde er am 24.03.1978 in Wolgast und ab seinem 5. Lebensjahr bekam er Unterricht in Flöte, Klarinette, Gitarre und Klavier. Da war es klar, dass Sebastian nach seinem Abitur ein Studium an der TU Dresden in den Fächern Musikwissenschaft, Soziologie und Italienisch begann. Sein Gesangsstudium absolvierte er bei Victoria Promny. Zusätzlich machte Sebastian noch eine Schauspielausbildung für Sängerinterpretation bei Thea Elster. Mit ihr war er 2005 in der Inszenierung ihres Grasshoffprojektes tätig. Auf der Suche nach einem geeigneten Pianisten begegnete er Clemens Pötzsch, der eine aussergewöhnliche Begabung für Komposition und Arrangements aufweisen kann. 2007 war es nun soweit: Die Premiere des Liederprogrammes „In Medias Res – Neue Lieder“ mit dem Pianisten Clemens Pötzsch unter Regie von Thea Elster. Der Titel dieses ersten Albums, welches am 24.10.08 erscheint ist ein Zitat aus der „Dichtkunst“ des Horaz und bedeutet „in die Mitte der Dinge“, umgangssprachlich, „zum Kern der Sache kommen“. Und die CD bedient wirklich den Titel in vielen Facetten. Mit rund 40 Konzerten im ganzen Land war ein Grundstein für die Veröffentlichung der CD gelegt.
Bei der Einspielung der CD wirkten mit:
- SEBASTIAN LOHSE – Gesang, Gitarre
- CLEMENS PÖTZSCH – Piano, Ziehharmonika
- FLORENZ LAUER – Schlagzeug, Percussion
- RENE BORNSTEIN – Bassgitarre, Kontrabass
- MARIA GEISSLER – Violine
- ALEXANDER WILL – Cello
- MARTIN BRÖMSEL – Viola
- ROBERT CHRISTIAN SCHUSTER – Fagott
- PAUL BERBERICH – Flöte
- FRIEDEMANN SEIDLITZ – Klarinette
- DANIELA ENDMANN – Oboe
- BURKHARDT HAMMERMANN – Tuba
- CHRISTIAN RIEN – Trompete
- THOMAS SCHÖNFELD – Posaune
- SERGIU TIRLEA – Horn
- ANEKI KRÖNERT, STEPHANIE HAAK, JENNY HUMANN – Gesang
- BIRGIT ERBE – Akkordeon
- JÜRGEN KARTHE – Bandoneon
- FRIEDER ZIMMERMANN – E-Gitarre
- ALINE KHOURI – Harfe
Tracklist:
- Leicht Gepäck
- Anrede
- Das Maerchen Vom Reichtum Und Der Not
- Auch der Sommer Verschwand
- Bukolos
- Jenny
- Der Stadtstreicher Lied
- Die Sonntagshose
- Grosse Anzeige
- Belvedere
- Alptraum
- Gegen Den Strich
- Land Unter
- Parkidylle
- Aufgewachsen…
- Barsofa
- Der Rufer
- Du Warst Von Anfang Mir Verwandt
- Tango
- Mit Gedämpfter Stimme
- Kopfkino
Seine Songs sind im Großen und Ganzen betrachtet eine Verbeugung vor den Chansons, die bekanntlich aus Frankreich stammen. Etwas ganz anderes als das, was er vorher gemacht hat. Oder doch nicht? Er verließ die berühmte Dresdner Band „Letzte Instanz“, um sein eigenes Ding zu machen – seine eigenen Songs nur noch akustisch vorzustellen. Und das mit ganz viel theatralischen Elementen. Er will das Publikum zum Nachdenken anregen, will es emotional bewegen und das mit viel Herz, Verstand und einer Portion Humor, damit es nicht zu trocken rüberkommt. Schon Sebastians Stimme zieht den Hörer in den Bann und – der ein oder andere mag es mir vielleicht übel nehmen – mich erinnert er manchmal ein wenig an Udo Jürgens. Die Ausdruckskraft seiner Stimme ist es, was die Texte so angenehm leicht erscheinen lässt. Vorbilder spielen bei seiner Musik aber anscheinend keine Rolle. Ich kann keine direkten Parallelen zu anderen Künstlern entdecken. Vielmehr hält er sich an Kurt Tucholskys „Welttheater in 3 Minuten“. Seine Songs ähneln den politischen Liedern der 20er Jahre und übt Kritik an änderbaren Katastrophen wie Krieg, Entfremdung, Intoleranz und Denkfaulheit. Er sucht die Nähe zu den Leuten und will sich einmischen. Zwischenmenschliches und die Beziehung zwischen Mann und Frau kommen neben der Politik aber auch nicht zu kurz. Für die Umsetzung und Aufnahme seiner Songs, unter denen auch drei Lieder aus seinen „Letzte Instanz“-Zeiten sind, hat er sich neben Pianist Clemens Pötzsch ein großes Ensemble genommen. Von Klassik bis hin zur heutigen Musiksprache zu Texten von Thea Elster, Andreas Reimann, Arseni Tarkowski, Georg Herwegh, Adolf Glassbrenner und Paul Verlaine ist auf der CD alles zu finden. Aber nun zurück zu Lohses Stimme, die einen Klang besitzt, dass man einfach loslassen will. Hier merkt man, dass kein Laie am Werk ist. Jeder Ton wird perfekt getroffen und die Aussprache könnte nicht besser sein. „In Medias Res“: Anspruchsvoll, faszinierend und einfach nur schön. Man will beim Hören der Stücke (Songs ist ja eigentlich nicht das richtige Wort) auch gerne etwas sehen. Das ist das einzige, was fehlt. 9/10 Punkte.