Die Schublade des Rock’n’Roll ist in den letzten Jahren relativ groß geworden. Ständig gibt es neue Spielarten, jeder möchte natürlich eine völlig moderne Art des 50er Jahre Rock’n’Roll spielen und somit dem klassischen Rock’n’Roll wieder mehr Leben einhauchen. So auch „The Fires“ aus der Schweiz – drei Jungs, die sage und schreibe ein Durchschnittsalter von 16,5 Jahren haben. Auf dem aktuellen Album „Newschool Revival“ mischen sie den Sound der 50er Jahre mit Elementen des Rock, Pop, Blues und sogar Latin. Seit 2007 machen die Jungspunde schon gemeinsam Musik und seitdem haben sie knapp 200 Konzerte gespielt – letztes Jahr waren es schon 50 Stück und drei davon im Ausland. Zwei Tourneen führte die Band durch Russland und sie supportete Mika und einige ganz Große aus der Rock’n’Roll Szene wie z.B. Jerry Lee Lewis und Brian Setzer. Daher wundert es mich eigentlich, dass „The Fires“ in ihrer Heimat eher ein Geheimtipp sind und auch an mir völlig vorbeigegangen sind. „Newschool Revival“ enthält 12 neue Songs, bei denen sie den Flair von damals in eine schmissige zeitgemäße Produktion gepackt haben. Ob diese Kombination funktioniert – lest selbst.
Line-Up:
- Phil Daniels – drums, lead vocals
- John Lucas – electric bass, vocals
- Michael Stevens – guitars, vocals
Tracklist:
- Rock’n’roll Star
- Hello
- Love At First Sight
- Man Magnet
- Crush Panic
- Find That Girl (The One)
- Cause I Love You
- Shut Up
- In It To Win It
- Speechless
- Newschool Revival
- The Wake Up Song
Mein erster Eindruck, als ich die CD zum ersten Mal in den Händen halte: Ich werde von drei jungen Musikern in weissen Anzügen angestarrt, von denen der Frontmann lässig im Morten Harket (a-ha)-Style über die Sonnenbrille blinzelt. Das Image wirkt auf den ersten Blick ganz schön draufgängerisch und verdammt cool. Beim Lesen des Line-Ups fällt dann sofort auf, dass dieser besagte Frontmann auch gleichzeitig die Lead-Vocals UND den Schlagzeug-Part übernimmt. Findet man auch eher selten. Zum Opener mit dem unwiderstehlichen Ohrwurmrefrain wurde ein Video auf dem Hollywood Blvd. gedreht, was schon ganz schön einen auf dicke Hose macht. Cooler Song, der gleich mal zeigt, wo der Hammer hängt und wo die Jungs mal hin wollen. Ein weiterer Kracher ist „Hello“, bei dem man einfach mit dem Fuß mit zucken muss und Front-Drummer Phil seine Rock’n’Rolligste Stimme auspackt, die er besitzt. Die Gesangs-Parts wurden übrigens zum größten Teil stilgerecht in Los Angeles aufgenommen. In den Aalglatten Schmachtfetzen „Love At First Sight“ verliebt man sich schon beim ersten Hördurchgang und „Man Magnet“ schmalzt auf gleicher Ebene weiter, dass sich einem fast die Pomade in den Haaren verflüssigt. Jungs, Ihr kommt bei den beiden Songs übrigens verdammt niedlich rüber – nehmt’s mir nicht übel ;-)
Wesentlich schneller geht’s wieder mit „Crush Panic“ weiter, der mit einem relativ flotten Rhythmus und fetten Bass auch den Letzten wieder aus den süßen Träumen holt. Aber nach „Find That Girl (The One)“ kommen die Damen mit dem Liebeslied „Cause I Love You“ wieder voll auf ihre Kosten – mit einer Menge „schuwapp“, „uuuh“ und „aaah“ und allem was so dazugehört. Weg von dem Klang in der Stimme, der Mädels zum Schmelzen bringt, hin zu einem verdammt rockigen Part. „Shut Up“ ist ein echter Rock’n’Roll Kracher zum Mitzappeln und Mitsingen – inklusive einem Mitsingteil für live-Konzerte und einem Mörder-Gitarrensolo. „In It To Win It“ und „Speechless“ plätschern leider irgendwie an mir vorbei und der Titelsong „Newschool Revival“ weckt mal wieder echtes Interesse in mir. Der kommt allerdings in den Strophen arg unmotiviert rüber und „The Wake Up Song“ will mich auch net so wirklich aufwecken – erst der Reggae-Part lässt mich aufhorchen. Aber als Totalausfälle würde ich die Songs nun nicht bezeichnen. Es ist eher ein wenig die Luft raus, was die Scheibe aber nun nicht zu einem schlechten Album macht.
Tja kann ich die Scheibe nun empfehlen oder nicht? Im Gegensatz zu ihren Kollegen von „The Baseballs“ und „Dick Brave & The Backbeats“ haben sich die Jungspunde von „The Fires“ vor allem auf neue Kompositionen konzentriert und haben dem Ganzen einen Hollywood-Flair verpasst. Das heisst, die Produktion ist verdammt Radiotauglich und an vielen Stellen sehr glatt ausgefallen, was natürlich in gewissem Maße zum Stil der Musik gehört. Zu meckern gibt hier fast nichts, ausser dass die Scheibe eben ab dem neunten Song etwas abflacht und es mir etwas schwer fällt, diese Art von Musik mit den jungen Musikern zu verbinden – man hört doch deutlich heraus, dass hier ganz junge Musiker am Werk sind. Somit war es auch gut, dass gerade der Älteste des Trios die Lead Vocals übernommen hat. Eine Scheibe, die Fans des Genres mal antesten sollten.